Das Pete Buch 26 - Unternehmen Vergaser
müssen Sie täglich ins Jail gehen und dafür sorgen, daß die guten Sachen weniger werden."
John Watson strahlte jetzt wie ein frischgeputzter Dreckeimer. Das war nach seinem Geschmack. Auf so einen Vorschlag konnte er mit ruhigem Gewissen eingehen. Vor allen Dingen wußte er, daß er sich auf Petes Wort verlassen konnte. Nur die Sache mit der Freiheitsberaubung war noch nicht geklärt.
„Und wie steht es mit der Klage wegen Freiheitsberaubung?" wollte er noch schnell wissen.
„Wenn Sie mich freilassen, werde ich davon absehen", versicherte Pete, „wie könnte ich einen Mann verklagen, der so großherzig ist?"
„Wir sind einig", sagte Watson und reichte Pete die Hand, „du kannst sofort gehen. Laß dich aber ja nicht unter Menschen sehen!"
Pete versprach es und verschwand wie ein Schatten
durch Watsons Gemüsegarten. Er schlug einen großen Bogen um den Ort und nahm Richtung auf die Bahnstation.
Mr. Baker saß gerade beim Nachmittagskaffee, als es leise an die Tür pochte. Dann trat Pete auch schon ein. Der gute Bahnhofsvorstand hätte vor Schreck fast die Tasse fallen lassen, als er den Obergerechten sah.
„Alle Wetter", staunte er, „wo kommst du denn her, Boy? Ich denke, du sitzt in Watsons Hotel und fängst Fliegen?"
„Das war einmal, Mr. Baker. Die Dinge haben sich inzwischen so zugespitzt, daß ich keine Zeit mehr habe, Fliegen zu fangen."
„Das kann man wohl sagen. Heute war der Kerl sogar bei mir und wollte meinen Kartoffelacker kaufen. Ich habe ihm die Tür gewiesen. Mir scheint, er hat es ganz besonders auf die Grundstücke an der Bahnlinie abgesehen. Er machte auch Andeutungen, daß ich mein Glück machen könne. Der Bahnhof von Somerset würde bald vergrößert und unsere Kleinbahn durch eine Normalbahn ersetzt werden."
„Ja, Mr. Baker, es wird Zeit, daß sich vernünftige Leute einschalten. Gehen Sie heute abend auch zur Versammlung?"
„Habe schon davon gehört. .Listige Schlange' war hier und hat mich persönlich eingeladen. Na, bin gespannt, was dabei herauskommt. Aber was hast du jetzt vor, Pete?"
„Ich möchte Ihre Hilfe in Anspruch nehmen, Mr. Baker. Muß mit dem nächsten Zug nach Tucson. Habe etwas vor. Würden Sie mir eine Rückfahrkarte vorstrecken? Ich habe kein Geld bei mir."
„Selbstverständlich, Boy. Du brauchst mir das Geld aber nicht wiederzugeben. Ich lege es selbst in die Kasse. Schließlich geht es nicht um dich, nicht um den ,Bund' oder sonst wen; es geht um die Ruhe von Somerset."
Pete nickte. Er hatte schon immer gewußt, daß Mr. Baker ein wirklicher Freund des „Bundes" war. Der Mann holte ihm jetzt die Fahrkarte, und dann warteten sie auf den Zug.
„Keiner darf mich sehen", lachte Pete, „ich habe es Watson versprochen. Wie komme ich aber in den Zug?"
„Ganz einfach! Ich stecke dich in den großen Postsack und schaffe den ins Dienstabteil."
„Okay, aber übernehmen Sie sich nicht, Mr. Baker, ich wiege allerhand."
„Nur keine Sorge, das schaffe ich noch. Jetzt iß aber erst mal etwas. Du hast bei Watson doch nur Wasser und Brot bekommen."
Pete lachte. Er erzählte Mr. Baker nun die Geschichte von den Würsten und Schinken und von John Watsons regelmäßigen Mahlzeiten im Jail. Der gute Bahnhofsvorstand knurrte ungehalten.
„Dieser Watson ist einfach unmöglich", brummte er, „mag er nun dran ersticken!"
Das war zwar kein frommer Wunsch, aber in gewissem Sinne hatte Mr. Baker doch recht. Dann erklang ein Pfiff. Der Zug kam! Pete schlüpfte in den Sack, und Mr. Baker band ihn oben zu.
Die Neugierigen, die wie immer am Bahnhof gafften, wunderten sich nicht schlecht, als sie den Vorstand unter der Last schwitzen sahen. Aber niemand sah den Obergerechten, und somit hatte Pete, wie immer, sein Wort gehalten!
Der „Bund der Gerechten" trat um diese Zeit seinen „Werbefeldzug" durch das Town an. Bill Osborne hatte eine riesige Klingel besorgt, und Conny trommelte auf einem leeren Marmeladeneimer. Joe und Jerry trugen große Schilder, die in aller Eile gemalt worden waren. Darauf stand zu lesen, daß am heutigen Abend auf dem großen Platz vor der Kirche eine Kundgebung stattfinden würde. Die Boys hatten sich auf den Rat von Reverend Thomas hin für diesen Ort entschieden.
Als sich der Zug jetzt durch die Hauptstraße bewegte, erschien Mr. Gordon, der Millionär, auf dem Balkon des „Weidereiters". Der Mann wurde weiß vor Wut, als er die Absicht der Boys erfuhr. Er sauste mit langen Schritten die Treppe hinunter, schob sich brutal durch
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