Das Pete Buch 22 - Wer blufft wen
und viele Verhöre durchgeführt. Erst am späten Nachmittag konnten Pete, Sam und Charly gehen. Wenn sie aber gehofft* hatten, Sheriff Tunker würde sich nun weiter um sie kümmern, hatten sie sich getäuscht. Der Sheriff mußte zuerst einmal die „Attentäter-Affäre" aufklären. Für ihn bestand kein Zweifel, daß es sich um seinen Hilfssheriff handelte. So verabschiedete er sich mit wohlgemeinten Mahnungen von den ,Lausbuben von Somerset'.
„Mensch, wir sind vielleicht blöde", schlug sich Rothaar vor die Stirn, nachdem Sheriff Tunker gegangen war, „jetzt haben wir doch das Wichtigste vergessen!"
„Und was?" Pete und Charly sahen Sommersprosse gespannt an.
„Wir hätten fragen sollen, wo der Kerl die Eieruhr gelassen hat! Jetzt ist es zu spät dazu, er hockt schon in einer Zelle!"
„Hm —, das ist wahr! Da haben wir vor lauter Auf-
regung einen gewaltigen Schnitzer gemacht. Es kam aber auch alles so überraschend. Kein Wunder, daß man da nicht mehr an so eine blöde Eieruhr denkt."
„Nur keine Aufregung, Boys", lachte Charly, „ich weiß, wo die Eieruhr steckt! Oder vielmehr, ich kann es mir denken!"
„Und wo?" Petes und Sams Fragen überstürzten sich.
„Na, beim Trödler! Shannon hat sie doch sicher sofort in bare Münze umgesetzt. Kommt mal mit."
Die Boys zogen los. Wieder ging es durch winklige Gassen. Nach einer guten Viertelstunde standen sie vor einem kleinen Laden. Die Schaufenster waren fast blind vor Staub. Man konnte aber dennoch erkennen, daß der Laden mit alten Möbeln, Bildern, Kleidern und sonstigem Gerümpel vollgepfropft war.
„Und wenn er sie nun wirklich hat", überlegte Pete, bevor sie den Laden betraten, „und sie nicht hergeben will?"
„Warum sollte er sie nicht hergeben? Wir fragen erst nach etwas anderem. Nachher kommen wir ganz zufällig auf eine Eieruhr. Laß mich nur machen."
Sie betraten den Laden. Ein alter Mann von mindestens achtzig Jahren schlurfte heran. Mit krächzender Stimme fragte er nach dem Begehr. Charly machte seine Sache sehr geschickt. Über eine Standuhr, die ihn zu interessieren schien, kam er zu einer Küchenuhr und dann war es nur noch ein kleiner Sprung zur Eieruhr. Der Alte nickte.
„Gerade frisch hereingekommen", kicherte er, „ganz prima Ware."
Sam sah sich die Uhr an. Sie stammte aus Mammy Lindas Küche! Ganz deutlich erkannte er den schwarzen Punkt, der wohl von einer Fliege stammte, auf dem roten Lack des Brettchens! Sommersprosse hatte eben scharfe Augen! Er zwinkerte Pete unauffällig zu.
„Okay", sagte der, „die nehmen wir. Was soll sie kosten?"
Der Trödler verlangte einen ganzen Dollar! Dafür hätte man nach Sams Rechnung zwanzig Stück kaufen können. Aber die Boys handelten nicht lange. Pete bezahlte, und dann stürmten sie aus dem Laden..
Die Freude war riesengroß. Sommersprosse konnte natürlich nicht abwarten, bis man zu Hause war. Er setzte sich auf den nächsten Bordstein, zählte laut bis drei, und drehte dann das Glasröhrchen um. Sofort fing er wieder an, langsam bis sechzig zu zählen. Bei zweihundert war der Sand durchgelaufen.
„Jetzt sind es nicht einmal mehr dreieinhalb Minuten", stöhnte er, „dieser Clifft Shannon wird doch nicht von dem Sand geklaut haben, um ihn uns in die Augen zu streuen?"
Die Boys lachten fröhlich und zogen dann befriedigt nach Hause. Mammy Linda erwartete ihre großen ,Babies' schon voll ungeduldiger Sehnsucht!
Sheriff Tunker hatte sich fest vorgenommen, seinen Hilfssheriff in der großen Stadt Tucson zu suchen, aber nicht etwa deshalb, weil er sich übertriebene Sorgen um ihn machte, sondern weil er verhindern wollte, daß dieser Somerset blamierte. Natürlich würde John Watson
so etwas niemals mutwillig tun, aber die Sache mit dem „Attentäter" zeigte deutlich, wohin unbedachtes Tun führen konnte.
Nachdem Tunker sich von Pete und seinen Freunden verabschiedet hatte, begab er sich erst mal zum Bahnhof. Von hier aus wollte er den Weg, den sein Deputy genommen hatte, genau verfolgen .
Der Bahnhofsvorplatz war schwarz von Menschen. Überall saßen ganze Gruppen zusammen, hockten auf ihren Gepäckstücken und ließen den Kopf hängen.
Aber dann hörte er plötzlich einen durchdringenden Schrei! Der Sheriff von Somerset war ein beherzter Mann, der weder Tod noch Teufel fürchtete, aber bei diesem
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