Das Phantom auf dem Feuerstuhl
Stückchen schaffe ich. Das Knie ist schon viel
besser.“
Tarzan half ihr beim Aussteigen. Er
stützte sie und brachte sie bis zur Tür.
„Gut gemacht!“ flüsterte er.
Dann lief er zum Wagen zurück und
setzte sich neben Lincke, um zu verhindern, daß der türmte, falls ihm plötzlich
ein Licht aufging. Natürlich hätte Gaby das nicht gekonnt. Toll deshalb, wie
sie jetzt alles einfädelte!
Lincke seufzte mal wieder, sah auf
seine Uhr und bemühte sich um Geduld.
Schweigend beobachtete Tarzan das
Portal des Präsidiums.
Drei Männer kamen heraus. In Zivil.
Kripo. Hinter ihnen kam Gaby.
Im nächsten Moment standen sie neben
dem Wagen. Linckes Tür wurde aufgerissen.
Jetzt, dachte Tarzan, wird er sich
wehren. Aber dann lernt er einen Griff kennen, daß ihm Hören und Sehen vergeht.
Der Beamte, der die Tür aufgerissen
hatte, stutzte.
„He!“ sagte er.
Lincke hatte den Kopf gewandt, so daß
Tarzan sein Gesicht nicht sah.
„Hallo, Werner!“ sagte der Kripo-Beamte
zu Lincke. „Donnerwetter! Wer hätte das gedacht! Du also bist das Phantom.“
„Was ist los, Schorsch?“ fragte Lincke.
„Was geht denn hier vor?“
Schorsch grinste breit wie ein
Scheunentor. „Von Fräulein Glockner... äh, will sagen... von Gaby erfahren wir
eben, daß es ihr und ihrem Freund endlich gelungen ist, das Phantom ausfindig
zu machen. Du wirst uns sozusagen frei Haus geliefert.“
„Oh!“ Grinsend drehte Lincke sich zu
Tarzan um.
Wohin Tarzan blickte, er sah nur
grinsende Gesichter. Aber es war keine Schadenfreude. Man amüsierte sich über
einen tollen Spaß.
„Ihr beide seid aber ganz schön durchtrieben“,
sagte Lincke und meinte die Kinder. „Sehr geschickt, wie ihr mich hierher
gelotst habt. Gaby ist völlig gesund, was? War der Sturz echt? Oder habt ihr
den inszeniert?“
„Der war echt“, sagte Tarzan. „Ist
passiert, als wir Sie im Dunkeln verfolgen wollten. Ich werde das dumpfe Gefühl
nicht los, daß wir uns geirrt haben. Wer sind Sie denn nun?“
„Ein Kollege“, erklärte Schorsch
lachend. „Kriminalmeister Lincke ist zwar nicht das Phantom. Aber er ist in besonderer
Mission auf eben diesen Übeltäter angesetzt. Deshalb schwirrt er bei Anbruch
der Dunkelheit durch den Landkreis. Vorzugsweise mit seiner
Moto-Cross-Maschine, damit er das Phantom notfalls über Stock und Stein
verfolgen kann. Aber leider hat er ihn bisher noch nicht gesichtet.“
Lincke lächelte und streckte Tarzan die
Hand hin. „Diesmal hast du den falschen erwischt, Kollege. Aber ich finde es
erstaunlich, was ihr macht. Und daß auch Gaby dabei ist! Tritt wohl ganz in die
Fußstapfen ihrer Papas?“
Gaby begann zu kichern. So albern hatte
Tarzan sie überhaupt noch nicht erlebt. Und Heiterkeit steckt bekanntlich an.
Passanten, die am Polizei-Präsidium
vorbei kamen, schüttelten die Köpfe.
Ein Mädchen, vier Männer und ein Junge
standen dort und alle hielten sich vor Lachen den Bauch.
16. Endspiel — und das Phantom im Keller
Am Donnerstagnachmittag besuchte Tarzan
Dr. Bienert im Krankenhaus. Dem Studienrat ging’s schon recht gut. Aber
aufstehen durfte er natürlich nicht.
Immerhin — er hatte die neue Taktik für
das Volleyball-Endspiel sorgfältig ausgearbeitet. Zusammen sprachen sie alle
Einzelheiten durch. Tarzan nahm dann die Unterlagen mit. Und für
Donnerstagabend wurde ein Training angesetzt.
Tarzan machte seine Mannschaftskameraden
mit der Taktik vertraut. Dann wurde gespielt. Aber nichts klappte so richtig.
Alle verfielen in die alten Fehler.
Also beschloß man, auch am Freitag und
am Samstag mindestens zwei Stunden zu trainieren.
Das bedeutete, keine Minute blieb
Tarzan, um mit seinen Freunden nach dem Phantom zu suchen. Schlimmer noch: Gaby
und Karl sah er nur morgens im Unterricht. Klößchen, der wieder gesund war und
sich Schokoladen-Nachschub besorgt hatte, lief ihm zwar auch nachmittags über
den Weg. Aber mit Volleyball hatte er nichts zu tun. Tarzan hingegen war völlig
darin eingespannt.
Ein bißchen fühlte er sich zwar hin-
und hergerissen, denn die Suche nach dem Phantom war ungeheuer wichtig.
Trotzdem ging seine Schule vor. Daß er sich für die Mannschaft einsetzte,
erwarteten alle von ihm. Der Titel des Volleyball-Vizemeisters war ihnen zwar
sicher. Aber jeder Spieler hatte den Ehrgeiz, die Meisterschaft zu gewinnen.
Von ihrem Vater erfuhr Gaby, daß
Herfurth sich gestellt hatte. Er verhandelte bereits mit dem Bauern Weindl wegen
der Wiedergutmachung des Schadens. Kommissar
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