Das Pete Buch 36 - Wo gibts denn sowas
auf den Weg. Nachdem er den sehr engen Durchschlupf hinter sich hatte, ging die Sache schneller. Er gelangte in eine zweite Höhle, doppelt so hoch wie die, aus der er gekommen war. Wenn man sich an einem ihrer gezackten Ränder in die Höhe zog, gelangte man durch ein zweites, nicht ganz so enges Loch ins Freie. Die Sache war äußerst einfach — wenn man Bescheid wußte!
Fünf Minuten später standen die beiden Gerechten auf dem Gewitterstein-Plateau. Aufmerksam blickten sie zu den Zelten hinüber. Aber niemand regte sich darin; nichts war zu hören; die fremden Boys schienen fest und traumlos zu schlafen. Es war aber weder Regenwurms noch Sommersprosses Art, sich zu entfernen, ohne nicht noch einen weiteren Schabernack ausgeheckt zu haben. Deshalb machten sie sich gleich darauf erneut eifrig an die Arbeit. Sie schleppten alles, was sich außerhalb der Zelte befand, an die unmöglichsten Stellen. Die Jungen sollten sich schwarz und braun ärgern, wenn sie am nächsten Morgen ihre Kochtöpfe, Tassen oder Stiefel erst von den höchsten Spitzen der allerhöchsten Bäume herunter angeln mußten, bevor sie ans Frühstück denken konnten! Das war die Rache der gequälten Kreatur!
Eine halbe Stunde später verließen sie dann die Gewittersteine, sehr zufrieden mit sich und dem, was sie geschafft hatten. Nun hieß es, so schnell wie möglich nach Haus zu kommen; schließlich war es später geworden, als es in ihrer Absicht lag.
Jimmy Watson ließ sich mit einem schweren Seufzer aus dem Sattel gleiten. Es war nichts zu machen: Borsty, das Watsonroß, wollte nicht mehr! Es war der Meinung, für das Fressen, das es heute bekommen hatte, genug geleistet zu haben. Jimmy setzte sich auf einen Stein am Wegrand, und sein Gaul trottete ein Stück in den Wald hinein, um dort zunächst ein wenig an den Gräsern zu knabbern und sich dann gegen den nächsten Baumstamm zu lehnen, um zu schlafen. Das war seine Spezialität.
Jimmy schmiedete Pläne, heiße Rachepläne. Die Boys bei den Gewittersteinen sollten ihm büßen! Derart auch mit ihm, dem Neffen des berühmten Hilfssheriffs, umzugehen, war unerhört!"
Plötzlich zuckte er zusammen. Da kam doch jemand! Er hörte leises Hufgetrappel. Das war immer verdächtig. Es konnten Banditen, Verbrecher oder sonstiges übles Gelichter sein. Zwei Minuten lang überlegte er, ob er diese schlimmen Menschen nicht einfach fangen und im Sheriffsoffice abliefern sollte. Dann jedoch besann er sich darauf, daß vielleicht Vorsicht doch besser am Platze war. Und so beschloß er, lieber niemanden zu verhaften und sich möglichst unsichtbar zu machen. So zog er sich noch ein wenig tiefer in den Wald zurück, um die nächtliche Kavalkade an sich vorüber zu lassen.
Jimmy hatte an diesem Tag ohne Zweifel eine Pechsträhne. Er tappte drei, vier Schritte rückwärts, ohne darauf zu achten, wohin er trat. So kam es, daß er fehltrat und eine flache Böschung hinunter taumelte, an deren Ende er sich prompt auf den Bauch legte.
Den Hilfeschrei, den er sonst in solchen Fällen auszustoßen pflegte, unterdrückte er noch rechtzeitig; schließlich lag ihm nichts daran, von Räubern entdeckt zu werden. Gerade wollte er sich wieder aufkrabbeln, als er ein höchst seltsames, fauchendes Zischen in allernächster Nähe vernahm. Er dachte an eine Giftschlange; zwei Sekunden lang stand er wie gelähmt. Dann jedoch wußte er, was es war, und bleiche Angst lähmte sein Herz.
„Igittigittigitt! Nur das nicht!" stöhnte er leidgequält auf. Aber das nützte ihm alles nichts. Das Tier, das das zischende Fauchen ausgestoßen hatte, richtete sich auf, äußerst erbost darüber, daß jemand es wagte, seine Nachtruhe zu stören. Es besaß ein bräunlich-schwarzes Fell mit langem Haarwuchs; jedes einzelne Haar schien mit Bosheit geladen. Es hatte eine reichlich spitze Schnauze — aber von dieser sah Jimmy nicht viel. Das Tier wandte sich nämlich plötzlich blitzschnell um und kehrte ihm das Hinterteil zu.
In der gleichen Sekunde wußte der Schlacks, was gespielt wurde, aber da war es schon zu spät. Ein scharfer, übelriechender Strahl schoß im hohen Bogen auf ihn zu. Zwar riß Jimmy noch rasch die Hände nach oben, um sein Gesicht zu schützen, aber auch das kam zu spät. Im nächsten Moment glaubte er den brennenden Schmerz nicht aushalten zu können. Der Skunks aber huschte verächtlich davon; er hatte es dem frechen Kerl auf seine Art gegeben!
Jimmy wimmerte. Er sah nichts mehr, seine Augen brannten wie Feuer.
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