Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine
starke Nerven besitzt."
„Nerven?" sagte Pete und mimte Erstauntsein. „Was ist das — Nerven? Habe ich nie besessen!"
„Gib bloß nicht so an", sagte Dorothy. „Höre erst einmal, worum es sich handelt!"
„Es handelt sich darum", sagte das Gespenst des Landstreichers Brandy, „gegen andere Spukerscheinungen einen regelrechten .Gespensterkrieg' zu führen — und dazu gehören natürlich eisenharte Nerven."
„Aha", sagte Pete. „Handelt es sich bei der werten Konkurrenz um richtige Gespenster?"
„Sie sind so echt wie ich selbst", versicherte Brandy.
„Na — großartig", lächelte Pete. „Das kann ja dann sehr lustig werden. Lügen und Gespenster haben bekanntlich kurze Beine, und Sie können sich darauf verlassen, daß wir vom ,Bund der Gerechten' mit der kurzbeinigen Konkurrenz sehr rasch fertig werden."
Brandy seufzte. „Ich wünschte, du würdest recht behalten. Große Dinge stehen auf dem Spiel — und das Schlimmste ist, daß ich mich verstecken muß, weil der Sheriff nach mir suchen läßt. Der Sheriffsgehilfe Watson, dieser Strohkopf, hätte mich gestern abend beinahe erwischt."
„Das begreife ich nicht", meinte Pete verblüfft. „Warum müssen Sie — ausgerechnet Sie — sich verstecken?"
„Ich bin der Landstreicher Brandy", sagte das Gespenst traurig. „Und der besagte Brandy hat vor geraumer Zeit hier im Distrikt mehrere Pferde gestohlen. Das geschah, bevor Mister Paddington, der Besitzer der Gespenster-Ranch, gestorben war. Die Ranch wurde, wie du wohl weißt, versteigert und gelangte in den Besitz des Viehhändlers Rankins. Der besagte Rankins hat die Ranch
jetzt an den Millionär Frank Applewood weiterverkauft, der wahrscheinlich morgen mit dem Zug in Somerset eintrifft. Er wird ein junges Mädchen — seine Nichte Nora Paddington — mitbringen. Dieses Mädchen ist die Enkelin des Mister Paddington, dem die Ghost-Ranch gehörte. Wenn du mir helfen willst, Pete, so versuche, dieses Mädchen, das von zwei Privatdetektiven scharf bewacht wird, zu entführen."
„Oh — hoppla", sagte Pete verblüfft. „Mache ich mich damit nicht strafbar?"
„In diesem Fall — nicht", sagte Brandy und erklärte Pete die Zusammenhänge.
Es war wirklich eine große Überraschung.
III.
SCHWERE PROBLEME
Große Ereignisse bahnen »ich an — Watson benimmt sich daneben und muß vor Petes Geheimwaffe kapitulieren.
Nach reiflicher Überlegung, wozu er die halbe Nacht benötigte, entschloß sich Pete, seine Freunde vom „Bund der Gerechten" nur so weit in das „Spuk-Geheimnis" einzuweihen, als unbedingt erforderlich war. Er wollte die Verantwortung allein übernehmen. Je weniger seine Kameraden über die wahren Zusammenhänge wußten, um so geringer wurde die Gefahr, daß sie — für den Fall, daß die ganze Geschichte schiefging — peinliche Konsequenzen tragen mußten.
„Du siehst reichlich unausgeschlafen aus", stellte Dorothy beim Frühstück fest. „Hast du schlecht geträumt oder ist dir ein Geist erschienen?"
„Derselbe Geist, der dir erschienen ist", meinte Pete. „Wo ist Brandy geblieben?"
„Das Gespenst", seufzte das Mädchen, „hat sich um ein Uhr nachts in Luft aufgelöst, als die .Geisterstunde' vorüber war. Wußtest du nicht, daß Spukerscheinungen nur zwischen Mitternacht und ein Uhr umhergeistern?"
Pete köpfte ein weichgekochtes Ei derart heftig, daß Dorothy bespritzt wurde.
„Uhu!" sagte das Mädchen und rieb sich das Eigelb aus den Augen. „Gib doch acht!"
„Das ist gut für die Schönheitspflege", griente Pete. „Übrigens bin ich etwas verschlafen, weil ich die halbe Nacht nachgegrübelt habe. Die Sache mit dem Testament, weißt du, das ist ja eine ganz hübsche Idee — aber, was wird Mister Applewood dazu sagen? Das ist die andere Frage, die mir Kummer bereitet. Man muß immer überlegen, was der Gegner unternehmen wird — dann kann es keine unliebsamen Überraschungen geben."
„Gewisse Leute", seufzte Dorothy, „kommen vor lauter Nachdenken nicht zum Handeln. Da ich nun einmal in die ganze Geschichte eingeweiht bin, werde ich dir natürlich helfen. Womit also fangen wir an?"
„Wir werden es wie die berühmten Detektive machen", beruhigte Pete geheimnisvoll. „Wie die Meisterdetektive in den Romanen, von denen du sagst, ich sollte sie nicht lesen, weil man davon einen geistigen Knacks
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