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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Freunde, allen voran das junge Inselmädchen, sie anstarrten, meinte sie noch: »Ich verstehe nicht, warum das so wichtig ist. H’meen hat euch wegen der Fallen zurückgerufen, aber wo die sind, kann ich euch nicht sagen.«
    Endlich fand Tonina die Sprache wieder. »Wisst Ihr«, fing sie an, hielt dann aber inne und räusperte sich. »Ehrenwerte Ixchel«, hob sie erneut an, »wisst Ihr, was aus Eurer kleinen Tochter geworden ist?«
    »Sie entschwand hinaus aufs Meer«, sagte Ixchel traurig.
    Tonina beugte sich vor. »Habt Ihr das gesehen?«
    »Pac Kinnich schickte Kanus aus. Sie sollten mein Baby bergen, aber sie kamen zurück und behaupteten, das Meer habe die Kleine verschlungen. Das hat meinen Kampfgeist gebrochen. Das Buch war gut versteckt und würde niemals gefunden werden, und Cheveyo hatte es wohl geschafft, sich in Sicherheit zu bringen. Ohne meinen geliebten Ehemann und mein geliebtes Kind war ich am Ende meiner Kraft. Pac Kinnich schleppte mich zurück in die Stadt und durch die Straßen und warf mich dann in die Höhle, in der ich blieb, bis ihr kamt.«
    Aller Augen waren auf Tonina gerichtet, die jetzt nach der Schnur um ihren Hals griff und sie sich über den Kopf hob. Das Medaillon wurde sichtbar. Tropischer Regen prasselte auf das Dach, die Flammen der Kochstelle warfen tanzende Schatten an die Wände. »Kommt Euch das bekannt vor?«, fragte Tonina und reichte Ixchel den Anhänger.
    Ixchel hielt das runde Amulett ins Licht, stieß nach einem kurzen Blick heftig den Atem aus. »Das habe ich meiner Kleinen umgehängt, als ich sie auf dem Meer aussetzte! Wo hast du es gefunden?«
    »Vor einundzwanzig Jahren« – Tonina war bemüht, die Hoffnung, dass diese Frau ihre Mutter sein könnte, im Zaum zu halten – »fand ein älteres Ehepaar auf einer Insel weit im Osten einen Korb, der sich in einem Mangrovengestrüpp verfangen hatte. Er sei von Delphinen an Land getrieben worden, sagten sie. In dem Korb lag ein kleines Mädchen. Mit dieser Kette um den Hals.« Ixchel starrte Tonina an.
    »Dieses Baby war ich«, kam es leise von Tonina.
    Ixchel war wie zu Stein erstarrt. Sie blinzelte nicht, schien nicht einmal zu atmen.
    »Ich war in eine kleine Decke gewickelt«, fuhr Tonina fort und griff nach ihrem Reisesack. »Man sagte mir, die Stickerei würde mich zu meinem Volk führen.« Sie kramte die Decke heraus und reichte sie Ixchel.
    Mit großen Augen besah sich die weißhaarige Frau die kleine Baumwolldecke, deren Stickerei am Rand ihr sehr wohl vertraut war, hatte sie sie doch eigenhändig angebracht. »Diese Decke habe ich bestickt, als ich schwanger war. Aber … Pac Kinnich sagte doch, mein Baby sei auf dem Meer verschwunden … «
    »Und Ihr habt diesem Unhold geglaubt?«, murrte Einauge.
    Ixchel musterte die weißen Symbole auf Toninas Gesicht, das nach Inselart geschmückte Haar. »Ist das möglich?«, flüsterte sie schließlich. »Du bist meine kleine Malinal?«
    »Ich heiße Tonina. Ich habe einundzwanzig Jahre lang auf der Perleninsel gelebt und wurde dann aufs Festland entsandt, um die rote Blume auf diesem Medaillon zu suchen. Aber ich glaube … « Ihre Stimme versagte, sie rang um Fassung. »Ich glaube, dass ich vielmehr weggeschickt wurde, damit ich meine Familie suche. Habe ich sie gefunden? Habe ich meine Mutter gefunden?«
    »Die Götter mögen uns segnen«, flüsterte Chac.
    Ixchel brach in Schluchzen aus, schlug die Hände vors Gesicht. Sofort war Tonina bei ihr, legte ihr den Arm um die zarten Schultern.
    Leise weinten sie zusammen, Mutter und Tochter, zu überwältigt, etwas zu sagen, bis Ixchel sich die Augen wischte und Tonina über das Haar strich. »Zeichen und Wunder!«, entrang es sich ihr gedämpft, ehe sie sich eingedenk der anderen, die gebannt diese Szene verfolgten, von Tonina löste und versuchte, sich wieder zu fangen.
    Eine geraume Zeit lang sah sie voller Bewunderung diese hochgewachsene und starke junge Frau neben sich an. Welch eine Wendung! Es würde bestimmt eine Weile dauern, bis sie vollends fassen konnte, dass dieses Wunder Wirklichkeit geworden war. »Als Pac Kinnich mich oben auf den Hügel brachte«, sagte sie dann, »um mich in die Höhle hinunterzulassen, sagte er, weil ich mein Kind auf dem Wasser ausgesetzt und seinem Zugriff entzogen hätte, werde er mich unter Wasser aussetzen, unerreichbar. Aber gerade weil ich unter Wasser war, konntest du mich retten. Ich habe dich auf dem Meer ausgesetzt, und die Götter haben dich zu einer guten Schwimmerin

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