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Das Pete Buch 36 - Wo gibts denn sowas

Das Pete Buch 36 - Wo gibts denn sowas

Titel: Das Pete Buch 36 - Wo gibts denn sowas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Dalton
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konnte sagen, was man wollte: zu Pferd machte der kleine Joe keine imponierende Figur. Wenn er im Sattel hockte, sah er aus wie das bekannte Äffchen auf dem noch bekannteren Schleifstein. Jimmy hatte diesen Vergleich einmal auf ihn angewendet. Das war ihm teuer zu stehen gekommen, denn Joe hatte sich bitter gerächt. Aber seitdem war dieser Vergleich zu Joes Verdruß immer wieder gebraucht worden.
    „Ergebt euch!" schrie nun auch Tim. Er war größer und dicker als Joe, aber auch wesentlich phlegmatischer, und das ist für einen „Kämpfer" nicht von Vorteil.
    „Beiseite oder ich reite dich über den Haufen!" schrie Flips vergnügt zurück.
    „Bist ja nur 'ne halbe Portion!" stellte Flaps erfreut fest. „So etwas wie dich pusten wir gegen die nächste Wand, ohne uns weiter anzustrengen."
    Damit kamen sie aber bei Joe schlecht an. „Oho!" schrie der nur. Dann flüsterte er seinem Pferd etwas zu, und dieses ging plötzlich im Karacho schnurgerade auf Flaps und dessen Gaul los. Joe hatte so etwas oft genug geübt; ihm war es eine selbstverständliche Sache; dem fremden Jungen aber kam es völlig überraschend. Flaps Gaul wurde nervös, als er das andere Tier auf sich zukommen sah, ohne daß es Anstalten machte, ihm auszuweichen. Er begann zu tänzeln; Flaps hatte mit einmal beide Hände voll zu tun, es in der Gewalt zu behalten. Im allerletzten Moment stemmte Joes Gaul dann plötzlich die Vorderbeine ein und brachte seinen Trab mit einem einzigen Schlag zum Stehen. Da war Flaps Gaul aber bereits auf der Hinterhand in die Höhe gegangen. Flaps schoß nach vorn, bis auf den Hals des Tieres hinauf. Das brachte das arme Pferd völlig durcheinander, und es ging durch, ohne daß Flaps imstande war, es zu dirigieren.
    Auf diesen Moment hatte Joe gewartet. Als der fremde Gaul mit Flaps an ihm vorüberschoß — so dicht, daß sich die Pferdeleiber fast berührten — schwang er sich plötzlich mit einer raschen Bewegung nach oben. Zwei Sekunden lang stand er im Sattel wie ein Kunstreiter im Zirkus. In der dritten Sekunde sprang er. Mit affenartiger Geschwindigkeit wechselte er von seinem Gaul auf den fremden hinüber. Flaps schrie verblüfft auf, als Joe plötzlich dicht hinter ihm landete, einen Sekundenbruchteil stand, als habe er vor, sich im nächsten Moment für den aufbrausenden Beifall zu verneigen — dann spreizte er seine Beine, ließ sich fallen und saß gleich darauf hinter Flaps im Sattel.
    „Was sagst du nun?" flüsterte er dem verdutzten Feind triumphierend ins Ohr.
    Ehe dieser dazu kam, etwas zu erwidern, ereilte Joe das Verhängnis. Sein Freund Tim war immer noch zu weit weg, um dem Kleinen bespringen zu können. Flips trieb sein Pferd an, jagte es neben den Gaul seines Bruders, und dann — als er an den beiden vorüber preschte — griff er zu. Er war größer und stärker als Joe; er ergriff diesen beim Genick, zerrte ihn in die Höhe, zog ihn aus dem Sattel; und als er ihn frei in der Luft hatte, ließ er ihn ganz einfach fallen.
    Joe aber erwies sich als Akrobat, wenn es nötig war: noch im Fallen krümmte er sich zur Kugel zusammen, kam zwar unsanft, aber einigermaßen ordentlich auf dem Erdboden auf, rollte die Gewalt des Falles aus und sprang im nächsten Moment wieder auf die Beine, Fall und Staub von sich abschüttelnd wie ein Hund das Wasser.
    „Los!" schrie indessen Flips seinem Bruder zu. „Nichts wie weg von hier! Solange wir uns in diesem Kessel befinden, sind wir gehandikapt. Gelingt es uns, ins Freie zu kommen, und sie es noch einmal versuchen sollten — dann werden sie schon merken, was ihnen blüht!"
    Die beiden preschten Seite an Seite dahin wie die Teufel. Die Schlucht wurde immer breiter; je mehr Spielraum sie bekamen, um so schneller wurde ihr Galopp. Ihre Pferde jagten nur so dahin. Die Jungen hockten dicht über ihre Hälse gebeugt und flüsterten ihnen anfeuernde Worte zu. Die Sache machte ihnen Spaß, das sah man ihren Gesichtern an.

Joe blickte sich nach Tim um; der hatte die Verfolgung bereits aufgenommen. Er war jetzt nur noch eine kurze Strecke von den beiden Flüchtenden entfernt. Joe sprang hin und her wie ein Gummimännchen; dabei stieß er einen wilden Pfiff nach dem andern aus. Diese galten seinem eigenen Pferd, das, nachdem sein Reiter es verließ, angenommen hatte, die Schlacht sei für heule aus. Es graste in einer stillen Ecke. Gehorsam kam es herbei. Gleich saß Joe wieder im Sattel und fegte hinter Tim her.
    Sie waren inzwischen aus der Schlucht heraus.

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