Das Peter-Prinzip
Betracht und blieb als Aus-bilderin für Volksschullehrer auf ihrer Stufe der Unfähigkeit stehen.
Sie sind der Richter
Sie können ähnliche Fälle in jeder Hierarchie finden. Sehen Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz um und suchen Sie die Leute heraus, die ihre Stufe der Unfähigkeit bereits erreicht haben. Sie werden feststellen, dass in jeder Hierarchie die Schlagsahne so lange hochsteigt, bis sie sauer wird. Blicken Sie in den Spiegel und fragen Sie sich, ob ...
Nein! Sie wollen sicherlich lieber wissen, ob es keine Abweichungen von diesem Prinzip gibt, ob man seiner Wirkung
nicht entfliehen kann? Ich werde diese Fragen in den folgenden
Kapiteln untersuchen.
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3. Scheinbare Abweichungen
Wenn eine Sache schiefgeht, findet der Schuldige immer Ausflüchte
und versucht, die Zahl seiner Richter so klein wie möglich zu halten.
J. Dryden
Viele, denen ich das Peter‐Prinzip erläutert habe, sind nicht bereit, es anzuerkennen. Sie suchen ängstlich — und nach ihrer
Meinung manchmal mit Erfolg — nach Lücken in meiner
hierarchologischen Theorie. Deshalb möchte ich an dieser Stelle
eine Warnung aussprechen: Lassen Sie sich von scheinbaren
Ausnahmen nicht ins Bockshorn jagen.
Scheinbare Abweichung Nr. 1:
die geräuschlose Sublimierung
«Was mit Walter Blocketts Beförderung los war? Er war hoff‐
nungslos unfähig, ein so genannter Engpass. Deshalb ließ ihn die Geschäftsleitung die Treppe hinauffallen, um ihn aus dem Weg zu schaffen.»
Solche Bemerkungen höre ich oft. Lassen Sie uns dieses
Phänomen untersuchen, das ich die geräuschlose Sublimierung
genannt habe. Wurde Blockett von einer Stufe der Unfähigkeit
auf eine der Fähigkeit versetzt? Nein. Er wanderte lediglich von
einem unproduktiven Posten auf einen anderen. Hat er nun
etwa einen größeren Verantwortungsbereich als früher? Nein.
Leistet er in der neuen Stellung mehr als früher? Ebenfalls nein.
Die geräuschlose Sublimierung ist eine Pseudo‐Beförderung. Einige Mitarbeiter vom Blockett‐Typ glauben tatsächlich, sie
wären in den Genuss einer echten Beförderung gekommen;
anderen dämmert die Wahrheit. Doch der eigentliche Zweck
einer Pseudo‐Beförderung liegt darin, Beobachter außerhalb der 35
Hierarchie zu täuschen. Wenn das erreicht wird, gilt das Manöver als gelungen.
Der erfahrene Hierarchologe wird durch solche Tricks na‐
türlich niemals getäuscht. Hierarchologisch kann man nur den
Aufstieg von einer Stufe der Kompetenz als echte Beförderung anerkennen.
Welche Auswirkungen hat eine erfolgreiche Pseudo‐Beförde‐
rung? Nehmen wir einmal an, Kickly, Blocketts Arbeitgeber, ist
noch kompetent. Durch die Versetzung von Blockett schlägt er
drei Fliegen mit einer Klappe:
1.
Er verbirgt den Misserfolg seiner Personalpolitik. Das
Eingeständnis, dass Blockett unfähig war, könnte Beob‐
achter sonst zu dem Urteil verführen, Kickly hätte
schon bei der letzten Beförderung merken müssen,
Blockett sei nicht der richtige Mann. Doch eine ge‐
räuschlose Sublimierung rechtfertigt die vorangegangene
Beförderung (selbstverständlich nur in den Augen der anderen Angestellten und ungeschulter Beobachter,
nicht dagegen im Urteil des Hierarchologen).
2.
Das Betriebsklima wird verbessert. Zumindest einige
Angestellte werden sich sagen: «Wenn selbst Blockett
befördert wird, habe ich auch noch einige Chancen.»
Eine geräuschlose Sublimierung dient deshalb als Stimulans
für viele andere Mitarbeiter.
3.
Die Hierarchie wird geschützt. Obwohl Blockett un‐
fähig ist, darf er nicht gefeuert werden, weil er vermutlich immer noch genug über Kicklys Geschäftsgeheimnisse
weiß, um im Dienst eines Konkurrenten gefährlich zu
werden.
Ein allgemeines Phänomen
Die Hierarchologie lehrt uns, dass es in jeder blühenden Or‐
ganisation innerhalb der Führungsspitze eine Menge trockenen
Holzes gibt, eine Anzahl von geräuschlos Sublimierten und von
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Kandidaten für dieses Verfahren. In einer bekannten Geräte‐
fabrik gibt es dreiundzwanzig Vizepräsidenten!
Ein paradoxes Ergebnis!
Die Waverley‐Radiogesellschaft ist bekannt für den Einfalls‐
reichtum ihrer Produktionsabteilung. Dies ist ein Erfolg der geräuschlosen Sublimierung. Waverley versetzt nämlich alle
einfallslosen, unproduktiven und überflüssigen Mitarbeiter in ein prunkvolles, mit einem Aufwand von drei Millionen Dollar
errichtetes Verwaltungszentrum.
In diesem Büropalast gibt es keine Kameras,
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