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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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rötlichen Pelz. Schreiend setzte sie sich auf und sah in Urs’ Gesicht, der neben ihr saß und sich kaum das Lachen verkneifen konnte.
    »Ich wusste, dass ich der Beste bin«, prahlte er und hielt ihr ein erlegtes Eichhörnchen vor die Nase, dessen Kopf noch in der Schlinge hing. Seine kleinen schwarzen Knopfaugen waren hervorgequollen und starrten Susanna an.
    »Das arme Wesen«, bedauerte sie das tote Tier leise.
    »Ich dachte, du hast Hunger«, sagte Urs enttäuscht, weil sie sein Jagdgeschick nicht zu würdigen wusste.
    Susanna verzog das Gesicht und blickte mitleidig auf das Tier, sagte aber nichts mehr.
    »Für zwei Esser ist zu wenig Fleisch an dem Vieh«, bemerkte Urs und zog die Schlinge vom Kopf des Eichhörnchens.
    Er legte es auf den Boden und sammelte trockene Äste, die er mit Zunderschwamm und seinem Feuerstein zum Brennen brachte. Zwei Äste, die er von einem Baum abriss, legte er zur Seite. Dann nahm er das Eichhörnchen und ritzte mit einem spitzen Stein das Fell auf, um es abzuziehen. Mit Hilfe des Steins zerteilte er das Fleisch und spießte es auf einen der beiden Äste, den er zuvor anspitzte. Mittlerweile war das Feuer niedergebrannt. Urs setzte sich im Schneidersitz davor und hielt den Stock mit dem Fleisch über die Glut, um es zu rösten. Währenddessen sagte er zu Susanna kein Wort und vermied es, sie anzublicken.
    Susanna schaute ihm stumm bei seiner Arbeit zu. Er schien mit dem Handwerk des Ausweidens eines Tieres vertraut zu sein, denn die Arbeit ging ihm leicht von der Hand. Urs wusste genau, was zu tun war. Jetzt, da das Eichhörnchen zerlegt war und Bratenduft von der Feuerstelle emporstieg, ärgerte sich Susanna, dass sie sich so aufgeführt hatte. Sie hoffte, dass Urs ihr einen Bissen abgeben würde. Doch als das Fleisch gar war, rutschte er vom Feuer weg und aß genüsslich den gerösteten und wohlduftenden Braten. Susanna lief das Wasser im Mund zusammen, und sie musste schlucken.
    Urs ahnte ihre Gedanken. Auch wenn er nicht zu ihr schaute, wusste er, dass sie ihn beim Essen beobachtete. Selbst schuld , dachte er wütend und musste doch innerlich grinsen. Susannas unverblümte Art, ihre Meinung zu sagen, gefiel ihm zwar. Aber manchmal wäre es besser , dachte er , wenn sie zuerst nachdenken und dann sprechen würde. Schließlich hatte sie über Hunger geklagt, und er hatte für sie auf der Lauer gelegen, bis er endlich das Eichhörnchen mit der Schlinge fangen konnte. Dass Susanna geklagt hatte, als ob es ein Verbrechen wäre, ein Stück Wild zu fangen, ärgerte ihn. Für nichts auf der Welt würde er ihr etwas von dem Wildfleisch anbieten. Entweder sie überwand ihren Stolz und bat ihn darum, oder sie musste hungrig schlafen gehen.
    Susanna sah, dass kaum noch Fleisch übrig war. Besorgt, nichts abzubekommen, wollte sie ihn schon bitten, ihr von dem Rest abzugeben, als er sich das restliche Stück in den Mund steckte. Sie blickte ihn ungläubig an.
    Kauend schaute Urs sie an und konnte ihr die Enttäuschung an den Augen ablesen. »Du hast was verpasst«, sagte er. »Selbst ohne Gewürz war das Fleisch köstlich und zart.«
    »Du Scheusal hättest mir ein Stück abgeben können. Nur einen winzigen Bissen, anstatt alles selbst zu essen«, platzte es aus Susanna heraus.
    Urs riss gespielt die Augen auf. »Ich war der Meinung, du möchtest nichts von dem armen Wesen essen.«
    Susanna blähte die Wangen auf. »Was hat das damit zu tun? Natürlich ist es ein armes Wesen, trotzdem hättest du mich fragen können, ob ich ein Stück haben will«, knurrte sie.
    Als Urs ihre geröteten Wangen und vor Wut funkelnden Augen sah, konnte er nicht mehr an sich halten und lachte laut los. »Beruhige dich! Ich brate dir deinen Anteil.«
    »Meinen Anteil?«, fragte sie ungläubig.
    Urs nickte. »Ich habe verstanden, dass du Ja meinst, wenn du Nein sagst«, lachte er und spießte das Stück Fleisch, das er unbemerkt zur Seite gelegt hatte, auf den zweiten Ast.
    Jeremias spürte, wie er innerlich erstarrte. Jetzt erinnerte er sich, woher er den Gestank kannte. Es war der gleiche unerträgliche Geruch, der damals durch sein Elternhaus gezogen war, als seine Angehörigen an der Pest dahinsiechten.
    Kälte schien wie eine Hand nach ihm zu greifen und kroch durch seinen Körper. »An der Pest?«, stammelte er.
    Die beiden Fremden nickten.
    Jeremias wankte, sodass der ältere Mann nach seiner Hand griff und ihn festhielt. Jeremias starrte ihn an und schüttelte die Hand des Fremden angewidert ab. Er sah

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