Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
Vom Netzwerk:
persönlicher
    Scheck», beharrte der Kassierer.
    39

    Nachdem es eine Weile so weitergegangen war, verlangte ich
    den Geschäftsführer zu sprechen. Er hörte mir geduldig, wenn
    auch mit gelangweilter Miene, zu und erklärte schließlich
    schlicht, dass Reiseschecks hier nicht angenommen würden.
    Sie haben sicher schon von Krankenhäusern gehört, wo
    kostbare Zeit damit vertrödelt wird, dass endlose Fragebögen ausgefüllt werden müssen, ehe einem Unfallopfer geholfen
    wird. Sie kennen sicher auch schon die Geschichte von der Krankenschwester, die den Patienten weckt, um ihm seine
    Schlaftablette zu geben.
    Sie haben vielleicht in der Zeitung von dem Iren Michael
    Patrick O’Brien gelesen, der elf Monate auf einem Fährboot bleiben musste, das zwischen Hongkong und Macao verkehrte.
    Er besaß nicht die notwendigen Papiere, um auf der einen oder
    anderen Seite auszusteigen, und niemand wollte sie ihm ausstellen.
    Vor allem bei kleinen Beamten und Angestellten ohne Ent‐
    scheidungsbefugnisse kann man beobachten, wie versessen sie
    darauf sind, dass Formulare korrekt ausgefüllt werden — ohne
    Rücksicht darauf, ob das irgendeinem sinnvollen Zweck dient oder nicht. Sie gestatten nicht die kleinste Abweichung von der
    üblichen Routine.

Berufsautomaten
    Den oben erwähnten Typ bezeichne ich als den Berufsauto‐
    maten. Für ihn steht außer Zweifel, dass die Mittel wichtiger sind als das Ziel. Der Papierkrieg liegt ihm mehr am Herzen als
    der Zweck, dem er ursprünglich dienen sollte. Er sieht sich selber nicht etwa als Diener der Öffentlichkeit, sondern betrachtet das Publikum als Rohmaterial, das nur dazu dient, ihn
    selber, die Formulare, das Amtsritual und die Hierarchie am Leben zu erhalten.
    Der Berufsautomat ist in den Augen seiner Kunden, Klienten
    oder Opfer unfähig. Deshalb werden Sie sich zweifellos die 40

    Frage stellen, weshalb so viele Berufsautomaten dennoch beför‐
    dert werden. Steht der Berufsautomat außerhalb des Peter‐
    Prinzips?

    Eine Frage des Maßstabes
    Die Fähigkeit eines Beschäftigten wird nicht von Außenstehen‐
    den, sondern von seinen Vorgesetzten in der Hierarchie beurteilt.
    Wenn der Vorgesetzte selber noch auf der Stufe der Fähigkeit steht, wird er seinen Untergebenen wahrscheinlich danach
    beurteilen, ob er sinnvolle Arbeit verrichtet — ob er beispielsweise rasch ärztliche Hilfe leistet oder brauchbare Auskünfte erteilt, gute Würste oder Tischbeine herstellt oder was auch immer zu den erklärten Zielen der Hierarchie gehört. Das
    bedeutet, dass er die Leistung, den output, bewertet.
    Wenn der Vorgesetzte jedoch bereits das Stadium der Un‐
    fähigkeit erreicht hat, wird er seinen Untergebenen vermutlich
    nach bürokratischen Gesichtspunkten bewerten. Er wird die
    Fähigkeiten des Mitarbeiters danach beurteilen, inwieweit er die Anordnungen und das Behördenritual respektiert, ob er den
    Eigenwert von Formularen zu würdigen weiß und den Status
    quo innerhalb des Betriebes heiligt. Pünktlichkeit, Sauberkeit, Höflichkeit gegenüber Vorgesetzten, interner Papierkrieg
    stehen hoch im Kurs. Kurz gesagt, solch ein Vorgesetzter
    bewertet den input, den Aufwand innerhalb der Hierarchie.
    «Rockmann ist zuverlässig.»
    «Lubrick trägt zum reibungslosen Ablauf der Büroarbeit bei.»
    «Rutter arbeitet sehr systematisch.»
    «Miss Trudgen ist eine unermüdliche Mitarbeiterin.»
    «Miss Friendly arbeitet gut mit ihren Kollegen zusammen.»
    In solchen Fällen wird die interne Zusammenarbeit erheblich höher bewertet als die tatsächliche Leistung. Das bedeutet Peters Inversion, Peters Umkehrung. Ein Berufsautomat könnte deshalb auch als ein Peter‐Invertierter bezeichnet werden. Er hat das Verhältnis zwischen Mittel und Zweck umgekehrt.
    41

    Jetzt werden Sie auch das Verhalten der vorher beschriebe‐
    nen Peter‐Invertierten verstehen.
    Wenn der Angestellte im Schnapsladen die Zollbestimmun‐
    gen bereitwillig erläutert hätte, hätte der Reisende gedacht:
    «Wie freundlich.» Der Vorgesetzte aber hätte ihm diesen Bruch
    der Amtsgepflogenheiten übel genommen.
    Wenn der Kassierer im Buchladen meinen Reisescheck ange‐
    nommen hätte, wäre er in meinen Augen ein hilfsbereiter Mann
    gewesen. Der Geschäftsführer aber hätte ihm einen Verweis
    erteilt und behauptet, er habe seine Befugnisse überschritten.

    Aufstiegschancen für Peter-Invertierte
    Der Peter‐Invertierte oder Berufsautomat hat, wie wir gese‐
    hen haben, kaum die Fähigkeit zum

Weitere Kostenlose Bücher