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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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unabhängigen Urteil. Er
    gehorcht immer und entscheidet nie. Vom Standpunkt der
    Hierarchie ist das ein Zeichen der Befähigung. Daher hat der Peter‐Invertierte durchaus Aussicht auf Beförderung. Er steigt so lange auf, bis ihn ein Missgeschick an eine Stelle bringt, wo
    er Entscheidungen treffen muss. Nun ist auch er auf seiner Stufe der Unfähigkeit angelangt. ∗
    Wir können deshalb feststellen, dass beruflicher Automatis‐
    mus — so ärgerlich Sie es auch finden mögen — keineswegs eine Ausnahme vom Peter‐Prinzip darstellt. Meinen Studenten
    erkläre ich es meist so: Mit der Fähigkeit ist es genauso wie mit
    der Wahrheit, der Schönheit oder mit Kontaktlinsen — jeder Betrachter sieht sie mit anderen Augen.

    ∗ Es gibt zwei Arten untergeordneter Entscheidungen, die ich manchmal bei beförderten Peter-Invertierten beobachtet habe:
    a)
    eine enge Auslegung bestehender Vorschriften;
    b)
    Schaffung neuer Vorschriften für eine nebensächliche Angelegenheit, die durch die bereits existierenden Verordnungen nicht exakt erfasst wird.
    Dieses Vorgehen dient nur dazu, die Inversion zu festigen.
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    Scheinbare Abweichung Nr. 4:

Ausschluss aus der Hierarchie
    Nun möchte ich eine Erscheinung zur Debatte stellen, die
    vielen ungeschulten Beobachtern besonders merkwürdig er‐
    scheint: den Fall des brillanten, fleißigen Mitarbeiters, der nicht nur bei der Beförderung übersehen wird, sondern häufig auch
    noch seine Stellung verliert.
    Ich möchte erst einige Beispiele anfuhren und sie dann er-klären.
    In der Stadt Excelsior hat jeder junge Lehrer ein Jahr Probe-zeit. K. Buchman war ein blendender Anglistik‐Student. In
    seinem Probejahr als Englischlehrer gelang es ihm, die Schüler
    mit seiner eigenen Begeisterung für klassische und moderne
    Literatur anzustecken. Einige von ihnen besorgten sich Lese-karten für die öffentliche Bücherei von Excelsior, andere waren
    ständig in den Buchhandlungen und Antiquariaten der Stadt zu
    finden. Ihr Interesse war so stark, dass sie auch viele Bücher lasen, die nicht auf der Liste der von der Schulbehörde empfoh-lenen Literatur standen.
    Es dauerte nicht lange, bis sich wütende Väter und Mütter sowie Abordnungen zweier strenger Sekten beim Schuldirektor
    meldeten, um sich darüber zu beklagen, dass ihre Kinder sich mit «unerwünschter» Literatur beschäftigten. Buchman wurde
    mitgeteilt, dass seine Dienste im folgenden Jahr nicht mehr benötigt würden.
    Dem Probelehrer C. Cleary wurde als erster Lehrauftrag eine
    Klasse geistig zurückgebliebener Kinder zugeteilt. Obgleich er gewarnt worden war, dass er mit diesen Kindern nicht viel erreichen würde, versuchte er ihnen so viel wie möglich beizu-bringen. Am Ende des Jahres schnitten viele von Clearys zu-rückgebliebenen Kindern bei Lese‐ und Rechentests besser ab als Schüler in den normalen Klassen.
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    Als Cleary seinen Entlassungsbescheid erhielt, wurde ihm
    mitgeteilt, dass er in gröbster Weise alle beschäftigungstherapeutischen Arbeiten, wie Perlen aufreihen und Sandkasten‐
    spiele, vernachlässigt habe, die für zurückgebliebene Kinder empfohlen wurden. Er hatte auch keinen angemessenen Gebrauch von Ton zum Modellieren, von Nagelbrettern und Farb‐
    kästen gemacht, die von der Hilfsschüler‐Sonderabteilung der städtischen Schulbehörde bereitgestellt worden waren.
    Miss E. Beaver, eine Probelehrerin an der Volksschule, war ungewöhnlich begabt für ihren Beruf. Weil sie noch keine
    einschlägigen Erfahrungen besaß, hielt sie sich an das, was sie auf der Universität gelernt hatte, und bemühte sich darum, jedes Kind entsprechend seinen individuellen Fähigkeiten zu
    fördern. Der Erfolg war, dass ihre begabtesten Schüler das Pensum von zwei oder drei Jahren in einem Jahr bewältigten.
    Der Direktor gab sich außerordentlich verbindlich, als er Miss
    Beaver erklärte, dass sie leider nicht für eine feste Anstellung vorgeschlagen werden könne. Aber sicher würde sie einsehen, dass sie den Schulbetrieb gestört habe. Sie habe sich nicht an den Studienplan gehalten und den Kindern Schwierigkeiten
    bereitet, weil der Unterricht des folgenden Jahres nicht mehr ihren Bedürfnissen entspreche. Sie hätte sich nicht an die geltenden Regeln und den üblichen Gebrauch der Lehrbücher
    gehalten und dem Lehrer, der nun im nächsten Jahr mit den Kindern arbeiten müsse, die ihr Pensum längst beherrschten, große Sorgen bereitet.

    Die Erklärung des Paradoxons
    Diese Fälle zeigen, dass in

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