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Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Titel: Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Dalton
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sonst, und als sie dort eintrudelten, war es bereits dunkel. Da sie fürchteten, später nicht mehr eingelassen zu werden, wollten sie zunächst Mammies Auftrag an die Schneiderin ausrichten, ehe sie nach dem Generalshaus weiterritten. Sie wußten ja nicht, was in der Zwischenzeit dort alles passiert sein konnte. —
    Natürlich hatte es nur eine halbe Stunde gedauert, bis Mrs. Dudley ihren lieben „Süßen" vermißte. Das Fenster seines Schlafzimmers stand offen, und da sie das Kerlchen nicht im Bett fand, nahm sie das Schlimmste an, was eine sorgende Mutter in solchen Fällen annehmen konnte. Schreiend lief sie durchs Haus, um schließlich in Mr. Dudleys Arbeitszimmer zu landen.
    „Johnny!" rief sie entsetzt. „Der Süße ist weg! Er ist gekidnappt worden! Daß es so schlimme Menschen auch hier auf dem Lande gibt! Verbrecher, die meinen Sohn rauben, als sei er ein goldener Ring oder eine Armbanduhr — oh!" Sie faßte ihren Ehemann flehend bei den Händen. „Wir müssen sofort zum Sheriff! Wir wollen eine Belohnung für denjenigen aussetzen, der unseren

    Süßen zurückbringt! Falls diese Kidnapper ein Lösegeld verlangen — Tittling, auch wenn sie Millionen haben wollen, du zahlst sie, verstanden!"
    Mr. Dudley nahm die Sache ein wenig ruhiger als seine Frau; daß man jedoch dem Sheriff Meldung davon machte, hielt auch er für angebracht. Also begab er sich zunächst einmal persönlich in Johnnys Schlafzimmer, um sich davon zu überzeugen, ob sein Sprößling auch tatsächlich verschwunden sei; dann ließ er durch das Dienstpersonal Haus und Garten absuchen. Als Johnny aber immer noch nicht zum Vorschein kam, hielt er es nunmehr für notwendig, den Sheriff zu bemühen. Er ließ sein Auto vorfahren und ratterte mit Frau und Hausmeister nach Somerset. —
    Ein Auto bedeutete damals in dem kleinen Town noch eine Seltenheit, und der Lärm, den es vollführte, lockte die halbe Einwohnerschaft an die Fenster oder vor die Haustüren. Mrs. Dudley stürzte in die Sheriffs-Office, kaum daß der Wagen hielt.
    „Mr. Sheriff!" schrie sie aufgeregt. „Mr. Sheriff, Sie müssen meinen Süßen herbeischaffen! Augenblicklich müssen Sie ihn herbeischaffen, Mr. Sheriff!"
    In dem Office befand sich nur der Hilfssheriff John Watson; Sheriff Tunker war bekanntlich unterwegs nach Tucson. Mr. Watson hatte es sich wie üblich bequem gemacht. Er wandte sich nicht um, als die aufgeregte Mrs. Dudley eintrat. Er pflegte den Besuchern des Office Respekt beizubringen, noch ehe sie den Raum betreten hatten. Deshalb rief er nur ein kurzes: „Naus!", ohne sich umzuwenden, und fügte zur Belehrung hinzu: „Naus — und dann noch einmal hereinspaziert! Aber erst, wenn Sie vorher angeklopft haben, verstehen Sie!"
    Die Millionärsgattin war nicht gewöhnt, sich auf eine derartige Weise behandeln zu lassen. Und wenn sie nicht einmal mehr ein Recht darauf hatte, aufgeregt zu sein, nachdem ihr Süßer gekidnappt worden war — wann sollte sie es dann haben? War das noch Demokratie? In den Staaten hatte man doch wenigstens noch darauf einen Anspruch! So fuhr sie wie eine Schlange — allerdings wie eine Schlange von der Größe eines Elefanten — auf Mr. Watson los, packte ihn von hinten bei den Haaren, die bereits vor vier Wochen hätten geschnitten werden müssen, und riß ihn daran in die Höhe.
    „Sie scheinen mir ein sehr sonderbarer Sheriff zu sein!" schimpfte sie. „Wenn ich Mr. Dudley auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzähle — oder glauben Sie etwa, mein guter Tittling hat keine Beziehungen?! Ein Atemzug von ihm, und Sie sind eingeatmet wie ein häßliches Stäubchen, Sie — Sie — Sie Blödmann!"
    Mr. Watson wollte eben loslegen, als ihm einfiel, es könnte sich wirklich um jemanden sehr Hochgestellten handeln, der es wagen durfte, auf solche Weise mit ihm umzugehen. Also nahm er die Füße langsam vom Tisch, richtete sich bedächtig auf, riskierte vorsichtig einen Blick auf die Dame, die ihn immer noch an den Haaren festhielt, und — erstarrte vor Ehrfurcht. Natürlich kannte er die millionenschweren Gäste, die seit einiger Zeit schon im Generalshaus wohnten! Er machte seine beste Verbeugung und klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Leider übersah er dabei, daß er dicht neben dem Schreib-

    tisch stand, und schlug mit der Nase auf der Tischfläche auf. Mannhaft verbiß er den Schmerz und flötete ein ersterbendes „Stehe zu Diensten, Lady! Bin bereit, Ihnen alle Wünsche von den Augen abzulesen! Womit kann ich dienen,

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