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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Ausdruck. Soldaten und Anführer, Frauen und alte Männer standen wie angewurzelt da und starrten gebannt auf die sich ballende Wolke, die, weiß und grau und schwarz gerändert, zusehends größer wurde, bis sich alle instinktiv in Bewegung setzten und nach allen Richtungen das Weite suchten.
    Noch nie hatte jemand eine derartige Eruption des Popocatépetl erlebt. Die riesige Giftwolke, gewaltig und wütend wie sie war, wälzte sich mit atemberaubender Geschwindigkeit über die Hänge und auf das Tal zu. Der Vulkan spuckte Gas und Asche, als die Wolke sich wie eine gigantische Welle über das Tal ausbreitete und alles auf ihrem Weg in erstickende Finsternis hüllte.
    Gesteinsbrocken und Quarz stürzten vom Himmel, Bimssteinklumpen und Schlacke. Entsetzensschreie ertönten, und Chac lief auf Tonina zu.
    »Hilf mir, das abzustreifen!«, rief Tonina, und Chac löste die Verschnürung des Bretts, auf dem das Kind festgebunden war. Er drückte das Kind an Toninas Brust, dann rannten sie los.
    Aber wo waren sie vor vom Himmel regnenden Felsbrocken und Steinen geschützt?
    Als Chac mit Tonina und Tenoch auf den schützenden Wald zuhielt, bemerkten sie nicht, dass Balám, den Speer erhoben, ihnen nachsetzte. Jetzt blieb er stehen, zielte, aber in genau dem Moment, da er den Speer schleudern wollte, erstarrte er. In seinem Gesicht malte sich unfassbares Entsetzen.
    Einauge stand vor ihm. Sein Dolch steckte bis zum Heft in Baláms Eingeweiden.
    Man vernahm einen gurgelnden Aufschrei. Chac drehte sich um und sah gerade noch, wie Balám schwankte und dann zu Boden stürzte. Und wie Einauge sich über ihn stellte, den blutigen Dolch hoch erhoben. »Halt ein!«, schrie Chac.
    Es wurde immer schwerer, etwas zu erkennen. Die dichte Wolke aus Asche und Gas wälzte sich näher, der Berg war nicht mehr zu sehen, ebenso wenig die Siedlung Amecameca und die versteinerten Lavabetten. Chaos war ausgebrochen; von Panik erfasst, waren Tausende ziellos auf der Flucht, riefen um Hilfe, sanken, von den weiterhin herabregnenden Trümmern getroffen, bewusstlos zu Boden.
    Chac wies Tonina an, noch tiefer in den Wald laufen, und rannte dann zurück Balám. Er packte Einauge am Handgelenk.
    »Herr!«, schrie der Zwerg, während die Erde bebte und es Asche regnete. »Lasst es mich zu Ende bringen! Er hat Euch weit von Teotihuacán weggelockt! Dieser Nachrichtenbote hat gelogen, als er behauptete, die rote Blume sei in Copán zu finden! Und es war auch kein Jaguar, der mich angefallen hat! Das war dieser Hundesohn hier! Lasst mich ihn umbringen! Das steht mir zu!«
    Aber erneut schwankte der Boden. Einauge verlor das Gleichgewicht und stürzte der Länge nach hin.
    »Kümmere dich um Tonina!« Chac deutete zum Wald hin. Dann zog er Balám unter eine große Eiche, unter der sich bereits andere verängstigt aneinanderdrängten. Das Grollen verebbte, und der Boden wurde seltsam ruhig. Chac kniete neben Balám nieder.
    Während der Krater weiterhin Rauch und Asche und Gase ausstieß und Dunkelheit verbreitete, sodass die Sonne nur noch als schauriger orangefarbener Ball zu erkennen war, rang Balám um Atem. Blut gurgelte in seiner Kehle. »Wir waren gute Partner … «, krächzte er. »Wir waren Brüder. Helden.«
    Chac schob einen Arm unter Baláms Schultern. Obwohl er sein Feind war, empfand er nur noch Mitleid mit ihm.
    »Dein Kind … ist es ein Junge oder ein Mädchen?«
    »Ich habe einen Sohn.«
    »Bruder!« Baláms Augen rollten von einer Seite zur anderen, Blut blubberte in seinem Mund, und aus der Wunde in seinem Bauch rann es dunkelrot. »Hör meine Verfehlungen … «
    In der Maya-Sprache begann er sein Gebet mit k’inn kiichpa – »schöne Sonne« –, was Tonina einst als »Todesangst« missverstanden hatte. Balám dagegen war, wie Chac wusste, erfüllt von Todesangst, als er um Atem rang und verzweifelt versuchte, das Gebet zu sprechen und dann seine Vergehen aufzuzählen, um Aufnahme im Himmel zu finden.
    »Chac, mein Bruder. Ich habe Paluma getötet.«
    Der grollende Berg, die schreienden Menschen – Chac war sich nicht sicher, richtig gehört zu haben. »Was hast du gesagt?« Er beugte sich näher.
    »Ich habe sie getötet. Ich wollte … sie erstechen … Messer … aber sie wehrte sich … kämpfte … ich habe ihr einen Stoß versetzt … «
    Chac starrte Balám an, auf das Gesicht, dem er einst so gern sein eigenes angeglichen hätte und das er jetzt verabscheute, und als er die schreckliche Wahrheit vernahm, als über diese

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