Das Pete Buch 23 - Der doppelte Watson
Sie verlangen die fünf Dollar für Stallmiete und Verpflegung, dabei gehört der Gaul Ihnen?! Mr. Eckepoint, Ihre Geschäfte sind unsauber, höchst unsauber!"
„Aber, aber", sagte Eckepoint erschrocken. „Tun Sie mir bitte nichts an, Mr. Watson. Gewiß, die Leihgebühr mag etwas hoch gewesen sein, aber das ist doch kein Grund, mich unehrlich zu nennen. Ich mache den Schaden wieder gut, Mr. Watson. Sie brauchen für das Zimmer nichts bezahlen.
John Watson blickte unentschlossen drein . . . „Und ein gutes Essen bekommen Sie auch", fuhr der Wirt fort.
„In Ordnung", nickte Watson dann. „Ich will die Angelegenheit vergessen und Sie nicht strafrechtlich verfolgen, obwohl das eigentlich meine Pflicht wäre."
„Gewiß", nickte der ängstliche Wirt. „Aber ich gebe Ihnen auch ein extra schönes Zimmer."
„Das wäre Bestechung", meinte Watson. „Darauf steht unter Umständen Zuchthaus. Aber ich will mal nicht so sein. Zeigen Sie mir mein Gemach und denken Sie an meinen Magen. Mein Hunger ist unbeschreiblich groß! Kapiert?"
Ausnahmsweise begriff Mr. Eckepoint sehr schnell, und John Watson konnte sich wirklich nicht beklagen. Umsonst hatte er noch nie so gut gegessen. Und sein häuslicher Mittagstisch ließ auch im allgemeinen viel zu wünschen übrig.
„Mr. Eckepoint", lobte Watson mit vollem Mund, „ich bin mit Ihnen zufrieden."
Der Wirt machte eine Verbeugung und zog sich dienernd zurück.
*
John Watson war von seinen „Irrfahrten" so erschöpft, daß er am anderen Morgen erst um zehn Uhr aus den Federn kam. Gemütlich wusch er sich und nahm — natürlich wieder kostenlos — sein Morgenfrühstück ein.
„Ich kann also kein Pferd von Ihnen bekommen?" fragte er den Wirt.
„Leider nein", bedauerte dieser. „Aber gehen Sie
doch mal zum alten Morgan rüber. Der verleiht auch Gäule."
Den sogenannten „alten Morgan" kannte John Watson sehr gut. Leider aber kannte Morgan auch ihn, und das war peinlich! Er hatte keine Lust, irgend einen Bekannten zu treffen und zog es darum vor, den Weg zu Fuß zurückzulegen.
Durch kleine Nebengassen schlich er durch Gaston City und wanderte auf der Landstraße nach Somerset weiter. Doch bald fingen ihm die Füße zu schmerzen an. Genau, wie auch die Cowboys, hatte er stets wenig Wert auf einen Fußmarsch gelegt. Selbst die kürzeste Entfernung pflegte er zu reiten. Das rächte sich jetzt.
In Calisters Busch angekommen, ruhte sich Watson erst mal zwei Stunden aus und überlegte, wie er die Rollen mit seinem Doppelgänger wieder unauffällig vertauschen konnte. Dieses Problem stellte er sich gar nicht so einfach vor. Wie sollte er Kluck benachrichtigen?
Merkwürdigerweise kam er auf einmal auf Pete Simmers. Vielleicht würde der ihm den Gefallen tun. Pete half ja auch anderen Menschen, warum nicht auch mal ihm? Und schon war sein Entschluß gefaßt. Er wollte zur Salem-Ranch pilgern, sich dort verstecken und auf Pete warten.
Obwohl ihn seine Füße arg schmerzten, setzte er seinen Weg fort und mußte sich mehr als einmal hinter einen Busch verstecken, denn er begegnete Somersetern, die ihn selbstverständlich kannten und sich gewundert hätten, ihn hier trampen zu sehen.
Endlich tauchte die Salem-Ranch auf. Jetzt galt es besonders vorsichtig zu sein. Hoffentlich war Halbohr nicht
da! John Watson hatte Glück. Halbohr machte gerade Jagd auf Präriehasen. Der Hilfssheriff verschwand im Pferdestall, von dem er wußte, daß er einen Zwischenboden hatte. Dort kam selten jemand hinauf. Da würde ihn auch niemand so leicht entdecken. Außerdem konnte er von dort oben das Gelände vortrefflich überblicken. Schweißtriefend stieg er hinauf. Oben zog er sich fluchend und wetternd die Stiefel von den schmerzenden Füßen.
Sam Dodd ratterte indessen mit seinem Pferdewagen in den Ranchhof. Er winkte der am Fenster sichtbaren Mammy Linda zu und spannte dann die Pferde aus, um sie in den Stall zu bringen. Dort aber erwartete ihn eine ganz nette Überraschung.
„Was machen Sie denn da oben, Watson?"
„Mister Watson, bitte! Pssst! Schweig und komm rauf!"
Verwundert stellte Sam die Pferde in ihre Boxen und kletterte zu John Watson hinauf.
*
Während sich dies auf der Salem-Ranch abspielte, ratterten Pete und der Julius über den unebenen Boden.
„Dieses Gerüttel macht mich noch ganz seekrank", meinte der Dicke.
„Wir sind ja gleich da", beruhigte ihn Pete. „Ich werde Ihnen dann den Wagen leihen. Sie fahren am besten gleich zu Mr. Franklin weiter und
Weitere Kostenlose Bücher