Das Pete Buch 14 - Pass auf Pete
Erziehungskur unterziehen. Ganz freiwillig sogar! Verpflegung bringen wir auch mit. Dafür aber müssen Sie den kleinen Penny bis zur Aufklärung seines Schicksals hier auf der Salem-Ranch lassen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, er ist bei Mammy Linda in guter Hut und bekommt reichlich zu essen . . . völlig kostenlos natürlich!"
Der Vorschlag schlug wie eine Bombe ein. Watson wackelte mit den Ohren. Das war ein dicker Hund! Dann war er ja schon am Ziel seiner Wünsche! Pete Simmers in seinem Erziehungsheim?! Pete Simmers, der Kopf der „Gerechten", in seiner Macht! Er konnte, wenn er wollte, ihn jetzt jederzeit hinter die Ohren hauen. Und dann dieser Sam Dodd! John Watson griente bei diesem Gedanken wie ein Honigkuchenpferd.
„Jawohl", brüllte er, „der Vorschlag ist vernünftig und wird angenommen. Mach dich also fertig, Pete Simmers, und auch du, Sam Dodd. In einer Viertelstunde reiten wir!"
Aber jetzt explodierte Mammy Linda abermals. Wild packte sie Pete an der Schulter und röhrte: „Du sein ja meschugge, Baby? Du wollen gehen in diese Räubernest? Du machen dich unglücklich für ganze Leben. Diese Watson dich wird bringen um. Ich nicht dulden das!"
„Schrei nicht so, Mammy", sagte Pete leise, doch energisch, „sei klug und schweige. Sam und ich werden das schon machen. Ich glaube, es ist der einzige Weg, den Somersetern zu beweisen, wie blödsinnig die ganze Sache ist. Mr. Zeigefinger aber bekommt nichts zu lachen!"
„Mensch, Pete", tanzte Sam, „endlich mal wieder was los! Das wird eine feine Kiste! Los, komm, wir packen schnell."
„Und du haben auch keine Angst?" vergewisserte sich Mammy Linda.
„No", lachte Pete, „vor wem denn? Watson und dieser kleine Ziegenbart sind doch für uns keine Gegner! Die werden sich wundern!"
„Ist gut", schnaufte die Schwarze, „ihr gehen und machen fertig diese Trottel Ich komme alle Abend und bringe große Korb für Hunger."
„Was ist denn los?" schrie Watson jetzt, „kommt ihr — oder kommt ihr nicht?"
„Wir kommen gleich, Mr. Watson", lachte Pete, „nur Geduld, in wenigen Minuten kann's losgehen!"
Und so war es auch. Sam und Pete hatten schnell ihr Bündel gepackt und die Pferde gesattelt; dann verließ der Trupp die Ranch. Die Schwarze stand noch lange auf dem Vorbau und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie merkte plötzlich, daß Pete wirklich kein „Baby" mehr war. Nun, dafür hatte sie jetzt ihren Penny, den sie schon nach Herzenslust verwöhnen wollte. Bei diesem Gedanken lief sie schnell in den Keller und holte den Kleinen. Als sie dann wieder die Veranda betrat, war von der Posse nur noch eine Staubfahne zu sehen.
In Somerset lief gleich das ganze Volk zusammen, als der Reitertrupp schon nach so kurzer Zeit wieder eintraf. Neugierige Blicke ließen Sam und Pete nicht los, die in der Mitte des Haufens ritten. Vor dem Office hielten sie. Mit überschwenglichen Worten dankte Watson seinen „Kriegern" für ihren tapferen Einsatz und entließ die Posse. Dann erhielten Sam und der Obergerechte die Erlaubnis, ihre Pferde unterzustellen. Sie benutzten diese Gelegenheit, heimlich einige Bekannte über den Stand der Dinge zu informieren. Benjamin Williamson, der Schuhmachermeister, der ja dem Bund so viel verdankte, erklärte sich sofort bereit, jedem die Wahrheit zu sagen und nach Möglichkeit alle Jungen vom „Bund" so zu verständigen, daß die Eltern nichts merkten.
Als die Gerechten dann zum „Erziehungsheim" marschierten, stand Mr. Ziegenbart schon mit erhobenem Zeigefinger vor der Tür. Die linke Hand hielt er auf dem Rücken, als wolle er den Rohrstock verstecken, von dem er sich eine besonders große Überraschung versprach.
„Pünktlichkeit ist eine Zier — nicht weiter kommt man ohne ihr!" deklamierte der „Gelehrte" in höchsten Tönen. „Nun, ich will euch noch einmal großmütig verzeihen, weil ihr mich und meine Methoden noch nicht kennt."
„Herzlichen Dank, Mr. Zeigefinger", sagte Pete, „haben Sie aber schon mal ein Pferd abgesattelt?"
„Wieso denn das? Was hat das damit zu tun?" Er bemühte sich fieberhaft, kein dämliches Gesicht zu machen.
„Nur so", lachte Pete, „wenn Sie nämlich ein Pferd absatteln könnten, müßten Sie einen Begriff davon haben, wieviel Zeit man dazu im allgemeinen benötigt. Man soll nie urteilen, wenn man von einer Sache nichts versteht!"
„Frecher Bengel", legte der Zeigefinger jetzt los, „komm herein! Dich will ich lehren!"
„nach Ihnen, Mr. Zeigefinger",
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