Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlichkeit dieser Vermutung und machen Sie Vorschläge für Gegenmaßnahmen, sollten sie zutreffend sein.«
    Thornberg suchte nach Worten. »Ich werde es versuchen«, sagte er lahm. »Ich werde mein Bestes tun.«
    »Gut. Es ist für den Staat.«
    Sorensen tat ihm nicht den Gefallen, zu gehen. »Die Propaganda der Rebellen ist subtil und gekonnt«, sagte er nach einer Pause. »Ihre Gefahr besteht darin, daß sie sich unserer eigenen Sprache bedient, die Bedeutung aber verändert. Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Frieden. Und es gibt viele Bürger, die nicht erkennen können, daß die Zeiten sich geändert haben, und mit ihnen die Bedeutung von Begriffen.«
    »Ich verstehe«, sagte Thornberg. Dann fügte er die Lüge hinzu: »Ich habe nie viel darüber nachgedacht.«
    »Das sollten Sie tun«, sagte Sorensen. »Beschäftigen Sie sich mit Geschichte. Als wir den dritten Weltkrieg verloren hatten, mußten wir Staat und Gesellschaft militarisieren, um den vierten zu gewinnen. Und danach mußten wir diese Politik beibehalten, einmal um unserer eigenen Sicherheit willen, und zum anderen, weil wir die ganze Menschheit bewachen mußten. Das Volk erwartete es von uns.«
    Das Volk, dachte Thornberg, wußte die Freiheit nie zu schätzen, bis es sie verloren hatte. Oder war es bloß so, daß es die Demagogie nicht durchschauen und sich die letzten Konsequenzen seiner Wünsche nicht vorstellen konnte?
    »Die Rebellen«, sagte Sorensen. »behaupten, daß die Bedingungen sich geändert hätten, daß Militarisierung nicht mehr notwendig sei und daß Amerika in einer Gemeinschaft freier Nationen sicherer sei als jetzt. Es ist eine teuflische und schlaue Propaganda, Major Thornberg. Hüten Sie sich vor ihr.«
    Er stand auf und verabschiedete sich. Thornberg saß steif hinter seinem Schreibtisch und starrte die Tür an. Sorensens letzte Worte waren seltsam gewesen – gelinde gesagt. War es eine Andeutung, oder war es der Köder in der Falle? Thornberg hatte das ungute Gefühl, daß eine versteckte Warnung und zugleich ein Hinweis darin verborgen gewesen war.
    Am folgenden Tag erhielt Matilda eine Nachricht, deren Einzelheiten für die Öffentlichkeit sorgfältig zensiert wurden. Eine Rebellenstreitmacht hatte das Konzentrationslager Jackson in Utah angegriffen, das Wachpersonal im Feuergefecht getötet und die Häftlinge befreit. Der Lagerarzt war verschont geblieben und berichtete, daß der Anführer der Rebellen ironisch zu ihm gesagt habe: »Sagen Sie Ihren Freunden, daß ich mich wieder melden werde. Mein Name ist Sam Hall.«
    Ähnliche Fälle häuften sich in der folgenden Zeit. Auf dem Flugfeld Mesa Verde wurde ein Schiff der Raumflotte in die Luft gesprengt. Auf ein Metallfragment hatte jemand »Grüße von Sam Hall« gekritzelt.
    Banditen überfielen ein Armeedepot, raubten eine Million Dollar Soldgelder und zündeten die Gebäude an. Der Banditenchef erklärte vor dem Rückzug seiner Truppe, er sei Sam Hall.
    Eine Abteilung Sicherheitspolizisten wurde bei einer Razzia gegen ein vermutetes Rebellenversteck in Pittsburgh mit Maschinengewehrfeuer empfangen. Als sie Verstärkungen herangeholt und den Schlupfwinkel gestürmt hatten, fanden sie auf einer Wand die Inschrift: »Sam Hall war hier«.
    Dr. Matthew Thomson, ein der Zusammenarbeit mit dem Untergrund verdächtiger Chemiker aus Seattle, kam seiner drohenden Verhaftung durch die Flucht zuvor. Auf seinem Schreibtisch entdeckten die Beamten eine Notiz mit den Worten: »Auf Besuch bei Sam Hall. Rückkehr nach der Befreiung. M. T.«
    Eine Rüstungsfabrik bei Miami, die Leitsysteme für Lenkraketen herstellte, wurde durch einen kleinen atomaren Sprengsatz zerstört, nachdem eine telefonische Warnung eingegangen war, daß sie eine halbe Stunde Frist hätten, das Betriebsgelände zu räumen. Der Anrufer gab sich als Sam Hall aus.
    Eine ähnliche Warnung von Sam Hall erging an ein Versuchslaboratorium der Armee in Houston. Sie erwies sich als ein blinder Alarm, aber ein ganzer Arbeitstag ging durch den Alarm und die Nachforschungen verloren.
    Von Boston bis San Diego, von Duluth bis El Paso konnte man den Namen wie einen Schlachtruf an Hauswänden und Brandmauern lesen: Sam Hall.
     
    Offensichtlich hatte sich der Untergrund des unsichtbaren und unbesiegbaren Mannes der Legende bemächtigt und ihn für die eigenen Zwecke eingesetzt. Meldungen über ihn trafen täglich aus allen Teilen des Landes ein. Überall wollte man ihn gesehen haben. Neunundneunzig Prozent konnten als

Weitere Kostenlose Bücher