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Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen

Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen

Titel: Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Parker
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unterbrechen! Ich habe meine Rede gut vorbereitet; wenn aber ein Fluß in seinem Lauf gestört wird, gerät er natürlich aus der Fassung."
    „Das sollen Sie auch!" donnerte der unerbittliche Amtsgewaltige. „Denn nur so kann ich Ihnen am besten auf die Sprünge kommen!"
    Der Hilfslehrer wischte sich verlegen den Angstschweiß von der Stirn und beschloß, an den Großmut seines Gegners zu appellieren:
    „Mr. Watson, ich weiß, daß Sie heute im Zuge zwischen Tucson und Somerset durch einen Irrtum meiner Tante verprügelt und gefesselt worden sind. Dafür —"
    Im Saal entstand eine allgemeine Bewegung. „Verprügelt?" — „Watson gefesselt?" Die Stimmen brandeten auf wie die Fluten des Stillen Ozeans, wenn sie gegen die Riffe von Hawaii schäumen.
    „Dafür bitte ich Sie in aller Form um Entschuldigung und erkläre feierlich, daß Sie nicht der falsche Sheriff von Silverbell, sondern unser allseits beliebter Hilfssheriff von Somerset sind. Im übrigen —"

    „Zur Tagesordnung, bitte!" brüllte Watson. „Man hat mich tätlich massakriert, aber von Verprügeln ist keine Rede!"
    „Im übrigen — ja, was wollte ich denn noch sagen? — im übrigen begrüße ich die Vertreter der Presse der übrigen Randstaaten und vor allem einen ganz gewitzten Reporter, der von weither, von St. Louis sogar, herbeigeeilt ist, um seine bekannte Feder in den Dienst der guten Sache zu stellen. Es ist Mr. Jack Smaller, der —"
    „Rausschmeißen!" bellte nun Dulles wieder. „Wir brauchen keine Fremden, die uns Reden halten. Das können wir selber!"
    Die schwerhörige Mrs. Usher, die allen Ernstes glaubte, die verschiedenen Zwischenrufe wären Beifallsäußerungen für ihren Neffen, klatschte lebhaft in die Hände, und das war dann das Signal zu einem hundertstimmigen „Bravo!", von dem keiner wußte, wem es galt.
    „Tiefgefühltesten Dank, meine hochgeschätztesten Ladies und Gentlemen", dienerte der Redner. „Ich komme also nun zur Sache und möchte Ihnen zunächst auseinandersetzen, was man unter Geschichte versteht; das heißt, was Ihnen der Geschichts-Verein von Somerset auf diesem Gebiete vorsetzen möchte. Nämlich keine trockenen Abhandlungen wie etwa über die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus; diese Ereignisse sind Ihnen allen ja genau bekannt, sondern —"
    „Ich protestiere!" donnerte Watsons Stimme dazwischen. „Erstens heißt der Kerl nicht Kolumbus, sondern Klobumbus. Und zweitens ist der Entdecker Amerikas unser geliebter Präsident George Washington, an dessen

    Grab ich vor einigen Tagen noch eine ehrfurchtgebietende Träne zerdrückte."
    Gleich darauf gab es einen ernsten Zwischenfall. Schneider Jemmery setzte sich für Kolumbus ein und wurde dafür von Joe Brent verprügelt. Es dauerte fünf Minuten, bis wieder Ruhe eintrat.
    „— sondern", fuhr Mr. Usher schließlich fort, „es war Mr. Teachers Plan, Sie für die historische Wissenschaft zu interessieren, indem wir Ihnen einige geheimnisvolle Geschehnisse aus allen Teilen der Welt zu Gehör bringen. Und zwar beginnen wir heute mit dem Leben des Kaspar Hauser, eines Mannes — eines sehr jungen Mannes, Ladies and Gentlemen — der durch ein Versagen der Obrigkeit seine Heimat bis heute ungerächt durch Mörderhand verlor und dessen Andenken seitdem ungeklärt um den Erdball geistert."
    „Neuer Protest!" schmetterte Watson, der durch seine heutigen Erlebnisse in eine wahre Teufelslaune versetzt worden war. „Die Obrigkeit versagt niemals! Merken Sie sich das, junger Mann, oder ich greife ein!"
    Eine neue Sturzwelle von „Bravos" rauschte durch den Saal. Am lautesten schrie Mr. Dulles, der gar nicht mehr wußte, um was es ging, und am zweitlautesten Sam Dodd, den der Tumult zu wilder Begeisterung hinriß.
    „Der Fall spielte doch gar nicht in Amerika", entschuldigte sich der Hilfslehrer mit flehentlich erhobenen Händen. „Der Schauplatz war vielmehr Old Germany, und das geschah dort vor etwa hundert Jahren."
    „Das stimmt nicht!" rief der Hilfssheriff triumphierend. „Eben haben Sie gesagt, der Mensch geistert jetzt noch in der Gegend herum. Ferner heißt er nicht Kaspar, sondern Jack und hat ein Wirtshaus in Tucson. Da bleibt Ihnen die Spucke weg, was? Jack Hauser ist nämlich ein alter Freund vor mir!"
    Frederic Usher erwog bereits, den Vortrag abzubrechen und den Saal zu verlassen, weil er für seinen eigenen Verstand fürchtete. Die folgende Viertelstunde aber verlief erstaunlicherweise ruhig — abgesehen von dem dumpfen Fall, mit dem Mr.

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