Das Parsifal-Mosaik
Entscheidungen bewirkten nur sehr wenig; das, was wir leisteten, war für die Männer ganz oben an der Spitze nicht wichtig. Aber ein Geschenk habe ich ihnen gegeben, das uns beiden diente und der Welt auch. Ich habe Anthony Matthias vor der kubanischen Falle bewahrt, die ihn den Ministerposten gekostet hätte. Ich habe es getan, weil ich an ihn glaubte und nicht an die Wahnsinnigen, die für eine Weile in meiner Regierung so viel Einfluß hatten.«
»Ja, das hat er mir gesagt. Es wäre sein Untergang gewesen. Auf dieser Basis - wegen Ihres Glaubens an ihn - hat er mich auch gebeten, Sie zu besuchen. Das muß aufhören, Leon ... entschuldigen Sie, Alexei. Er weiß, weshalb Sie das alles getan hatten, aber es muß aufhören.«
Kaljasins Blick wanderte zu Jenna hinüber. »Wo ist der Haß in Ihren Augen, junge Frau? Er muß doch dasein.«
»Ich will Sie nicht belügen, ich spüre ihn, aber gleichzeitig versuche ich zu verstehen.«
»Es mußte getan werden; es gab keinen anderen Weg. Anton mußte von dem Schemen befreit werden, der Mikhail für ihn war. Er mußte wissen, daß er weit weg von der Regierung war, mit anderen Interessen befaßt, anderen Dingen nachging. Er hatte solche Angst, sein ... sein Sohn ... könnte von seiner Arbeit hören und kommen, um ihn davon abzubringen.« Kaljasin wandte sich wiederum an Havelock. »Er schaffte es einfach nicht, Sie aus seinen Gedanken zu verdrängen.«
»Billigte er das, was Sie taten?« fragte Michael. »Er ignorierte es, glaube ich, und ein Teil seiner Person ekelte sich über sich selbst. Seine Kräfte verließen ihn damals schon rapide.« »Er hat Sie nie gefragt, wie Sie an Männer in Moskau herantraten, die das liefern sollten, was Sie brauchten?«
»Niemals. Bedenken Sie, die Welt, in der Sie und ich lebten, war für ihn sehr unwichtig. Und dann wurde alles ein Chaos ...«
»Geriet außer Kontrolle?« fragte Jenna.
»Ja, junge Frau. Die Dinge, die wir hörten, waren so unglaublich, so schrecklich. Eine Frau, die an einem Strand getötet worden war ...« »Was haben Sie denn erwartet?« fragte Havelock, der sich nur mühsam beherrschen konnte. Zwei, drei geistesgestörte alte Männer. »Nicht das. Wir waren keine Mörder. Anton hatte Anweisung gegeben, daß man Miß Karras nach Prag zurückschicken und ihre Kontakte überwachen sollte. Am Ende hätte man ihre Unschuld beweisen können.«
»Und diese Befehle sind aufgefangen und verändert worden.« »An dem Punkt konnte er bereits nichts mehr tun. Sie waren verschwunden, und er wurde schließlich völlig verrückt.« »Verschwunden? Ich verschwunden?«
»Das hatte man ihm gesagt. Daraufhin brach er zusammen, verlor völlig den Verstand. Er dachte, er hätte Sie auch getötet. Das war der Schock, der ihm schließlich den Rest gab.« »Woher wissen Sie das?« bedrängte ihn Michael. Kaljasin zögerte, seine wäßrigen Augen blinzelten. »Da war noch jemand, ein Arzt. Er hat es herausgefunden.« »Raymond Alexander«, sagte Havelock. »Ja.«
»Sie erwähnten ihn, als ich Sie aus Europa anrief.« »Ich hatte Angst. Ich dachte, Sie würden vielleicht mit jemandem sprechen, der ihn in Antons Haus gesehen hatte; er war sehr oft dort. Ich wollte Ihnen einen vollkommen akzeptablen Grund für seine Versuche liefern, Sie von ihm fernzuhalten.« »Warum?«
»Weil aus Alexander dem Großen Alexander der Kranke geworden war. Sie waren nicht hier, Sie wissen das nicht. Er schreibt nur noch ganz selten. Er trinkt sehr viel, weil er die Anspannung nicht ertragen kann. Man konnte es mit dem Tod seiner Frau erklären.« »Matthias hat mir gesagt, Sie hätten auch eine Frau gehabt«, sagte Michael, dessen feinem Ohr eine Nuance in Kaljasins Stimme aufgefallen war. »In Kalifornien. Sie ist gestorben, und er hat Sie dazu überredet, hierher ins Shenandoah-Tal zu kommen.« »Ich hatte eine Frau, Mikhail. In Moskau. Sie ist von den Soldaten Stalins getötet worden, an dessen Vernichtung ich mitgeholfen habe. Stalin kam aus den Reihen der Voennaja.« »Es tut mir leid.«
Irgendwo in dem kleinen Haus war ein kurzes Klappern zu hören, lauter als das Trommeln des Regens draußen. Jenna sah Havelock an.
»Das ist nichts«, sagte Kaljasin. »Da ist ein Stück Holz, ein Keil, ich schiebe ihn in windigen Nächten unter diese alte Tür.« Der alte Mann lehnte sich in seinen Sessel zurück und stützte sein Kinn auf die dünnen Hände mit den hervortretenden Venen.
»Sie müssen ganz deutlich mit mir sprechen, Mikhail, und mir Zeit zum
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