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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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trieb in jenen Tagen noch üppige Blüten. Es gab wahrhaftig Leute im Ort und auf den umliegenden Ranchen, die allen Ernstes davon überzeugt waren, daß es irgendwo in der Nähe des Satansfelsens einen tiefen Erdspalt — einen schaurigen Abgrund — gab, aus dem zu gewissen Zeiten, insbesondere nachts, Flammen emporloderten und giftige Dämpfe aufstiegen.  
     Gelegentlich stieg auch, so wurde gemunkelt, eine geheimnisvolle und furchterregende Persönlichkeit aus der schaurigen Unterwelt empor — ein JEMAND, dessen Namen man wohl kannte, aber nicht zu nennen wagte. Dieser JEMAND, der Hörner auf dem Kopf tragen und das linke Bein etwas nachschleifen sollte — weil das unglückliche Bein gewisse Ähnlichkeit mit einem Pferdefuß besaß — dieses unheimliche Kreuzungsprodukt zwischen Mensch, Pferd und Ziegenbock gab sich, so verlautete aus  
       
     sicherer Quelle, der gesetzwidrigen und unmoralischen Beschäftigung hin, menschliche Seelen Anzufangen, wie man Fliegen einfängt.  
     Es nimmt daher nicht wunder, daß die Rancherjungen — respektlos wie sie waren — ausgerechnet diesen unheimlichen Teil des Waldes, der von allen abergläubischen Leuten wie die Pest gemieden wurde, bevorzugt aufsuchten. Da gab es den Satansfelsen und den Teufelssee! Da gab es die Gespenster-Ranch ganz in der Nähe, sowie ein altes Gemäuer, eine halb verfallene Festung aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges. Mithin wunderbare Möglichkeiten, den unbelehrbaren Dummköpfen, die noch an „Gespenster" glaubten, manchen prächtigen Streich zu spielen.  
     Da es Pete zu albern erschienen war, hinter Büschen zu lauern und „Buuuuh!" zu machen, wenn jemand vorbeikam, hatte er den Geisterspuk sozusagen „organisiert", verfeinert und moralisch untermauert insofern, als er seinen Freunden erklärte, daß es kindisch wäre, schreckhafte Leute zu ängstigen. Es käme darauf an, zweckbewußt zu handeln — nämlich den Aberglauben zu bekämpfen, anstatt ihn noch zu fördern.  
     So hatte sich der „Bund der Gerechten" dann auch mit Feuereifer der Aufgabe gewidmet, die tollsten Spukerscheinungen zu erzeugen — jedoch so, daß die entsetzten Augenzeugen schließlich erkennen mußten, daß man sie genarrt hatte und somit der Lächerlichkeit anheimfielen. Die beste Waffe gegen den Aberglauben ist der Humor! Und die unverbesserlichen „Geisterseher", die den vergnügten Lausbubenstreichen zum Opfer fielen und deswegen ausgelacht wurden, hüteten sich fortan, die Produkte ihrer krankhaften Phantasie für Wirklichkeit zu nehmen oder gar von den „unheimlichen Dingen" zu erzählen, die sie angeblich beobachtet hatten — einfach darum, weil man nie wußte, ob nicht die Lausbuben dabei ihre Hand im Spiel hatten.  
     Eine der interessantesten Erfindungen Petes auf diesem Gebiet war die sogenannte „Teufelsfährte", die man eine Zeitlang überall im Somerset-Distrikt beobachten konnte: Die Fußspur eines unheimlichen Wesens, bestehend aus dem Abdruck eines menschlichen und dem Abdruck eines Pferdefußes! Bemerkenswert an dieser Fährte war, daß der „Teufel" — der bekanntlich einen Pferdefuß hat — so modern war, ein Hufeisen zu tragen.  
     Erst, als der Hufschmied von Somerset in den Verdacht geriet, mit dem Höllenfürsten näheren Umgang zu pflegen (wer denn sonst konnte das linke Bein des Teufels „beschlagen" haben?), lüftete Pete das Geheimnis der „Teufelsfährte" — und das war natürlich höchst einfach; denn Pete hatte sich, als er die unheimliche Fährte erzeugte, bloß ein Hufeisen unter den linken Stiefel geschnallt.  
     Dies sei vorausgeschickt, um verständlich zu machen, wie beunruhigt Pete und dessen Freunde waren, als auf einmal „Gespenster" auftauchten, die sich nicht schämten, dem „Bund der Gerechten" Konkurrenz zu machen und die man — das war das Ungeheuerliche dabei — niemals erwischte!  
       
     Diesen Konkurrenz-Gespenstern das Handwerk zu legen, war ein Teil der Aufgabe, welche sich Pete gestellt hatte — und darum befleißigte er sich bei der Verfolgung der beiden Tramps einer besonderen Wachsamkeit...  
     Zu seiner Verblüffung taten die Tramps genau das Gegenteil von dem, was Pete erwartet hatte: Anstatt einen entlegenen Schlupfwinkel aufzusuchen, ritten sie geradenwegs zu der Blockhütte am Satansfelsen!  
     Es war schon um die Mittagszeit. Pete knurrte bereits gewaltig der Magen. Die Sonne brütete über dem Wald, ein würziger Hauch von Tannengrün und Baumharz lag

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