Das Pete Buch 30 - Der Kaiser von Hollywood
der Pete-Bande die Eisenbahn überfallen will. Sie erinnern sich doch, daß uns damals mit der Jubiläumshutsche ein ähnlicher Trick gespielt werden sollte! Da glaubte ich den Gangstern, die sich als Filmmenschen ausgaben. Heute aber? Ein gebrannter Sheriff wittert den Qualm der Lüge, auch wenn er nur ein Hilfssheriff ist."
„Hört, hört!" schrie Mrs. Poldi. „Das klingt ja grauenhaft!"
Plötzlich brach Sam Dodd zusammen und wälzte sich stöhnend und strampelnd auf dem Boden herum.
„Sam!" rief Mr. Tunker. „Was ist dir denn passiert?"
Sommersprosse hatte sich in seinen Ärmel verbissen und gab schreckliche Laute von sich. Der Sheriff war ratlos. Aber Mrs. Poldis Scharfsinn durchschaute sofort die Lage.
„Das ist das Schuldbewußtsein!" verkündete sie mit flammendem Blick und drohend ausgestrecktem Zeigefinger. „Der Junge ist unter die Keulenschläge aus Mr. Watsons Mund geraten; ein Zeichen, daß wenigstens der Rest eines guten Kerns noch unter seiner vermoderten Schale verborgen ist. Und du, Pete Simmers? Du stehst abseits und überläßt es dem Sheriff, deinen Busenfreund beizuspringen? Guck nicht so scheinheilig! Geh in dich! Schäme dich und gelobe Besserung!"
„Hahaha" platzte Sam jetzt heraus. „Oh Kerl, oh Kerl! Lassen Sie mich doch los, Mr. Tunker! Mir ist ja gar nichts. Ich lache mich nur kaputt! Der Watson mit Mrs. Poldis Hut! Hahaha, hahaha!"
Nun begann auch Mr. Rickard zu lachen. Die Träne« rollten ihm an den Wangen herab.
„Nein, so was!" prustete er. „Somerset, Somerset! Das übertrifft alles, was ich erwartet hatte! Oder — stop, mir kommt ein Gedanke. Suchen Sie etwa ein Engagement beim Film, Mrs. Poldi? Wollen Sie mir eine Rolle vorspielen? In d e m Fall habe ich volles Verständnis für Ihr Benehmen."
„Ich?" Beim Film?" kreischte die Lady auf. „Keine Beleidigung mein Herr! Ich bin äußerst empfindlich!"
„Ja", sagte Rickard. „Beim Film oder beim Theater? Da gibt es doch so eine Rolle, die wir .komische Alte' nennen. Wenn Sie darauf reflektieren, so denke ich, daß Sie einen Bombenerfolg hätten. Sie brauchen nur auf der Bühne oder der Leinwand zu erscheinen, und der ganze Saal krümmt sich vor Lachen!"
„Pfui!" schrie Mrs. Poldi außer sich vor Zorn. „Mr.
Tunker, ich stelle mich unter Ihren Schutz! Dieser Eisenbahngangster ist auch noch ein Mädchenräuber! Er schleppt mich einfach nach Hollywood!"
Dem Sheriff wurde der Spektakel jetzt doch zu bunt
„Verehrte Lady!" begann er energisch, „Ich muß Sie dringend bitten, mich nicht länger mit Ihren Albernheiten zu belästigen. Ich schäme mich ja förmlich für Sie vor diesem Gentleman."
„So?" donnerte Watson. „Dann soll er uns zunächst mal reinen Whisky mit seinen Requisitionen einschenken! Und das Gewehr, mit dem Pete auf mich schoß? Ich verlange, daß das Gewehr demobilisiert wird!"
„Das war doch nur eine Nachbildung aus Holz, Mr. Watson", stellte Pete fest. Aber den Regisseur ritt nun auch der Teufel.
„Die Requisiten", erklärte er genießerisch, „die ich für den Eisenbahnüberfall brauche, sind Gewehre, Flinten, Maschinenkanonen, Revolver, Patronen, Bowiemesser, Pistolen mit einem oder zwei Läufen, Lassos. Langen —"
„Aufhören!" protestierte Mrs. Poldi, sich die Ohren zuhaltend. „Lauter Mordwerkzeuge! Es ist gar nicht zum Anhören!"
Inzwischen hatte sich Sam vom Boden erhoben und an die Wand gelehnt. Er war völlig erschöpft und schnappte nach Luft wie ein Haifisch, der versehentlich auf eine Sandbank gesprungen ist.
„Also Schluß!" rief Sheriff Tunker indem er sich wieder hinter den Schreibtisch setzte. „Mr. Rickard, entschuldigen Sie die Torheit meiner Landsleute. Es bleibt dabei: Sie können hier filmen, so viel und so lange es Ihnen Spaß macht. Im übrigen . . ."
Wieder klopfte es an die Tür
„Herein!" rief der Sheriff ungeduldig.
Die Tür wurde eine Handbreit geöffnet, und durch den Spalt blickte Conny Gray, der schon längere Zeit den Tumult von draußen belauscht hatte.
„Ach, Verzeihung, Mr. Tunker! Wir haben die Spuren des Gangsters untersucht, der uns am Daly Water anschlich, und dabei herausgefunden, daß der Kerl auf dem Weg nach Pattersons Ranch sein Pferd angebunden hatte. Das Tier gehört aber Mr. Watson, und darum haben Andy und ich es hierher gebracht; es steht auf der Straße."
„Verdammter Bengel!" explodierte Watson abermals und drang mit geballter Faust auf Conny ein. „Was hast du mit meinem Pferd zu schaffen?"
„Ja, aber",
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