Das Pete Buch 30 - Der Kaiser von Hollywood
packt ihn!"
Der arme Hilfssheriff hatte kaum einen Fuß auf die Straße gesetzt, als ihn der Kürschner am Kragen packte.
„Nun mal ganz ruhig, Kaiser von Hollywood! Das wird sich alles geben, Majestät! Malcolm! Settler! Her mit dem Krönungsmantel!"
„Überfall!" schrie Old John, wild um sich schlagend. „Idioten! Verräter! Dunn ist mit dem Feind im Bunde! Die Indianer! Die Eisenbahn!"
Aber schon zappelte er in der Zwangsjacke, und sein Geschrei wurde von dem Gebrüll seiner Landsleute übertönt.
„Watson und Mrs. Poldi sind toll geworden!" — „Sie haben Sheriff Tunker niedergeschlagen." — „Watson will Kaiser von Hollywood werden." — „Den Doc holen! Wo ist der Doc?"
„Wir bringen ihn schon selbst hin!" rief Mr. Dunn. „Bitte keinen Widerstand leisten, Eure Majestät! Wir sind alle Eure treuen Untertanen. Malcolm! Heb mal seine Füße hoch, ich halte den Oberkörper. Und da — Mrs. Settler! Tun Sie Ihre Pflicht! Da ist die verrückte Poldi!"
Die arme „Präsidentin" wußte gar nicht, wie ihr geschah. Denn noch während sie, Watson folgend, auf der Schwelle des Amtshauses stand, wurde sie von Mrs. Settler und drei anderen beherzten Ladies an den Arm gefaßt.
„Ihr Hollywood-Agentinnen!" tobte sie. „Eßt ihr mit den Verbrechern Kompott? Loslassen! Loslassen!"
Es half ihr nichts. Die Gerüchte in der immer größer werdenden Menschenmenge überschlugen sich. Ratschläge und Zurufe hagelten herab wie ein Wolkenbruch. Old John wurde bereits, vorschriftsmäßig gebündelt, um die Straßenecke zum Doc geschleppt. Mrs. Poldi ging es ebenso; allerdings steckte sie nicht in einer Zwangsjacke, aber ihre hilfsbereiten Mitbürgerinnen hatten auch sie hochgehoben und trugen sie an Kopf und Beinen hinter dem „Kaiser von Hollywood" her. Die Jungen aber entfernten sich, um ihre Behausungen aufzusuchen, und als Sheriff Tunker nach einiger Zeit ebenfalls auf die Straße kam, war der Platz vor dem Office leer.
„Watson!" rief er zum Wohnsitz seines Gehilfen hinüber. „Kommen Sie noch mal zurück! Wir wollen vernünftig miteinander reden."
„Der ist doch zum Doc transportiert worden, Sheriff", sagte Harry Skinscratcher, Settlers Lehrling, der anstelle seines Meisters in der Ladentür lehnte — die Kunden waren nämlich sämtlich hinter der Verrückten-Karawane hergelaufen. „Haben Sie denn den Radau nicht gehört?"
Tunker schüttelte den Kopf. „Gehört wohl, aber nicht rausgeguckt; ich habe heute genug Spektakel erlebt. Watson in der Zwangsjacke? Na, da wird er sich wohl abkühlen.. Verrücktes Town, verrückte Menschen! Kinder, Kinder, ich trete am besten doch in den Ruhestand."
Der Sheriff ging ins Office zurück und beendete seinen Bericht, bei dem er durch Watson gestört worden war. Old John aber wurde inzwischen vom Doc gründlich untersucht und dann als harmlos entlassen, da er vor Aufregung ganz ermattet war und aus Angst vor der Zwangsjacke gelobte, er würde sich erst einmal ins Bett packen. Auch Mrs. Poldi durfte nach gründlicher medizinischer Begutachtung gleichfalls den häuslichen Penaten zustreben; sie hatte sich völlig heiser geschrien und stieß nur noch unartikulierte Laute aus, die „Hollywood" und "komische Alte" bedeuten sollten, aber von niemand mehr verstanden wurden.
*
Am Abend dieses Tages saßen Mr. Dulles, der Metzger, Mr. Brent, der Hufschmied, und Jack Settler im „Silberdollar" und besprachen die Ereignisse mit dem dicken Wirt.
„Das alles ist wieder so eine blödsinnige Marotte von diesem Watson!" rief Mr. Turner. "Ich sagte euch doch, Gents, wie es sich zugetragen hat. Mr. Rickard hat mir alles genau erzählt, bevor er mit seinem Cadillac davon brauste. Ein berühmter Mann, dieser Rickard! Nur 'n bißchen komisch in der Kleidung, aber das gehört wohl zu den Filmleuten."
„War es denn ganz bestimmt Rickard?" fragte Dulles. „Wenn Watson meint, es wäre ein Schwindler oder Gangsterboß, so muß er doch einen Anhaltspunkt dafür haben. Denn daß John verrückt war, hat sich inzwischen als Irrtum herausgestellt; den Lack haben ihm nur die Bengels angehängt, und Settler war dämlich genug, darauf hereinzufallen."
Der Friseur knurrte verlegen vor sich hin, daß Dunn und Malcolm die Sünder wären; der Wirt aber rief verächtlich:
„Watson! Kennt ihr den immer noch nicht? Der träumt nur von Verbrechern, Spitzbuben und Hochstaplern. Schade, daß er dabei immer Unschuldige verdächtigt. Für richtige Gauner wäre Somerset ein Paradies, wenn es nach
Weitere Kostenlose Bücher