Das Pete Buch 36 - Wo gibts denn sowas
lauschte er, konnte jedoch nichts hören, kein Schnarchen, kein Atemholen. Das erfüllte ihn mit einer seltsamen Unruhe.
Er schaltete seine Lampe an und ließ ihr Licht in der Höhle kreisen und schon stockte sein Atem. Das war — das war doch nicht möglich! So etwas gab es ja gar •nicht! Eine Sinnestäuschung mußte ihn narren! Aber was er sah, das blieb, so sehr er auch mit den Augen zwinkerte.
„O Gott!" entfuhr es ihm. Mit eiligen Händen begann er an den Balken zu zerren, die den Zugang versperrten. Es gelang ihm nicht, die schweren Dinger auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rücken. Plötzlich fing er ganz verzweifelt an zu rufen, laut und hallend. Wenige Minuten später kamen seine Trabanten angelaufen; auf bloßen Füßen, in ihren Schlafanzügen, so, wie sie gerade aus den Schlafsäcken gekrochen waren.
„Was ist denn los?"
„Etwas passiert?"
„Warum weckst du uns?"
Josh keuchte. „Die Balken fort! Aber rasch! Vielleicht können wir sie noch retten!" Den andern war das, was er hervorstieß, völlig unverständlich. Da er gleich wieder an den Balken zu zerren begann, halfen sie ihm schließlich, in der Hoffnung, die Aufklärung würde bald nachkommen.
Endlich war es so weit. Josh stieß die Zunächst stehenden, die ihm den Durchgang versperrten, zurück. Auf allen vieren kroch er in die Höhle hinein. Noch im Kriechen suchte er nach dem Messer. Vielleicht, wenn man sie abschnitt —!
Eine Sekunde später stieß er dann eine fürchterliche Verwünschung aus. Da hatte er nämlich entdeckt, daß ihre Köpfe nur Kohlköpfe und ihre Jacken mit Sand gefüllt waren. Das einzige Echte an der Geschichte schienen die Stricke zu sein.
Im gleichen Moment gellte ein schauerliches Gelächter auf. Josh wußte nicht, woher es kam; auch seine Boys ahnten es nicht. Es dauerte geraume Zeit, bis sie
merkten, daß es nichts mit dem Schabernack der Somerseter Boys zu tun hatte. — Es war das Geschrei eines Uhus von der großen, gefährlichen Art, das wie ein Hohngelächter von den Felswänden widerhallte.
Sie wußten nicht, ob sie sich ärgern — oder ob sie lachen sollten.
Drittes Kapitel
FLIPS — FLAPS — FLUPS ... ODER DER „TITANEN ÜBERMUT"
Sterbenskrank und doch so diensteifrig — Die ganze Luft ist verpestet, sogar im Stall stinkts — Eine scheibe zum Abschneiden — Das Stichwort dar „Komplicen" — Die Rache der Meerschweinchen — Ein neuer Gast für Watsons Hotel — Drei Auf-klärungstrupps kommen in ein Gewitter — Die Reiterschlacht in der Morris-Schlucht — Schlappmachen kommt nicht in Frage — Kleine Boys und großes Ehrenwort — Ausgelaugt wie e.'n Hering — Jimmy Watson rettet sich mit dem Schlachtruf: „Ich ergebe mich freiwillig" —
Am nächsten Morgen erwachte Hilfssheriff Watson gegen neue Uhr, schaute einige Male verblüfft auf die Uhr, kam zu dem Schluß, sie müsse falsch gehen, drehte sich um und schlief weiter. Um zehn donnerte es dann gegen die Haustür. Watson schimpfte böse, daß man ihn immer um Mitternacht aus dem besten Schlaf trommelte, stellte schließlich fest, wie spät es in Wirklichkeit war, erschrak und sprang aus den Federn.
In seinem Kopf schien irgend etwas locker geworden zu sein; jedenfalls litt er bei jeder Bewegung unsagbare Schmerzen. Er wollte zunächst in den Hof gehen, um seinen Schädel unter der Pumpe zu kühlen. Da aber das Donnern gegen die Haustür kein Ende nahm, mußte er erst einmal nachsehen, wer denn so stürmisch Einlaß begehrte.
Mr. Tunker stand draußen. „Was ist denn heute mit Ihnen wieder los?" knurrte er wie ein Löwe, der auf
sein erstes Frühstück wartet. „Sonst erscheinen Sie täglich eine halbe Stunde zu spät zum Dienst — heute sind es bereits zwei Stunden!" Der Sheriff verstummte und besah sich seinen Gehilfen etwas näher. Watsons Nase war noch nicht abgeschwollen; er trug sie wie einen Kinderluftballon vor sich her, aber einen mit besonders bunten Farben. Die Augen des Hilfssheriff lagen tief in den Höhlen, und seine Stirn war gefurcht wie ein Waschbrett. Aber das kam nicht von dem Hornissenstich, daran war die gestrige „Sitzung" im Weidereiter schuld. Ein mitleidiger Zug legte sich um Tunkers Mund.
Watson bemerkte das und beschloß, das Eisen zu schmieden, solange es warm war. „Yea — sehen Sie nur, wie es mir geht, Mr. Tunker! Können Sie von einem derart angeschlagenen Mann verlangen, daß er Punkt acht am Schreibtisch sitzt, als sei nichts geschehen? Ich bin sterbenskrank, Mr.
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