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Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen

Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen

Titel: Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Parker
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die Schadenfreude stets Pate stand.
    „Was machen wir mit dem Halunken?" überlegte der Zugführer. „Sollen wir ihm erst einmal eine tüchtige Tracht Prügel verpassen, weil er sich einer Lady gegenüber nicht benehmen konnte — oder binden wir ihn an den nächsten Telegrafenmast und benachrichtigen in Somerset den Sheriff, damit der ihn abholen kann? Es geht mir gegen den Strich, so einen Gangster-Häuptling noch weiter mitzunehmen."
    „Nein!" begehrte der Gefangene heftig auf. „Nicht den Sheriff unterrichten! Sonst bin ich so blamiert wie ein Eisbär, der beim Schlittschuhlaufen aufs Kreuz fällt. Und überhaupt —
    „Maul halten!" dröhnte die Stimme des Schaffners. „Oder soll ich dir den Mund stopfen . . . ? "
    Endlich griff Jack Smaller ein und erklärte, daß es sich bei dem vermeintlichen Missetäter um den Hilfssheriff John Watson aus Somerset handele.
    Watson?" rief der Schaffner. „Alle Wetter! Den Hecht kenne ich doch? Hat keiner eine Laterne bei sich? Kinder, wenn wir wirklich den geschnappt haben ..."
    Der Zugführer ließ seine Taschenlampe aufleuchten, und der Schaffner bestätigte bestürzt, daß der junge Mann leider recht habe:
    „Das ist John Watson, wie er leibt und lebt! Das dämliche Gesicht . . . sorry, Mr. Watson, wollte sagen, die intelligenten Züge sind einmalig. Wir müssen ihn sofort freigeben; es ist ein bedauerliches Mißverständnis . . . entschuldigen Sie bitte!"
    Der Zugführer, der erst seit kurzer Zeit die Strecke fuhr, zögerte noch und wandte sich an die alte Frau:
    „Was sagen Sie dazu? Haben Sie alles mitbekommen? Wie heißen Sie überhaupt? Können Sie sich ausweisen?"
    Sofort setzte ein lautes Brüllen von beiden Seiten ein, bevor die Dame die veränderte Sachlage erfaßt hatte. Sie wurde jetzt selbst unsicher, zeigte aber bereitwillig ihren Paß vor, der auf eine gewisse Mrs. Elizabeth Usher aus Picacho in Arizona ausgestellt war.
    „Mein Neffe ist Hilfslehrer in Somerset, zur Ausbildung sozusagen", kam es ziemlich kleinlaut heraus, „und soll dort heute abend einen Vortrag halten. Dabei wollte ich zugegen sein, obwohl ich so schlecht höre. Der arme Boy ist nämlich sehr schüchtern und hat nur Mut, wenn er sein Tantchen unter den Zuhörern sieht."
    „Einen Vortrag?" fragte Jack Smaller verblüfft. „Etwa im Geschichts-Verein? Dafür war doch Mr. Teacher, der Hauptlehrer, vorgesehen."
    Diese Frage verstand die Frau wieder nicht, und bevor der Reporter sie wiederholen konnte, erhob Old John eine solche Kette flammender Proteste gegen seine Gefangenhaltung, daß das Gespräch sofort verstummte. Der Zugführer öffnete unter vielen Entschuldigungen die Handschellen und der Lokomotivführer erhielt das Signal zur Weiterfahrt. Watson warf sich unter grimmigen Verwünschungen auf seinen Eckplatz und arbeitete schon im Geist ein Protokoll aus, das für die Zugbeamten mindestens zwanzig Jahre und für die zerknirschte Mrs. Usher lebenslänglich vorsah, während die schwerhörige Lady in einen anderen Waggon flüchtete. Jack Smaller bot seinem alten Gegner die Hand zur Versöhnung, obwohl er den Ausgang dieses „Friedensschrittes" voraussah.
    „Was, ich Ihnen die Hand geben?" meckerte Old John wie ein stößiger Ziegenbock. Bilden Sie sich bloß keine Schwachheiten ein, junger Mann! Ich weiß nur zu gut, wem ich diesen Reinfall zu verdanken habe und wie der Hase über die Prärie galoppiert. Geschichts-Verein in Somerset? Nach meiner Abreise gegründet? Und vor meiner vorzeitigen Rückkehr, von der niemand etwas wußte, sollte der große Schlag geführt werden! Soll wohl ein Geschickts-Klub sein, he, ein Klub geschickter Langfinger? Aber ich bin heute abend zur Stelle, und wer gegen die Ordnung verstoßen sollte, muß schon ein Tänzchen mit mir riskieren."
    Smaller erschrak nun doch vor diesen tiefschürfenden Gedankengängen und hielt es für besser, sich gleichfalls vor dem zornigen Eber zurückzuziehen. Der Zug aber rumpelte unaufhaltsam auf Somerset zu, und die Blitze und Donner, die ihn noch eine Zeitlang geleiteten, waren das Vorspiel zu einer neuen Tragikomödie, wie sie dem berühmtesten Town des Wilden Westens ihr Gepräge gaben.
    *
    Es war sieben Uhr abends, als der Zug in Somerset einlief. Der Sturm hatte aufgehört, Sterne funkelten vom Himmel, und die Luft war wieder so klar, daß John Watson schon von weitem den heimatlichen Bahnhof erkennen konnte.
    „Nanu", dacht er. „Heute keine Illumination? Hat Jimmy denn mein Telegramm nicht erhalten? Oder

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