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Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Titel: Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Reuter
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nicht allzu viel Glück gehabt. Er hatte eigentlich das Sattlerhandwerk erlernt, war dann aber später auf einer Pferderanch hängengeblieben, und drei Jahre danach hatte ihn das Reisefieber gepackt. Seitdem hatte er sich eine Zeitlang als Vertreter für „Hastings wohlschmeckende Hühnersuppe 1 ' herumgeschlagen. Das lag nun aber auch schon wieder über ein Jahr zurück. Hastings hatte pleite gemacht, und seitdem war es mit dem langen Sandwich ein wenig bergab gegangen. Gewiß, er nahm jede Art von Gelegenheitsarbeit gerne an, aber er war nicht hinter der Arbeit her. Brian Sandwich ließ den Herrgott sehr gern einen guten Mann sein, wenn er sich nur ein paar Whiskies und das bißchen Essen leisten konnte, das der Mensch braucht, um nicht Not zu leiden. Vorm Herbst dachte er nicht daran, wieder einem geregelten Job nachzugehen. Das Schlafen in trockenen Feldscheunen kostete nichts, und die Sonne schien am Tag für Gerechte und Ungerechte. Brian Sandwich war eine Leseratte. Nun ja, Journale, die fand man ja überall in den Bars oder für fünf Cents auch an jedem kleinen Zeitungsstand.
    An diesem Morgen aber legte Brian Sandwich gegen seine sonstige Gewohnheit die Morning News schon beiseite, nachdem er lediglich den Bericht vom bevorstehenden Besuch des Staatspräsidenten gelesen hatte. Dafür dachte er angestrengt nach.
    ,Das da wäre einmal eine großartige Gelegenheit, sichein paar gute Tage zu machen und auch sonst einige Kleinigkeiten dabei herauszuholen', sagte er sich.
    Brian Sandwich schmunzelte bei dem Gedanken, sich in diesem Ort namens Somerset auch einmal als Mr. Anthony Kess, Gouverneur des Staates Arizona, feiern und hofieren zu lassen. Plötzlich aber erschrak er vor dieser Tollkühnheit. Aber dann brach bei ihm doch der angeborene Leichtsinn durch.
    ,Pshaw! Was ist denn schon dabei?' sagte er sich, ,wenn der richtige Gouverneur aufkreuzt, bin ich längst wieder über alle Berge. Also ran an den Speck!'
    Brian Sandwich zahlte rasch und hatte es nun eilig, nach draußen zu kommen. Mit seiner Barschaft von vier Dollar in der Tasche betrat er die Verleihanstalt des Mr. Bat Smith.
    „Ich brauche einen tadellosen Frack, Sir ... für zwei Tage etwa", begrüßte er den Besitzer, einen rundlichen Gent von gesundem Aussehen.
    „Einen Frack, so, so ... tja, macht pro Tag fünf Dollar Leihgebühr, demnach zehn Dollar, mein Herr", murmelte Mr. Smith lässig.
    Der lange Sandwich sah in seiner grauen Cowboykluft, die reichlich verschlissen war, nicht gerade nach Wohlhabenheit aus. Obendrein grinste er auch jetzt noch verlegen und meinte geradeheraus:
    „Zehn Dollar, die hab' ich nicht, aber hier ..."
    Bat Smith, der schon zu einer entrüsteten Gegenrede angesetzt hatte, schluckte das erste Wort wieder halb herunter, als er die wunderbar ziselierte Uhr erblickte, welche dieser lange Tramp da aus der Tasche zog.

    „Das einzige, was ich an Reichtümern noch besitze, ein Erbstück meines Großvaters ... Sie geben doch zu, daß diese Uhr etwas wert ist, wie?"
    Der Verleiher nickte. „Gewiß, gewiß, eine ganz ausgezeichnete Arbeit, tja ... Und wie denken Sie sich die Sache weiter?"
    „Ich lasse meinen Anzug und die Uhr hier ..."
    „An Ihrem schmierigen Puncher-Dreß liegt mir nichts", brummelte Mr. Smith.
    „Aber mir", grinste Brian Sandwich, „oder meinen Sie vielleicht, ich wollte mein Lebtag mit so einem vornehmen Staatsfrack herumlaufen? Ich lasse Ihnen Uhr und Anzug als Pfand hier, ziehe den Frack an und bringe ihn morgen abend, spätestens übermorgen früh, zurück ..."
    „Wobei Sie mir die mir zustehenden zehn Dollar Leihgebühr zahlen oder die Uhr dalassen wollen. Verstehe ich recht?"
    „Sehr richtig", strahlte Brian Sandwich, „übermorgen besitze ich nämlich viele, viele Dollars", fügte er noch im Brustton der Überzeugung hinzu, obwohl er im Augenblick noch gar nicht wußte, wem er in Somerset das Geld aus der Tasche ziehen konnte.
    Brian Sandwich war wie alle Brüder Leichtfuß ein Optimist, sah also noch himmelblau, wenn andere Sterbliche schon grau oder gar schwarz sehen.
    „Und falls ich nicht zahlen kann, dann haben Sie eben ein Bombengeschäft gemacht", grinste Sandwich.
    Eine Viertelstunde danach verließ Mr. Brian Sandwich die Verleihanstalt in einem tadellos sitzenden Frack mit weißer Binde unter gestärktem Eckenkragen; auch weiße

    Handschuhe fehlten nicht. Daß er unter der Frackhose seine enganliegenden Reiterstiefel trug, fiel nicht weiter auf; er befand sich ja im Westen!

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