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Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Titel: Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Dalton
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hereinkommen würden.
    Jimmy faßte also mit beiden Fäusten nach seinem Hals und riß sich das Hemd weit auseinander. Als er ein paar wunderschöne Fetzen daraus gemacht hatte, tat er mit seiner Hose ähnlich. Dann blickte er an sich herunter und war zufrieden. Als er jedoch einen Blick auf seine Hände warf, kam ihm ein neuer Gedanke. Er begab sich nach der Schmutzwasserrinne, die an der einen Hofseite entlangführte, und wälzte sich darin herum. Das tat er mit viel Vergnügen. Nun glaubte er, richtig auszusehen. Etwas Blut wäre natürlich besser gewesen. Wie, wenn er sich ein paar ordentliche Schnitte beibrachte? Es mußte ja nicht gerade im Gesicht sein. Die Hände genügten schließlich. Aber er ließ die Sache doch lieber sein. Schneiden tat weh, und er liebte keine Schmerzen!
    „Halt dich ruhig!" rief er drohend durch die geschlossene Stalltür, ehe er sich entfernte. Aber Johnny würdigte ihn keiner Antwort. Der kleine Mann in Sams Hosen war gar nicht so untalentiert, wie Jimmy annahm.
    Der Watsonschlaks setzte sich nun zur Sheriffs-Office in Bewegung. Er rannte, so rasch er konnte, um außer Atem zu kommen, damit die Sache natürlicher wirkte. Hastig stieß er die Tür auf, als er endlich am Ziel war, wankte ins Zimmer, achtete Mrs. Dudley nicht, die immer noch auf den Hilfssheriff Watson einredete, damit er ihr den Süßen möglichst rasch wiederbrächte, kam glücklich bis an den Schreibtisch, klammerte sich an der Kante fest, als fürchte er, im nächsten Moment umzusinken, stöhnte ein paarmal und stieß dann hervor:
    „Ich habe ihn! Habe ihn den Kidnappern abgenommen! Unter Einsatz meines Lebens! Es war ein furchtbarer Kampf, aber er ist nun sicher verwahrt! Es kann ihm nichts mehr passieren!"
    John Watson starrte seinen Neffen entgeistert an; er vermochte nicht so rasch zu schalten, wie es mitunter notwendig war. Er war eben in geistigen Dingen ein bißchen träge, der gute Mr. Watson. Desto schneller aber schaltete Mrs. Dudley. Sie sprang mit einem Satz, der einem Tiger alle Ehre gemacht hätte, auf Jimmy zu, packte ihn bei den Schultern, schüttelte ihn wild und stieß eine Art Indianergeheul aus.
    „Du hast ihn?" rief sie erregt. „Du hast ihn tatsächlich? Führ uns zu ihm, so rasch du kannst!"
    Jimmy keuchte; erschöpft fuhr er mit der Hand über die verdreckte Stirn.
    „Es war ein Kampf auf Leben und Tod!" stöhnte er. „Verschiedene Male sah es aus, als würden sie mich zur toten Leiche machen! Aber ich schaffte es gerade noch!"
    Die Konservenkönigin streichelte ihm das Gesicht, obwohl er schmutzig war wie ein junges Ferkel.
    „Du mußt ihn belohnen, Tittling!" forderte sie von ihrem Gatten, der bisher alles hatte schweigend über sich ergehen lassen. „Du läßt ihn in achtzehnkarätiges Gold fassen, das bist du mir schuldig!"
    Jetzt endlich begriff auch John Watson. Stolz richtete er sich in die Höhe:
    „Mein Neffe ist einer der klügsten, umsichtigsten und tapfersten Jungen von ganz Somerset und Umgebung!"

    Dann legte er Jimmy väterlich den Arm um die Schulter:
    „Führ uns zu dem armen Kleinen, mein Held!" Und sie zogen los.
    Mit geblähter Brust öffnete Jimmy den Stall des Watsonhauses.
    „Da drinnen!" sagte er bescheiden und wies in den dunklen Stall hinein.
    Aber so sehr sie sich auch die Augen ausguckten, von Johnny, dem Süßen, fanden sie keine Spur.

    Viertes Kapitel
    WATSON & CO. SIEHT STERNE AM HIMMEL
    Johnny kriecht aus einem Schweinekoben und spuckt anderen in die Suppe — Ein kleines Nachtgespenst macht manchem einen Strich durch die Rechnung — Aber die Watsons schwelgen dennoch in kühnen Träumen

    Johnny war gar nicht mehr so babyhaft, wie seine Mutter glaubte. Nachdem er erst einmal im Zorn mit den Füßen gegen die verschlossene Tür getreten und gleich darauf in ohnmächtiger Wut geheult hatte, ging er daran, sein „Gefängnis" systematisch nach Möglichkeiten abzutasten. Zunächst äugte er die Wände ab, konnte jedoch keine zweite Tür entdecken, die ein Entkommen ermöglichte. Schließlich fand er einen kleinen, vom Hauptraum abgetrennten Koben, in dem Mr. Watsons Vorgänger Schweine gehalten hatte. Von diesem Koben aus führte eine flache Abwässerrinne durch ein Loch in der Mauer ins Freie hinaus. Das Loch war nur klein, aber Johnny hegte keinerlei Zweifel, daß er hindurchkommen werde.
    Tapfer legte er sich auf den Bauch, rutschte die Rinne entlang und zwängte sich durch die Öffnung. Einen Augenblick lang glaubte er, er werde steckenbleiben und

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