Das Pete Buch 15 - Hals und Beinbruch Boys
ich gleich festgestellt haben!" trompetete Onkel John. „Wenn es aber nicht stimmt, nehme ich mir die Lauselümmels wegen Verbreitung unwahrer Gerüchte vor!"
Er hielt den Kopf unter das lange Ofenrohr. Dann drehte er an dem Hebel.
Gleich darauf sah Mr. Watson die totale Sonnenfinsternis! —
Zwei Minuten lang war er sprachlos. Dann schimpfte er los. Allerdings auch nicht länger als zwei Minuten. Da merkte er nämlich, daß ihm die Tinte aus den Haaren über das Gesicht in den Mund lief. Tinte ist nun mal kein Whisky. Watson spuckte und prustete, bis er alles heraus hatte. Völlig entgeistert starrte er Mr. Huckley an.
„Hihihi!" erklang es in diesem Augenblick unterdrückt von irgendwoher. Gleich darauf wurde es etwas lauter: „Hähähä!" Schließlich schallte es so laut, daß man es beim besten Willen nicht mehr überhören konnte: „Hahahaha!" Das war Jimmy. Er hatte sich zwar in seinem Versteck die größte Mühe gegeben, still zu bleiben, aber es war ihm nicht gelungen. Sein Onkel sah gar zu komisch aus! Onkel John erstarrte, als er das Lachen hörte. Fragend blickte er auf Huckley. Der zuckte jedoch die Achseln. Da drehte sich der Hilfssheriff um und
stierte zu der Stelle hinüber, von der das Gelächter herkam. Jimmy bekam es nun mit der Angst. Er zwickte sich in die Hinterbacken, er biß sich in die Handfläche; aber es nützte alles nichts. Immer wieder mußte er sein schallendes „Hahahaha!" in die Lüfte prusten.
John Watson ging jetzt gewichtigen Schrittes auf den Platz zu, an dem Jimmy stand. Gleich darauf hatte er ihn beim Genick. Jetzt verging dem Schlaks aber Hören und Sehen. Er lachte nicht mehr. Er quiekte wie ein getretener Hund. „Du, also!" röhrte John Watson. „Du!" Gleich darauf legte er seinen Neffen übers Knie. So war der Hilfssheriff von Somerset nun einmal: er liebte Jimmy abgöttisch, und er mochte ausfressen, was er wollte, ohne daß er gerügt worden wäre — so lange es ihm, John Watson, nicht weh tat! Im andern Falle jedoch — Watsons Arme arbeiteten wie Dreschflegel.
„Nicht! Nicht!" schrie Jimmy verzweifelt. „Das war ich ja gar nicht! Das war Sam, die Sommersprosse!" Aber der Hilfssheriff kümmerte sich nicht um das Geschrei. Wenn seine Arme erst einmal in Bewegung gerieten, ließen sie sich schwer wieder stoppen. Als Jimmy merkte, daß sein Onkel nicht umzustimmen war, schwieg er. Er wußte aus Erfahrung, daß Weinen und Wimmern die Wut seines Onkels nur steigerten. Er pflegte sich also nach dem Wahlspruch zu richten: „Lerne leiden ohne zu klagen!"
Es dauerte diesmal lange, bis John Watsons Kraft erlahmte. Aber einmal wird auch der stärkste Mann müde. Der Hilfssheriff ließ Jimmy dann auch bald fallen und
richtete sich prustend auf. Er prustete schwarz. Jimmy rutschte nun mit seiner Hinterfront in Affengeschwindigkeit über den Grasboden. Das sollte wohl seine Qualen lindern. Die Rückseite in kaltes Wasser gehängt, wäre natürlich ein probateres Mittel gewesen. Leider aber gab es hier kein kaltes Wasser. Also fuhr Jimmy Schlitten, daß es nur so eine Art hatte. Huckley sah interessiert zu.
In Watsons Kopf dämmerte es plötzlich. Hatte Jimmy nicht einiges gesagt, ehe er anfing, sein Strafgericht zu halten? Der Hilfssheriff bückte sich plötzlich, um seines Neffen Schlittenfahrt zu stoppen. Dieser glaubte, die Prügelei sollte wieder von vorn beginnen, gab Vollgas und wischte rutschend davon wie eine Rakete. „Jimmy!" schrie Watson hinter ihm her. „Sagtest du vorhin nicht etwas von Sam Dodd?"
Jimmy heulte laut auf und bremste. Er kannte seinen Onkel zu Genüge. „Yea!" heulte er. „Für ihn bekam ich diese unmenschliche Prügel! Aber du wolltest ja nicht hören!"
„Komm her, mein Junge!" sagte Watson weich, aber mit Würde. „Ich bin zwar eine Amtsperson, aber manchmal gebe ich doch zu, daß ich unrecht habe. Diesmal tat ich dir Unrecht! Armes, unschuldiges Lamm, verzeih mir!" Jimmy jedoch traute dem Frieden nicht recht und blieb deshalb in angemessener Entfernung stehen. Watson kramte in seinen Taschen herum. Schließlich brachte er ein Zehn-Cent-Stück zum Vorschein, ließ es aber wieder verschwinden und suchte weiter, bis er einen Fünfer
fand. „Hier!" sagte er großmütig. „Als Schmerzensgeld! Aber verprasse es nicht, sondern tu es in deine Sparbüchse!"
Jimmy nahm den Nickel in Empfang, bedankte sich gebührend und wandte sich dann an Mr. Huckley. „Sie wollten noch wegen des Einweihungsfestes mit mir sprechen, Sir? Ich stehe
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