Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Titel: Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Dalton
Vom Netzwerk:
bemüht waren. Pete aber wußte den armen Boy in guten Händen. Er blieb deshalb abwartend stehen, um erst im äußersten Notfall einzugreifen.
    Mrs. Dudley blieb nicht lange bewußtlos. Unvermutet fuhr sie plötzlich wieder in die Höhe, stieß die Menschen, die um sie herumstanden, beiseite und schrie angstvoll: „Johnny! Mein Süßer!"
    Sie hätte gar nicht zu rufen brauchen.
    Johnny tauchte schon aus der Versenkung auf! Zuerst kam der schreckenerregende Kopf eines Krokodils zum Vorschein. Sein ungeheurer Rachen war weit aufgerissen und in diesem lag, geborgen wie ein Baby in der Wiege . . . Johnny, der „Süße". Mrs. Dudley schrie entsetzt auf und taumelte zurück. Dieser Anblick war ihr zu furchtbar! Wahrscheinlich wäre sie wieder in Ohnmacht gefallen, wenn sie nicht mit dem Rücken gegen einen Stachelkaktus gefahren wäre. Der Schmerz, den sie empfindlich spürte, genügte, sie auf die Ohnmacht verzichten und schnell wieder nach vorn schnellen zu lassen. Erregt lief sie auf den Rand des Gewässers zu.
    Da sie aber nicht darauf achtete, wo dieser anfing, rutschte sie aus und befand sich in der nächsten Sekunde bis an ihren Verehrtesten im kühlen Naß. Was sie selbstverständlich veranlaßte, noch lauter und gellender zu schreien, was man in solchen Lagen als Dame ja tun muß. Der Lärm ermutigte den Papagei von neuem, sein „Hilfe! Mord!" zu rufen. Das Durcheinander war nun vollkommen! —
    Währenddessen schwamm das Krokodil mit kräftigen Stößen an das Ufer heran. Als es an Mrs. Dudley vorbeistrebte, bekam es die Dame mit der Angst zu tun und tauchte unter. Sie tat es freiwillig, obwohl sich das eigentlich nicht schickte. Daß sie dabei vergaß, den Mund zu schließen, war ihr persönliches Pech. Sie trank ausgiebig, weil sie wohl meinte, das helfe gegen Furcht. Aber das Krokodil schenkte ihr keine Beachtung, sondern ruderte an Land und krabbelte sich an dem flachen Ufer in die Höhe. Ungeduldig schaute es um sich; dann tönte eine erboste Stimme aus seinem Rachen: „Will denn niemand so gut sein, mir dieses Häufchen Elend abzunehmen? Meint ihr, es macht Spaß, mit einem Jungen zwischen den Zähnen dazustehen wie ein Denkmal im Regen? Falls ihr euch nicht beeilt, fresse ich ihn auf!"
    Mrs. Dudley tauchte schnell auf und schrie von neuem los. Einer der planlos hin und her rennenden Herren war schließlich so vernünftig, Sam den Hemdenmatz abzunehmen. „Uff!" stöhnte das Rothaar und spuckte, denn es hatte bei der Rettungsaktion ebenfalls von dem Daly Water geschluckt und fand diese Brühe nicht sonderlich wohlschmeckend.
    Wütend zerrte er sich schließlich den Krokodilskopf vom Kopf, was jetzt, da das Ding naß war, allerhand Schwierigkeiten verursachte. Als sein eigenes Gesicht zum Vorschein kam, begann Mrs. Dudley, die immer noch im Wasser stand, wieder loszubrüllen. Sam sah aber auch fürchterlich aus. Der Farbanstrich des Krokodilskopfes war nicht echt gewesen und hatte sich im Wasser aufgelöst. Der Sommersprosse floß eine grünrot-gescheckte Brühe über das Gesicht und verwandelte sie in eine Rothaut, die sich für den Kriegspfad angemalt hat.
    Inzwischen hatte sich ein großer, dicker Herr mit der schönsten Glatze der Welt, einem Ding, das wie ein Spiegel leuchtete, aus der Menge gelöst und war beherzt ins Wasser gesprungen, hatte Mrs. Dudley bei den Schultern gepackt und ans Ufer gezerrt. Als diese nun Sam dicht neben sich stehen sah, der sich wie ein nasser Hund schüttelte, rief sie entsetzt: „Schlagt doch das Ungeheuer tot!" Doch der Glatzkopf versuchte sie zu beruhigen: „Aber nein, er hat doch unserm lieben Johnny das Leben gerettet!" Woraus zu schließen war, daß der Herr mit der Platte Mr. Dudley persönlich sein mußte.
    Die Stimmung der Dame änderte sich schlagartig. Sie breitete beide Arme aus und ging gerührt auf Sam zu. Die Sommersprosse wußte, was kommen werde, und suchte sich der drohenden Umarmung durch eine tiefe Kniebeuge zu entziehen. Sam liebte nämlich nicht, geküßt zu werden; er hielt das für unmännlich. Aber Mrs. Dudley war flinker. Sie bekam ihn trotz dieser Abwehrmaßnahme zu fassen, drückte ihn an sich und gab ihm einen herzhaften Kuß, der auf die Nasenspitze geriet, weil Sam ihr noch im letzten Moment auszuweichen versuchte. — Er erzählte übrigens später, das sei der schrecklichste Augenblick seines Lebens gewesen. — So sehr er sich auch abmühte, es gelang ihm nicht, Mrs. Dudley zu entkommen; sie hielt ihn eisern fest. So sorgte er

Weitere Kostenlose Bücher