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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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gleich sein?" fragte er niedergeschlagen.  
     „Alle Weidereiter sind unterwegs, um die Herde aus dem Long Canon abzutreiben, und ich brauche Feuerholz für den Kochherd. Bist du ein tapferer Mann oder bist du ein Drückeberger?"  
     Pete ging und hackte Holz. Als er damit fertig war und sein Pferd satteln wollte, kam zu seiner großen Überraschung Jimmy Watson daher geritten — den er doch gerade aufsuchen und peinlich befragen wollte.  
     Jimmy Watson war ein schlaksiger, hochaufgeschossener Bengel von achtzehn Jahren — nicht so mager wie sein Oheim, der Sheriffsgehilfe Watson, aber ebenso aufgeblasen. Er hatte etwas eng zusammenstehende Augen — was seinem Blick etwas „Schielendes" gab — eine lange, spitze Nase und schiefe Mundwinkel. Das Gesicht war von Pickeln übersät. So unsauber wie seine Haut war auch sein Charakter.  
       
     Stolz wie ein Spanier — oder vielmehr so, wie er sich einen „stolzen Spanier" vorstellte — kam Jimmy auf den Vorplatz der Salem-Ranch geritten.  
     „Hallo, Kleiner!" rief er ganz „von oben herab" Pete zu.  
     „Hallo, Dummkopf!" antwortete dieser. „Steig von deinem Ziegenbock herunter und sag mir, auf welche Backe du die Ohrfeige wünschst — links oder rechts?"  
     Jimmy wurde etwas blaß. Er hütete sich, vom Pferd zu steigen. Giftig blickte er Pete an.  
     „Es wäre unter meiner Würde, mich mit dir zu prügeln. Zudem würdest du nur den kürzeren ziehen."  
     „So wie immer, nicht wahr?" lächelte Pete. „Mal liege ich oben — und mal liegst du unten! Woher nimmst du eigentlich den Mut, du bleiches Gerippe, dich in die Höhle des Löwen zu wagen?"  
     „Ah", sagte Jimmy und hielt die Hand über die Augen. Er blickte sich wie suchend um. „Gibt es hier einen Löwen?" fragte er dann höhnisch. Er blickte Pete herausfordernd an. „Ich sehe nur einen zahmen Wauwau!"  
     Pete, der sich zwar nicht getroffen, aber gemeint fühlte, überlegte, wie er Jimmy aus dem Sattel reißen könnte, ohne daß das Pferd dabei scheu wurde. Jimmy ahnte die Gefahr und kam Pete zuvor.  
     „Wenn du mich angreifst", sagte er schnell, „dann verrate ich dem Kneipenwirt Morton, wer heute nacht alles mit dabei war. Was dann passiert, kannst du dir ja wohl denken!"  
     Er lachte triumphierend, und Pete stellte eine blitzschnelle Überlegung an. Jimmy hatte also herumspioniert!  
       
     Er hatte beobachtet, wie er und seine Freunde dem Kneipenwirt den Streich gespielt hatten. Wenn Morton erfuhr, wer alles dabei gewesen war, so würde es natürlich Ärger geben. Pete selber fürchtete die Konsequenzen nicht — aber manche seiner Freunde hatten einen gestrengen Vater, und da würde es dann, wenn Morton sich beschweren kam, Hiebe setzen!  
     Einerseits war Pete nicht geneigt, sich von einem Schlaks wie Jimmy einschüchtern zu lassen, andererseits war er neugierig, was der Bengel überhaupt wollte. Also mimte er zunächst den „Erschrockenen", um Jimmy zu weiteren Erklärungen zu verlocken.  
     „Oh —", sagte er und schnitt ein Gesicht. „Du weißt alles?"  
     „Alles", sagte Jimmy triumphierend. „Du und deine Freunde, ihr seid in meiner Hand!"  
     „Entsetzlich", hauchte Pete. „Entsetzlich darum, weil deine Hand so dreckig ist. Hast du dich heute überhaupt schon gewaschen?"  
     „Nicht frech werden — bloß nicht frech werden", zischte Jimmy. „Wenn ich euch verrate, dann setzt es Hiebe, das weißt du ganz genau."  
     Pete überlegte, daß er ja die ganze Schuld auf sich nehmen konnte — und daß notfalls die Freunde vom „Bund der Gerechten" lieber die Hiebe in Kauf nehmen würden, als Jimmy Watson das Vergnügen zu gönnen, den „Bund der Gerechten" in der „Hand" zu haben. Da er jedoch bestimmte Absichten verfolgte, schauspielerte er Unruhe und Besorgnis.  
       
     „Aber, du wirst uns doch nicht verraten?" fragte er.  
     Jimmy Watson grinste. Die Frage hatte er erwartet, sie kam seinen Plänen entgegen.  
     „Ich verrate meine Freunde niemals", tat er großspurig. „Du bist doch mein Freund?"  
     „Hm — Mhm!" machte Pete.  
     „Siehst du — ich befinde mich gerade in einer abscheulichen Geldverlegenheit", grinste Jimmy. „Einfach abscheulich! Und da dachte ich mir — der Pete Simmers ist doch mein Freund, der wird bestimmt aushelfen ..."  
     Pete begriff jetzt. Er mußte sich Gewalt antun, um Jimmy nicht mit einer Tracht Prügel auszuhelfen. Also, auf eine Erpressung lief das Ganze hinaus!

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