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Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Titel: Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Reuter
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waren.
    Jimmys Augen begannen zu kullern, als er das Wort „Ehrenpforte" vernahm. Er witterte eine Sensation, einen Riesentamtam!
    „Wer . .. äh ... wer oder was tut uns denn die hohe Ehre an, Onkel John?" fragte er bescheiden, aber man

    merkte doch, daß seine Neugier bereits auf Hochtouren lief.
    „Der Kaiser von China!" brüllte John Watson und bekam dabei vor lauter innerer Aufregung ein so puterrotes Gesicht, daß es Jimmy vorzog, schleunigst das Feld zu räumen.
    Er hatte nichts Eiligeres zu tun als auf die Straße zu laufen und es jedermann mit lauter Stimme zu verkünden, daß der Kaiser von China nach Somerset unterwegs sei. Jimmys Phantasie arbeitete fieberhaft. Und beim zweitenmal fügte er schon hinzu: „Mit siebzig Kamelen sogar!"
    Frau Timpedow, die gerade zum Einkaufen ging, hörte es und hastete auf Jimmy Watson zu.
    „Habe ich richtig vernommen, Jimmylein? Der Kaiser von China ...? Und er will hier krakeelen? Was bildet sich denn so ein Kaiser bloß ein ..."
    „Mit siebenhundert Kamelen!" schrie Jimmy und rannte weiter.
    Aus dem Nachbarhause lachte ein älterer Mann herzhaft auf. „Dem hat mal wieder jemand 'nen Bären aufgebunden. In China gibt es doch gar keine Kamele, wenigstens keine vierbeinigen ... haha ... und einen Kaiser von China gibt es auch schon längst nicht mehr! Die haben jetzt 'ne Republik oder so was Ähnliches ..."
    „Aber irgend etwas muß an der Sache dran sein", meinte Mrs. Timpedow und beeilte sich weiterzukommen. Natürlich erzählte sie sofort in allen Stores, daß morgen in aller Frühe eine chinesische Forschergruppe Somerset besuchen komme.

    Im Nu durchrasten die tollsten Gerüchte das ganze Town. Jeder wußte es anders und besser zu berichten.
    „Chinesische Forschergruppe" — „Polynesische Tortensuppe" sollte in Somerset eingeführt werden. „Indonesische Reportergruppe ..." — „Chilenische Lotterpuppe ..." lauteten die Schlagzeilen des ungedruckten Somerseter Nachrichtenblattes.
    Während schon an den Straßenecken die Leute ihre Köpfe zusammensteckten und herum rieten, was nun wirklich los sei, hockte John Watson in seinem Office und beschäftigte sich mit seinem Seelentröster, um seine Hilflosigkeit, Nervosität und den ganzen inneren Jammer zu verscheuchen.
    Die Tatsache, daß Gärtner Faraday gerade heute früh nach Tucson gefahren war, hatte ihm den Rest gegeben. Das amtliche Schreiben sagte überhaupt nichts Genaues aus. „In den nächsten Tagen", stand nur darin. Das konnte bereits morgen sein. Man bat von höchster Stelle, man befahl also sozusagen, das Town würdig herzurichten. Würdig? Ja, was war nun am würdigsten?
    Während die stellvertretende Amtsgewalt diese Erwägungen anstellte, klopfte es, und kurz darauf betrat Hilfslehrer Clever den Raum.
    „Keine vier Mann auf einmal!" schrie ihn Watson an, „die anderen drei raus! Immer der Reihe nach, wenn ich bitten darf!"
    Die verglasten Augen des stellvertretenden Sheriffs sagten dem jungen Lehrer genug.
    „Was ist denn eigentlich los?" fragte er energisch, aber da ihm der Untersheriff nur ungereimtes Zeug von „sämtlichen Gärtnern Amerikas" daher stammelte, neigte er sich kurzerhand vor und nahm das mit dem Staatssiegel versehene Schreiben in die Hand. Sobald er es durchgelesen hatte, handelte er auch schon.
    „Nehmen Sie sich zusammen, Mr. Watson. Ich besorge Ihnen jetzt einen kleinen Drink, den nehmen Sie als Medizin. Sie sind dann schnell wieder mobil, verstanden?"
    „Verstanden", murmelte John Watson, der plötzlich begriff, daß ihm eine unerwartete Hilfe gekommen war.
    „Und ich stelle inzwischen unsere Frauen vereine auf die Beine. Da sind eine ganze Reihe von Ladies darunter, welche etwas vom Kranzflechten verstehen", erklärte der Hilfslehrer.
    „Ich da ... danke Ihnen, meine Herren!" stammelte Watson, der immer noch doppelt und vierfach sah.
    Um diese Zeit etwa saß ein hochgewachsener, hagerer Mann im „Blauen Affen" in Tucson über die Morgenzeitung gebeugt. Dort stand bereits drin, daß in zwei Tagen, also am kommenden Mittwoch, Anthony Kess, der Gouverneur von Arizona, eine Reise durch das ländliche Gebiet seines Reiches antrete und auch das bekannte Somerset besuchen wolle. „Inspizieren" hieß es ja in aller Welt, wenn Staatsoberhäupter herumreisten.

    Brian Sandwich legte die Morgenzeitung mit äußerlich gleichmütigem Gesicht beiseite und bestellte einen neuen Drink. Aber in seinem Innern brodelte und wirbelte es.
    Er hatte in seinem bisherigen Dasein

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