Das Pete Buch 36 - Wo gibts denn sowas
Eine Weile rieb er darin herum; doch die Sache wurde nur noch schlimmer. Dann wollte er wieder auf den Weg hinauf. Aber — welche Richtung? Er wußte überhaupt nicht mehr, wo er sich befand.
Plötzlich vernahm er in einiger Entfernung Stimmen. „Auch das noch!" In seinem Kopf wirbelte es. Mindestens zwei Stimmen unterschied er, und nachdem er atemlos gelauscht hatte, stieß er plötzlich einen Schrei aus, keinen Entsetzensschrei, oh nein, sondern — allen Augenschmerzen zum Trotz — einen Schrei der Freude!
„Igittigittigift! Ich freß mich selbst auch ohne Gewürz, wenn das nicht unser guter Pete ist!" Sam konnte auf einmal nicht mehr ruhig im Sattel sitzen. Er rutschte so hastig darauf herum, als mahle er einen ganzen Sack Pfeffer.
„Nichts zu sehen! Und so, wie die Dinge liegen, kann es noch lange dauern, bis wir etwas zu sehen bekommen. — Wie willst du denn bei dieser Dunkelheit feststellen, daß es sich um Pete handelt?" Regenwurm schüttelte den Kopf. „Wie käme der denn überhaupt hierher? Liegt doch zu Hause gemütlich im weichen Bettchen und sägt Äste, die er tagsüber auf der Salem-Ranch nicht geschafft hat!"
Sam tat erhaben. „Schließlich kenne ich ja wohl den Hufschlag seines Gaules — oder? Und meins kennt ihn auch. Merkst du denn nicht, wie er sich freut? Wenn er ein menschliches Gesicht hätte, würde er jetzt losgrinsen!"
„Ob was daheim passiert ist? Es wird doch nicht —?" Joe war plötzlich sehr beunruhigt.
„Keine Spur!" Sam zuckte die Achseln. „Er wird sich Sorgen um uns gemacht haben, das ist's! Hinter uns hergeritten ist er, um nachzusehen, wie's uns geht!" Er legte die Hände zum Schalltrichter an den Mund „Pete! Pe—te! P—e—t—e!" Es hallte schaurig durch die einsame Nacht.
„Hör bloß auf!" Joe hielt sich entsetzt die Ohren zu. „Sämtliche Eichhörnchen sträuben sich ja die Haare, und alle Kaninchen bekommen Gänsehäute, wenn sie dich so brüllen hören! Wie kann man nur so 'ne greuliche Stimme haben?"
„Meinst du, deine sei schöner? Da bist du gewaltig im Irrtum, mein Lieber!"
Regenwurm lenkte ein. „Hm ja, die Stimme ist auch nicht so wichtig! Aufs Herz kommt es an, und wenn das in Ordnung ist —" Er unterbrach sich, denn aus der Ferne kam ein langgezogenes „Sommersprosse!" zur Antwort.
„Da hast du's! Und nun los — im Karacho hin!"
Sie tobten davon. Der Weg wand und schlängelte sich; es war nicht ganz einfach, dabei im Sattel zu bleiben. Aber gerade so etwas machte den Boys Spaß.
Schließlich riß Sam sein Pferd so hart am Zügel zurück, daß es erschreckt auf die Hinterhand ging. Wenn er nicht ein so guter Reiter gewesen wäre, würde er unweigerlich aus dem Sattel gesegelt sein.
„Was ist denn mit dir los? Ist dir 'n Biene unter die werte Sitzfläche geraten?" Regenwurm schüttelte mißbilligend sein Haupt.
„Da — dort! Sieh dir das ma! an!" Sam wies aufgeregt nach vorn. Zappelnd mühte er sich, seinen Gaul wieder halbwegs zur Raison zu bringen.
„Kann wirklich nichts sehen!" Das kam so lakonisch aus Joes Mund, daß Sommersprosse vor Wut aus dem Sattel sprang.
„Das Ding liegt bereits im Graben! Eben wandelte es noch mit ausgestreckten Armen quer über die Straße — wie ein Nachtgespenst. Als ob's uns gar nicht sähe! Taumelte einfach nach rechts und taumelte nach links, murmelte dabei —"
„— nach rechts, murmelte nach links — und was murmelte es nach vorn, wenn ich fragen darf?"
„Hab nichts verstanden! Aber wenn dich's interessiert, kannst du ja selbst mal fragen. Das Gespenst, meine ich! Würde mich sehr täuschen, wenn's jetzt nicht im Graben liegt und sich vergeblich müht, wieder auf seine Gespensterbeinchen zu kommen."
Nun war auch Regenwurm aus dem Sattel. Gemeinsam liefen sie auf den Straßenrand zu. An der Stelle, an der Sam die Gestalt hatte verschwinden sehen, schauten sie sich sorgsam um. Richtig, da war es! Es kroch auf allen vieren kreuz und quer durch den Graben, tastete hierhin, suchte dort herum, fand anscheinend nicht, was es suchte.
„Komisch!" Regenwurm schüttelte aufgeregt den Kopf.
„Sehr komisch!" echote Sam noch ein wenig erregter.
Im nächsten Moment hatten sie dann „das Ding" erreicht. „Verflixter Gestank!" Sommersprosse rümpfte die Nase. „Kaum auszuhalten! Möchte nur wissen, wer' imstande ist, einen solch penetranten Geruch zu verbreiten!"
Regenwurm schrie plötzlich verblüfft auf. „Jimmy! Das ist ja unser Jimmy Watson! Warum er aber ausgerechnet ein Schlammbad
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