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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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Scherze, Irrtümer oder Halluzinationen abgetan werden, aber die Polizei mußte jeder Meldung nachgehen.
    Thornberg verbrachte viele schlaflose Stunden und ließ die Zigarettenzuteilung eines Monats in Rauch aufgehen, bevor er sich entscheiden konnte, ob und wie er Sorensens Auftrag ausführen sollte. Seine Vorstudien hatten ihn bereits zu der Überzeugung gebracht, daß eine Entdeckung, wie Sorensen sie sich vorstellte, wenn nicht unmöglich so doch weit jenseits der Möglichkeiten moderner Wissenschaft war. Es war ausgeschlossen, daß die Rebellen unter den Bedingungen der Illegalität solche Entdeckungen gemacht und vervollkommnet haben konnten. Derartige Vorstöße in wissenschaftliches Neuland setzten umfangreiche Forschungen voraus, die unter den gegenwärtigen Bedingungen und beim gegenwärtigen Stand des Wissens eine Vergeudung von Zeit und qualifizierten Arbeitskräften wäre.
    Sollte er die Regierung auf diese falsche Fährte setzen? Gut, er hatte den Rebellen ein wenig geholfen, und er sollte vor dem nächsten Schritt nicht zurückschrecken. Aber – wollte er ihnen überhaupt helfen?
    Sein Sohn Jack hatte eine Karriere als Raumfahrer vor sich. Er liebte die unergründlichen Tiefen jenseits von Mars und Venus, wie ein anderer eine Frau lieben würde. Wenn es zu einer Umwälzung käme, was würde dann aus Jacks Karriere?
    Nun, eine neue Regierung würde nicht gleich das Ende der Raumfahrt bedeuten, und statt Patrouillenflüge um Ende und Mond zu machen und verbotene Raumfahrtunternehmungen anderer Nationen zu verhindern, würden tüchtige Männer wie er vielleicht Gelegenheit erhalten, Forschungsreisen ins äußere Sonnensystem zu machen. Jack war zu offen und aufrichtig, um einen guten Rebellen abzugeben, aber Thornberg fühlte, daß er selbst eine neue Regierung begrüßen würde. Seit der Sache mit Jimmy Obrenowicz war etwas in ihm in Bewegung geraten. Er sah die Welt, in der er lebte und arbeitete, mit anderen Augen.
    Nachdem er sich für die Rebellion entschieden hatte, ergriff eine seltsame ruhige Heiterkeit vom ihm Besitz. Von einem Freund, der Chemiker war, stahl er ein wenig Blausäure, die er in eine kleine Glasampulle füllte und fortan bei sich trug; und was Jack anging: Der Junge würde auch lernen müssen, seinen Weg allein zu gehen, nur dem eigenen Gewissen verpflichtet.
    Die Arbeit war schwierig und gefährlich. Er mußte aufgezeichnete Tatsachen verändern, die anderswo erhältlich waren, in Büchern und Fachzeitschriften und den Gehirnen von Menschen. An den grundsätzlichen wissenschaftlichen Fakten gab es natürlich nichts zu rütteln, aber quantitative Resultate konnten ein wenig manipuliert werden, so daß sie, richtig ausgewählt und zusammengestellt, ein auf eine subtile Weise schiefes Gesamtbild ergaben. Er zog sorgfältig ausgewählte Experten hinzu, Männer, deren Psychogramme den Schluß zuließen, daß sie den leichten Weg nehmen und sich auf Matilda verlassen würden, statt die Originalquellen zu studieren.
    Er übergab seine regulären Arbeiten Rodney und widmete sich ganz der neuen Aufgabe. Er wurde gereizt und noch magerer; als Sorensen anrief und ihn zur Eile drängen wollte, schnappte er zurück: »Wollen Sie Schnelligkeit oder Qualität?« Er schlief wenig, aber sein Verstand schien unnatürlich klar.
    Der Winter verging, und es wurde Frühling, während Thornberg und seine unwissenden Zulieferer sich mühten, und während die Nation psychisch und physisch unter der zunehmenden Gewalttätigkeit Sam Halls erzitterte. Der Bericht, den Thornberg im Mai vorlegte, war so umfangreich und detailliert, daß er nicht glaubte, die Regierungsgutachter würden sich die Mühe machen, irgendeine andere Quelle heranzuziehen. Die Schlußfolgerung der ganzen Arbeit: Ja, wenn es gelänge, kybernetische Formeln für die Funktionsweise des neutralen Systems zu entwickeln und bestimmte Bereiche der Gehirntätigkeit mittels programmierter Matrizen, die elektrische Signale auf der neurologen Ebene erzeugten, für eine gewisse Zeitspanne umzuorientieren, sei eine psychologische Maskierungstechnik zumindest theoretisch denkbar.
    Die Regierung trommelte alle renommierten Fachwissenschaftler zusammen, die sie finden konnte, und setzte sie auf das Forschungsvorhaben an. Thornberg wußte, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis sie merken würden, daß er sie zum Besten gehabt hatte. Wieviel Zeit, konnte er nicht sagen. Aber wenn sie darauf kämen ...
    Am Strick muß ich nun baumeln hier, baumeln

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