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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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diesen Geruch«, raunte Jeremias und schloss die Augen, um sich erinnern zu können. »Verdammt! Es fällt mir nicht ein, woher ich diesen Gestank kenne.«
    »Es riecht grässlich und erinnert mich an den Krieg«, meinte Markus.
    Jeremias kniff die Augen leicht zusammen. »Kann sein, dass es das ist«, sagte er und ging weiter. Je näher sie kamen, desto stärker wurde der Gestank, sodass beide Männer angewidert ihre Gesichter verzogen.
    Jeremias klopfte an die Tür, doch nichts geschah. Er hob die Hand, um die Klinke hinunterzudrücken, doch irgendetwas schien ihn davon abzuhalten.
    »Was ist?«, fragte Markus ungeduldig.
    »Nichts«, antwortete Jeremias. »Lass uns hinter das Gebäude gehen. Ich glaube, ich habe Stimmen von dort gehört«, log er und ging durch das Türchen, das seitlich in der Mauer zu sehen war.
    Sie gelangten zwischen Kirchenwand und Mauer hinter das Gotteshaus, wo sie zwischen den Bäumen tatsächlich zwei Männer entdeckten, die stumm zu Boden blickten. Ihre Hände hatten sie wie zum Gebet gefaltet.
    »Seid gegrüßt!«, rief Jeremias ihnen zu, sodass sie erschrocken aufblickten.
    Gefolgt von Markus kam er näher und stellte sich neben die beiden Männer, die Vater und Sohn zu sein schienen. Sein Blick glitt zu Boden, und er erschrak, denn er schaute in ein offenes Grab, in dem ein Leichnam lag, eingeschnürt in ein Tuch.
    »Verzeiht«, stotterte Jeremias. »Ich ahnte nicht, dass hier eine Beerdigung stattfindet.«
    Ein leichter Luftzug verstärkte den Geruch, der der Grube entströmte, sodass sich Jeremias und Markus den Arm über die Nase hielten. Es roch wie der Gestank am Eingang.
    »Er ist wohl schon tagelang tot«, nuschelte Markus und wandte angeekelt sein Gesicht ab.
    »Mein Bruder ist heute Morgen von uns gegangen«, sagte der ältere der beiden Fremden.
    »Uh«, stöhnte Markus. »Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, so wie er stinkt.«
    Der Junge blickte ihn entsetzt an. Er schien etwas sagen zu wollen, schwieg aber.
    Stattdessen schnaubte der Ältere: »Verspotte den Toten nicht! Seine letzten Tage waren von großer Qual gezeichnet. Wir sind unserem Herrn dankbar, dass er ihn erlöst hat. Seine kurze Leidenszeit war der Dank für seine Aufopferung.«
    Jeremias zog eine Augenbraue in die Höhe. »An welcher Krankheit ist der Mann gestorben?«, fragte er und nahm den Arm von der Nase.
    »An der Pest«, sagte der Fremde und blickte Jeremias streng an.
    Susanna wartete unruhig auf Urs, und langsam wurde ihr mulmig zumute. Sie schaute nach dem Stand der Sonne und schätzte, dass es später Nachmittag war. »Hoffentlich ist er vor der Dunkelheit zurück«, wisperte sie und blickte sich ängstlich um. Nur das Gezwitscher der Vögel in den Baumkronen war zu hören.
    Sie legte sich zurück auf die Decke und versuchte die warmen Sonnenstrahlen zu genießen. Sie döste vor sich hin, als in ihrer Erinnerung das Gesicht ihrer kleinen Schwester auftauchte. Susanna schluckte. Bärbel hätte in diesen Tagen ihren neunten Geburtstag gefeiert, für den Susanna bereits lange zuvor ein Geschenk vorbereitet hatte. In mühevoller Arbeit hatte sie Apfelkerne auf Schnüre gefädelt und für die Schwester eine Kette und ein Armband gebastelt. Bärbel hätte das Geschenk sicher gefallen , dachte Susanna unter Tränen und schlug sich die Hände vors Gesicht. Doch nun ist sie tot und der Schmuck verbrannt. Es schien ihr, als ob die Ermordung ihrer Liebsten vor ewigen Zeiten passiert wäre, dabei war es erst wenige Wochen her.
    Susanna nahm die Hände zur Seite und schloss die Augen, um sich an ihre Familie zu erinnern. »Lieber Gott, bitte lass mich niemals ihre Gesichter vergessen«, flüsterte sie, denn die Furcht, sich eines Tages nicht mehr an sie erinnern zu können, ließ sie manchmal nicht schlafen.
    Susanna öffnete die Augen wieder und blickte hoch zu den Baumkronen, durch deren Laub das Sonnenlicht glitzerte. Sie sah in Gedanken die Fratzen von Jeremias und Markus vor sich und spürte, wie Hass in ihr hochstieg. Wütend schlug sie mit der Faust auf die Decke. »Ich werde mit allen Mitteln verhindern, dass sie den Schatz bekommen«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Und wenn ich dafür meine Seele dem Schatzgeist überlassen muss.«
    Sie schlummerte ein und träumte von Silber und Gold, als sie im Schlaf spürte, dass etwas an ihrer Nase kitzelte. Sie schlug mit beiden Händen danach, doch da das Kribbeln nicht nachließ, öffnete sie die Augen und erblickte einen

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