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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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nach Sioux Falls zurück und gönnte mir meinen ersten Skikurs. Es war herrlich. Ich kann heute noch den Skilehrer rufen hören: »Schneepflug! Schneepflug!« Der Sport machte mir so viel Spaß, dass ich bald darauf regelmäßig an den Wochenenden Skifahren ging. Es gibt nicht viele Großstädte in den USA wie Denver, mit Skipisten, die mit dem Auto leicht erreichbar sind.
    Nur wenige Eltern beantragen einen Sozialversicherungsausweis für ihre kleinen Kinder. Aber es wirkt verdächtig, wenn ein Typ in den Zwanzigern in eine Außenstelle der Sozialversicherung läuft und zum ersten Mal einen Sozialversicherungsausweis beantragt. Ich konnte also nur hoffen, dass wenigstens ein paar der kleinen toten Kinder, deren Namen ich in den Akten von South Dakota ausgegraben hatte, eine Sozialversicherungsnummer hatten. Von meinem Apartment in Denver aus rief ich meine Freundin Ann bei der Sozialversicherungsbehörde an und bat sie nachzusehen, ob für ein paar Namen mit Geburtsdaten eine Sozialversicherungsnummer vergeben worden war. Der dritte Name, Brian Merrill, war ein Treffer: Baby Brian hatte eine Sozialversicherungsnummer gehabt. Wunderbar! Ich hatte meine dauerhafte Identität gefunden!
    Eine Sache musste ich noch erledigen. Ich hatte sehr viel über die Arbeitsweise des FBI herausgefunden, aber den Kern des Rätsels hatte ich nicht entschlüsselt: Wer war der Typ, den ich als »Eric Heinz« kannte? Wie war sein richtiger Name?
    Ich kann Sherlock Holmes nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen, aber so wie es bei seiner Arbeit gleichermaßen darum ging, Rätsel zu lösen wie Verbrecher zu fangen, ging es mir beim Hacken immer auch darum, Geheimnisse zu entwirren und mich Herausforderungen zu stellen.
    Schließlich stieß ich auf eine Spur, die ich noch nicht verfolgt hatte. Eric besaß ein enzyklopädisches Wissen über den Poulsen-Fall. Er behauptete, er habe Kevin Poulsen bei mehreren PacBell-Einbrüchen begleitet, und brüstete sich damit, dass sie zusammen das SAS gefunden hätten.
    Stundenlang durchsuchte ich vergeblich Online-Datenbanken wie Westlaw und LexisNexis nach Artikeln aus Zeitungen und Zeitschriften, in denen Eric erwähnt wurde. Wenn es stimmte, was er mit Poulsen getan haben wollte, konnte ich die Sache vielleicht vom anderen Ende her angehen und nach den Namen von Poulsens bekannten Komplizen suchen.
    Heureka! Es dauerte nicht lange, da hatte ich einen Artikel bei LexisNexis gefunden, in dem zwei Mitangeklagte Poulsens namentlich genannt wurden, Robert Gilligan und Mark Lottor. Vielleicht war einer von ihnen der angebliche Eric Heinz. Ich hängte mich sofort ans Telefon und versuchte, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen, als ich die Polizistenhotline des DMV anrief und die Führerscheindaten der beiden Mitangeklagten abfragte.
    Das war jedoch eine Sackgasse. Der eine war kleiner als Eric, der andere wog mehr.
    Ich blieb dran. Und dann fand ich eines Tages auf Westlaw einen Artikel, der erst kürzlich veröffentlicht worden war. Eine kleine Zeitung, die Daily News in Los Angeles, hatte etwas über den bevorstehenden Prozess im Poulsen-Fall gebracht. Im Text wurden zwei weitere Personen genannt, die als Mitverschwörer Poulsens angeklagt waren: Ronald Mark Austin und Justin Tanner Petersen.
    Ich kannte Austin und wusste, wie er aussah. Er war definitiv nicht Eric. Aber Petersen? Ich wollte meine Hoffnungen nicht zu hoch schrauben und war darauf vorbereitet, wieder enttäuscht zu werden, als ich beim DMV anrief und mir die Personenbeschreibung von Petersen vorlesen ließ.
    Die Angestellte sagte, er habe braunes Haar und braune Augen, sei eins achtzig groß und wiege 65 Kilo. Ich hatte Erics Haare immer für blond gehalten, aber sonst passte die Beschreibung perfekt.
    Ich hatte seine Tarnung endlich durchschaut. Ich kannte nun den richtigen Namen des Mannes, der sich Eric Heinz nannte. Und er war kein FBI-Agent. Er war nichts weiter als ein Spitzel, der mich und wahrscheinlich viele andere Hacker in eine Falle locken wollte, um seine eigene Haut zu retten.
    Nach all der Arbeit – all dem Grübeln und den Sorgen darüber, wer und was Eric war – grinste ich jetzt von einem Ohr zum anderen. Es war ein tolles Gefühl. Das FBI bildete sich viel auf seinen weltweiten Ruf ein, aber es konnte nicht verhindern, dass einer seiner Spitzel von einem einzelnen Hacker enttarnt wurde.
    Nach meinen Ermittlungen in South Dakota und einem Wochenende auf Skiern stand mir mein erster Arbeitstag in der

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