Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum
enttäuscht. Die junge Dame, welche die weiblichen Stimmen des Spieles zu sprechen hatte, rannte mit den anderen nicht mit; sie schaute den aufgeregt Davoneilenden nur mit einem belustigten Lächeln nach. Das nahm Pete für sie ein. In der nächsten Sekunde jedoch kam sie auf ihn zu. „Ihr seid ja Teufelskerle!" sagte sie freundlich und zwinkerte ihn aus fröhlichen Augen an. „Wer brachte euch denn bloß auf die verrückte Idee, in den Garten zu kommen und unsere Vorstellung zu stören? Mr. Dudley wird, wie ich ihn kennne, nicht sehr erbaut davon sein!"
„Ach, der olle Konservenheini!" erwiderte Pete ziemlich geringschätzig. „Ich habe seinen Sohn kennen gelernt; seitdem imponiert er mir nicht mehr!"
„Aber seine Patentrollmöpse sind gut!" lachte die junge Dame aus vollem Halse.
„Schuld daran, daß wir hier hereinkamen, war allein Ihr dämlicher Papagei. Er schrie immerfort ,Hilfe! Mord!', und wir glaubten, wir müßten jemanden vor dem Tode bewahren."
Die junge Dame lachte noch mehr. Dann machte sie sich an den Schlingen zu schaffen, die Pete festhielten. „Ich glaube, es ist besser, du verduftest so schnell wie dein Freund!" Mr. Dudley ist für gewöhnlich ebenso sauer wie seine Rollmöpse. Er versteht keinen Spaß!"
Zwei Minuten darauf war Pete frei. Er verbeugte sich galant wie ein kleiner Kavalier. „Sie sind eine ganz reizende junge Dame! Falls Sie jemals in Not geraten sollten — ich heiße Pete Simmers und bin von der Salem- Ranch! Jedermann hier im Umkreis wird Ihnen sagen können, wo die liegt! Sie brauchen sich nur an mich zu wenden! Eine Hand wäscht die andere; ich helfe Ihnen wo ich kann, und wenn es darauf ankommt, hole ich -Sie auch aus der Hölle heraus!"
„Ich hoffe, daß sich die Hölle nicht übermäßig für mich interessiert", meinte die junge Dame amüsiert. „Und nun sieh zu, daß du fortkommst!"
„Leider kann ich erst weg, wenn ich weiß, daß auch mein Freund in Sicherheit ist. Aber das werden wir bald haben!"
Er verbeugte sich noch einmal, sprang mit elegantem Satz von der Bühne und verschwand gleich darauf in dem Dschungel des alten, ungepflegten Gartens. „Hilfe! Mord!" kreischte der Papagei hinter ihm her.
Zwei Minuten später wäre er beinahe gefallen. Als er näher hinsah, stellte er fest, daß er über die verdammten Wolfsfüße mit dazugehörigem Hinterleib gestolpert war. Sam war also zur Hälfte bereits wieder Mensch geworden; das beruhigte ihn. Dann rannte er immer hinter dem Lärm her, den die eifrigen „Jäger" machten, um zur Stelle zu sein, falls Sam Hilfe brauchte.
Und dann wurde es plötzlich dramatisch.
Mitten durch die romantische Wildnis des Generalsgartens floß das Daly Water, ein Bächlein, das außerhalb von Somerset in den Red River mündete. Das Daly Water war draußen gerade breit genug, daß jeder Junge, der etwas auf sich hielt, hinüberspringen konnte; an dieser Stelle im Park jedoch war es auf eine Breite von gut sechs Metern künstlich erweitert worden. Vielleicht badete der „General" hier? Vielleicht war er auch gar kein General, sondern Admiral gewesen und ließ seit seinem Abgang hier Schifflein schwimmen? Von Sam konnte Pete nichts entdecken. Die Zuschauer der verunglückten Vorstellung liefen am Ufer auf und ab wie Küchlein, denen die Glucke abhanden gekommen ist, und vorneweg sprang vergnügt der Hemdenmatz. Der Schlingel war also doch nicht wieder ins Bett gegangen!
An der Stelle, an der das Wasser einen kunstvoll abgezirkelten Bogen machte, ehe es sich ins Buschwerk verkroch, stand ein ungefähr zwei Meter hoher, glatt be-hauener Stein. Der Hemdenmatz schickte sich an, diesen zu erklettern; anscheinend hoffte er, von oben aus eine bessere Sicht auf das sagenhafte Wolfskrokodil zu haben, das man jagte. Aber der Stein war ziemlich glatt, und noch ehe er fest darauf saß, war er bereits ins Wasser geplumpst. Natürlich hatte er keine Ahnung vom Schwimmen. Er schlug wild mit Händen und Füßen um sich und war bald abgesackt. Mrs. Dudley, seine Mutter, hatte diesen Vorgang beobachtet und stieß sofort einen hohen, schrillen Schrei aus, worauf sie in Ohnmacht fiel. Das verwirrte die Sache vollends!
In diesem Augenblick schoß in einem eleganten Hechtsprung das Krokodil, das nur noch in der oberen Hälfte Krokodil war, von dem Baum, auf dem es bisher gesessen, herunter in sein Element und war in der nächsten Sekunde unter der Oberfläche verschwunden; kaum einer hatte das gesehen, da fast alle aufgeregt um die Ohnmächtige
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