Das Pete Buch 22 - Wer blufft wen

einem Clifft Shannon nicht reinlegen lassen."  
      „Du redest wie ein Blinder von der Farbe", wetterte Charly, „es ist ein großer Unterschied, ob man auf der freien Prärie zu Hause ist — oder in einer Großstadt."  
      „Das stimmt", sagte da eine tiefe Stimme, „du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, Charly. Ich denke, wir verstehen uns. Wer mitkommen will, kann mitkommen. Die Feiglinge bleiben zu Hause."  
      „Oh — oh — was, wie kommen S i e denn hierher?" Charly fand keine Worte.  
      „Das erzähle ich dir alles später. Ich habe per Zufall euer Gespräch belauscht. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!"  
      Schon fegte die ganze Meute los! Plötzlich machten sie alle mit. Wer wollte sich schon ,Feigling' schimpfen lassen?  
      Pete erwachte von einem Wasserstrahl, der ihm ins Gesicht fuhr. Er prustete und riß dann die Augen auf. Vor ihm brannte eine Kerze. Sie steckte auf einer Flasche, die wieder auf einer Kiste stand. Der Boy mußte sich erst besinnen. Wie war er nur in diese Umgebung gekommen?  
       
      „He, schau nicht so blöde aus dem Anzug'', herrschte da eine Stimme, „wie heißt du, he?"  
      Pete sah sich um. Er wollte eine Bewegung machen, merkte aber gleich, daß man ihm die Arme auf den Rücken gebunden hatte. Seine Augen hatten sich jetzt aber schon an das trübe Licht gewöhnt. Was sah er?  
      Neben ihm hockte, auch mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, sein lieber Freund Sam! Auf einer Kiste ihm gegenüber aber kauerte der Watsonschlaks und rieb sich die leicht geschwollene Backe. Jimmy hatte anscheinend schon etwas .abbekommen'.  
      „Los, antworte!!" Die brutale Stimme riß den Obergerechten aus seinen Gedanken.  
      „Sie machen sich der Freiheitsberaubung schuldig", sagte Pete langsam und sehr deutlich.  
      Die Antwort war eine schallende Ohrfeige und ein fürchterliches Gelächter. Pete verzog keine Miene. Im Gegenteil! Er lächelte freundlich. Da der Mann jetzt vor ihm stand, konnte er ihn genau betrachten. Es mußte jener Clifft Shannon sein, von dem Jimmy gesprochen hatte.  
      „Ich habe dich was gefragt!" knurrte dieser, nachdem er sich ausgekollert hatte.  
      „Sind Sie von der Special Police, daß Sie Verhöre anstellen? Mein Freund Tom Prox sagt immer zu mir: ,Laß dich von keinem Menschen ausfragen, es sei denn, der Mann zeigt dir seinen Ausweis.' — Darf ich mal Ihren Ausweis sehen?"  
      Clifft Shannon starrte Pete, der ganz sachlich gesprochen hatte, entgeistert an. Er bekam vor lauter  
       
      Staunen das Maul nicht mehr zu. Das konnte aber Sam Dodd nicht mit ansehen.  
      „Machen Sie die Klappe zu, lieber Mitmensch", sagte er freundlich, „ich befürchte, der letzte Rest Verstand friert Ihnen sonst noch ein."  
      „Halte du den Mund", zischte Pete.  
      Aber es war schon zu spät. Shannon hatte sich wieder erholt, und Sams Bemerkung hatte ihn höllisch in Wut gebracht. Wie ein wütender Leitstier sauste er auf die Boys zu.  
      „Ihr verdammten Burschen", schrie er, „ich werde euch schon kirre kriegen. Einem Clifft Shannon kommt man nicht frech! Ich werde euch zeigen, wie man in Tucson spurt. Kein Hahn wird nach euch krähen!"  
      Der Strolch konnte sich nicht beruhigen. Er rannte im Keller auf und ab und verteilte Fußtritte. Nicht nur Pete und Sam, nein, auch Jimmy Watson und die anderen Boys bekamen es zu spüren. Aber endlich wurde der Kerl doch leiser. Er blieb dann unvermittelt stehen und starrte vor sich hin. Irgend etwas war ihm eingefallen. Pete, der eine große Menschenkenntnis besaß, beobachtete ihn genauer. Jetzt hob der Bursche langsam den Kopf und sah Pete unruhig an.  
      „Sagtest du vorhin nicht was von Tom Prox?" Die Stimme des Mannes war heiser.  
      „Ja, ich sprach von ihm; er ist mein Freund." Pete sagte das lächelnd. „Kennen Sie etwa den Captain auch?"  
      Clifft Shannon antwortete nicht. Etwas Lauerndes lag  
       
      um seinem Mund. Aber dann lachte er ganz unvermittelt los. Er machte einen Satz vorwärts und packte Pete.  
      „Du belügst mich!" schrie er, „du kennst den Mann ja gar nicht!"  
      „Sie irren sich gewaltig", schrie Sam, der um Pete fürchtete, „er kennt ihn wirklich, und ich kenne ihn auch. Wenn Sie uns nicht sofort freilassen, werden Sie Ihr blaues Wunder erleben!"  
      Shannon ließ Pete los. Er drehte sich um und fixierte Jimmy Watson. Der Schlaks hockte auf seiner Kiste und zitterte fürchterlich. Sein Gesicht