Das Parsifal-Mosaik
Wagen sind vor wenigen Augenblicken hier mit Vollgas weggerast, mit Kurs nach Westen.« »Verlieren Sie sie nicht.«
»Keine Chance. Die Eskorte hat den Lincoln oben auf der Straße verlassen, und wir haben ein Peilgerät unter dem Kofferraum befestigt. Nicht einmal ein Erdbeben könnte es abschütteln. Wir können sie noch in zwanzig Meilen Entfernung orten. Wir haben sie.«
39
Der Nachthimmel war seltsam geteilt: hinter ihnen klares Mondlicht, vor ihnen, in der Ferne, dunkle Wolken, die den Himmel überzogen. Die beiden Limousinen rasten über die Landstraßen. Die Männer im Lincoln hatten die Aufgabe, sie zu schützen, ohne die näheren Umstände zu verstehen, während Havelock und Jenna Karras nur zu gut verstanden und Angst hatten. »Jetzt können wir uns nicht an Regeln orientieren«, sagte Michael. »Er ist zur Veränderung fähig, das ist alles, was wir wirklich von ihm wissen. Er ist mit einem bestimmten Ziel hierhergeschickt worden und ist zur anderen Seite übergelaufen.«
»Oder ist er gestolpert? Alexander sagte, Zelienski ... Kaljasin ... hätte ihnen gesagt, er fühlte sich alt und ausgepumpt, der Streß wäre ihm zu groß. Vielleicht hat er einfach nur aufgegeben und sich eine Zuflucht gesucht.«
»Bis er eine andere Aufgabe fand und sich ganz anderen Belastungen aussetzte«, sagte Jenna. »Einem Druck, der für einen Mann seines Alters aufmunternd wirkt, kann ich mir vorstellen. Er ist über siebzig, nicht wahr?« »Ja, ungefähr.«
»Denk einmal nach. Das Ende kommt vielleicht noch lange nicht, aber es ist immerhin in Sicht. Und während du dich dem Ende näherst, stellst du plötzlich fest, daß du eine außergewöhnliche Lösung entdeckt hast, von der du glaubst, daß die Welt sie dringend braucht, diese Lektion. Was tust du?«
Havelock sah sie an. »Das ist es ja, was mir solche Angst macht. Wie kann ich ihn dazu bringen, daß er einen Schritt macht?« »Ich wollte, ich wüßte darauf eine Antwort.« Jenna blickte zur Windschutzscheibe und sah die Wassertropfen, die sich auf dem Glas bildeten. »Wir fahren in den Regen hinein«, sagte sie. »Es sei denn, es gäbe eine andere Lösung«, überlegte Michael weiter und schaltete die Scheibenwischer ein. »Wenn man eine Lektion gegen eine andere austauschen könnte.« »Was?«
»Ich bin nicht sicher, ich weiß es nicht.« Havelock griff nach dem Mikrofon, zog es zu sich heran. »Eskorte, sind Sie da?« »Etwa hundert Meter hinter Ihnen, >Steril Fünf<.« »Werden Sie langsamer, und halten Sie mindestens eineinhalb Meilen Abstand. Wir kommen jetzt in das Gebiet, und für eine Menge Leute sind Sie deutlich als Regierungsfahrzeug zu erkennen. -Ich will nicht, daß man eine Verbindung zwischen uns herstellt oder irgend jemand auch nur neugierig wird. Wenn der Mann, mit dem ich den Kontakt herstellen will, auch nur den leisesten Verdacht bekommt, will ich lieber gar nicht erst an die Folgen denken.« »Der Abstand gefällt uns nicht«, sagte die Eskorte. »Tut mir leid, aber das ist ein Befehl. Bleiben Sie außer Sichtweite. Sie kennen das Ziel; nehmen Sie die Bergstraße, die ich Ihnen beschrieben habe. Fahren Sie etwa eine halbe Meile hinauf. Dort werden wir sein.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, den Befehl zu wiederholen, Sir?«
Das tat Michael. »Ist das klar?« »Ja, >Steril Fünf<. Jetzt haben wir es auf Band.«
Der schmutzbedeckte Wage n fuhr in den Regenschauer hinein. Staub und Schlamm lösten sich in dem Wolkenbruch auf. Die Scheibenwischer huschten über die Windschutzscheibe.
Der Fahrer bog in eine lange Kurve, als das rote Signallicht an dem Radioverstärker plötzlich zu glühen anfing.
»Wir sind auf einer anderen Frequenz«, sagte der Mann auf dem Beifahrersitz und griff nach dem Mikrofon. »Ja?« sagte er. »Süden?« »Wir sind hier.«
»Victor. Ich nähere mich Warrenton auf der Sechsundsechzig. Wo sind Sie?«
Der Mann mit dem Mikrofon studierte die Landkarte, die er auf dem Schoß hielt, richtete den Strahl einer dünnen Taschenlampe darauf. »Nördlich auf der Siebzehn, Richtung Marshall. Sie können ihn in Warrenton übernehmen.« »Zustand?«
»Normal. Wir vermuten, daß sie, sobald sie Marshall erreicht haben, entweder nördlich auf der Siebzehn weiterfahren oder auf der Front Royal Road nach Westen. Die Kurven werden jetzt haarig; wir kommen in die Berge.«
»Wir haben dort oben Leute, die beide Routen überwachen. Ich möchte wissen, welche Straße sie ne hmen und welchen Abstand >Steril Fünf< und seine
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