Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner
von all diesen ewigen Ehrungen und so weiter erholen, hahaha!"
Die Herren Ingenieure und Reklamefachmänner der weltberühmten Fordwerke stimmten in das diskrete Gelächter mit ein. Es gefiel ihnen, daß ein Gouverneur eine so vernünftige und zurückhaltende Lebensauffassung hatte.
„Wir nehmen Sie gern bis Somerset mit", versicherten über zehn Herren zu gleicher Zeit. Die chromblitzenden Schläge wurden aufgerissen. Dutzende von tief gebeugten Männern wohnten ehrfürchtig der Zeremonie bei, wie Brian Sandwich den vordersten Wagen bestieg.
Der lange Tramp hatte es noch nie in seinem leichtsinnigen Dasein so schwer gehabt, ein würdevolles Gesicht aufzusetzen, wo ihm doch das Herz im Leibe hüpfte; denn er hatte genau das, was er wollte, schneller erreicht als er dachte.
Die Somerseter würden Augen machen, wenn er nun mit dieser stattlichen Autokolonne seinen Einzug hielt.
„Noch eine Kleinigkeit", brummelte Brian Sandwich von oben herab, ehe sein Auto anfuhr. „Ich möchte nicht zu viel Aufsehen bei diesen . .. äh ... Bauern und Ranchern machen. Sie halten, wenn ich bitten darf, kurz vor dem Somerseter Office ... und fahren dann weiter. Bin ich verstanden worden?"
„Sehr wohl, Sir!"
Die Wagen starteten. Der ruhebedürftige „Gouverneur" lehnte sich tief in den Polstern zurück. Es sah ganz danach aus, als wolle er ein kleines Nickerchen halten, um seinen Rausch vollends auszuschlafen.
Am Osteingang Somersets stand bereits das noch zu bekränzende Holzgestell, die große Ehrenpforte für den Gouverneur Anthony Kess, für den Fall, daß dieser aus Richtung Tucson käme. Am westlichen Ausgang des Towns prangte das gleiche kahle Lattentor. Die beiden Aufbauten sahen von weitem wie die reinsten Galgen aus. Auch die Tatsache, daß schon an jeder dieser Ehrenpforten ein großes blaues Schild mit weithin leuchtenden Buchstaben „Unserem geliebten Gouverneur ein herzliches Willkommen" herabhing, änderte nichts an dem geradezu kläglichen Eindruck, den die hellen Holzgestelle im Augenblick noch machten.
„Vermutlich naht er sich uns von der Littletowner Straße her. Ich habe so eine Ahnung", hatte Hilfssheriff Watson gemeint und darum die Frauenvereine zuerst an diese westliche Pforte geschickt. Dort saßen sie nun beisammen und flochten emsig Girlanden, um damit die „Hochspannungsmasten" aus Holz zu verkleiden und den Gestellen ein würdiges Aussehen zu geben. Und da jedermann damit rechnete, daß der hohe Herr frühestens morgen erscheinen würde, ließ man sich Zeit.
Hilfslehrer Clever aber traute den „Ahnungen" John Watsons nicht ganz und schlug daher vor, einen Teil der Ladies zur Pforte an der Tucsoner Straße zu verlegen, was dann auch geschah.
Die Jungen vom Bund waren emsig damit beschäftigt, Fichtenzweige vom Forst heranzuschleppen. Im Moment luden sie gerade wieder eine Ladung an der Tucsoner Pforte ab. Das Grünzeug wurde links und rechts der Straße aufgehäuft.
„Das Mittagessen wird um eine Stunde verschoben", hatte John Watson bestimmt, „bis dahin müssen alle Kränze fertig sein, so daß wir am Nachmittag mit dem Ausschmücken der Pforten beginnen können."
Ferner war man übereingekommen, beide Straßenseiten mit Seilgirlanden zu schmücken, an welchen Papierschlangen und Staniolstreifen flattern sollten. Die weibliche Jugend des Towns war seit Stunden damit beschäftigt, diese bunten Papierschlangen und Silberpapierstreifen zurechtzuschneiden.
Überall herrschte also ziemliche Aufregung. Vater Shell übte schon seit Sonnenaufgang auf seiner Trompete das ihm ein wenig fremde Lied: „Lob und Ehre sei dem Landesvater!" Und die Witwe Poldi hatte ihren Ladies verkündet, daß man sofort nach Beendigung der Dekorationsarbeiten auf der Red River-Wiese zum Singen anzutreten habe, damit die Sache auch bei Ankunft des hohen Herrn richtig klappe.
Punkt ein Uhr lagen um die beiden Pforten die langen Schlangen der Fichtengirlanden. Männer, Frauen und
Kinder, alles war müde und matt in die Wohnungen zurückgekehrt.
Nur Bimbambulla, der schwarze Riesenschnauzer, der sich im Nu unter den frei herumlaufenden Artgenossen Respekt verschafft hatte, befand sich mit noch vier Artgenossen bei der „Arbeit". Die Burschen tobten bei der Tucsoner Pforte herum. Es machte ihnen mächtigen Spaß, an den Fichtenschlangen herumzuzerren. Sie machten es ganz wie die Menschen, welche sich bisweilen aus sportlichen Gründen im Tauziehen üben. Riß so ein Schlangenstück ab, rauften die Köter um
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