Das Phantom im Netz
28 000 Dollar im Jahr verdiente.
Eines Tages ging die ganze IT-Abteilung mit Elaine und ihrem Boss, Howard Jenkins, zum Mittagessen. Beim Tischgespräch sagte Jenkins auf einmal zu mir: »Eric, Sie waren doch in Washington auf dem College. Wie weit ist das von Seattle entfernt?«
Bisher hatten meine Hintergrundrecherchen immer alles abgedeckt. Zum Beispiel hatte ich die Namen von Professoren auswendig gelernt, die während der in meinem Lebenslauf angegebenen Studienzeit in Ellensburg gelehrt hatten. Aber diese Frage konnte ich nicht einmal annähernd beantworten. Ich spielte also einen Hustenanfall vor, entschuldigte mich und verschwand hustend in Richtung Herrentoilette.
In der Kabine rief ich mit dem Handy bei der Central Washington University an und erzählte der Frau vom Studentensekretariat, ich überlege mir, mich zu bewerben, frage mich aber, wie weit die Fahrt von Seattle sei. »Etwa zwei Stunden«, sagte sie. »Wenn nicht gerade Berufsverkehr ist.«
Ich ging schnell zurück ins Restaurant und entschuldigte mich damit, dass ich etwas in den falschen Hals bekommen hatte. Als Howard mich ansah, fragte ich: »Entschuldigung, was hatten Sie gefragt?«
Er wiederholte seine Frage.
»Ach so, etwa zwei Stunden, wenn nicht viel Verkehr ist«, antwortete ich. Lächelnd erkundigte ich mich, ob er schon in Seattle gewesen sei. Für den Rest des Mittagessens kamen keine unangenehmen Fragen mehr.
Abgesehen von der Sorge um meine Tarnung lief bei der Arbeit ein Jahr lang alles glatt. Und dann traf es mich aus heiterem Himmel. Ich suchte eines Abends auf Elaines Schreibtisch nach Unterlagen, als mir in einem offenen Ordner der Entwurf für eine Jobanzeige auffiel, in der ein IT-Mitarbeiter gesucht wurde. Das Jobprofil passte genau auf Darrens Stelle. Oder meine.
Das war ein deutliches Warnsignal. Elaine hatte mit keinem Wort erwähnt, dass die Firma Verstärkung suchte, was nur eines bedeuten konnte: Sie und ihr Chef bereiteten sich darauf vor, einen von uns zu feuern. Aber auf wen wartete das Fallbeil?
Ich machte mich sofort auf die Suche nach der Antwort. Je mehr ich herausfand, desto undurchsichtiger wurde ihr hinterhältiges Verhalten. Ich wusste, dass Elaine ein Problem mit Darren hatte, weil sie ihn dabei erwischt hatte, wie er mit einem eigenen Kunden während der Arbeitszeit telefoniert hatte. Dann entdeckte ich etwas Brisantes in einer E-Mail von Ginger an Elaine, in der stand: »Eric ist die ganze Zeit hier und arbeitet konzentriert an irgendetwas, aber ich weiß nicht, an was.«
Ich brauchte mehr Informationen. Nach Feierabend ging ich zum Büro der Leiterin der Personalabteilung im 41. Stock. Ich hatte es einige Tage zuvor ausgekundschaftet. Die Hausmeister begannen ihren Rundgang immer damit, dass sie alle Türen aufschlossen. Perfekt. Ich schlich mich in das Büro und vertraute auf meine Erfahrungen im Schlösserknacken.
Das Schloss am Aktenschrank der Abteilungsleiterin sprang zu meiner Freude beim zweiten Versuch auf. Ich zog meine Personalakte heraus und sah, dass die Entscheidung bereits gefallen war. Wenn nach dem Memorial-Day-Wochenende alle wieder zur Arbeit kamen, würde man mir mitteilen, dass ich gefeuert war.
Der Grund? Elaines Überzeugung, dass ich während der Arbeitszeit eigene Kunden beriet. Die Ironie dabei war, dass das so ziemlich das einzig Fragwürdige war, das ich zu jener Zeit nicht tat. Sie musste wegen meiner Handygespräche in den Arbeitspausen auf die Idee gekommen sein, und sie lag damit komplett falsch.
Ich zog auch noch Darrens Akte heraus und sah, dass auch er gefeuert werden würde. Nur in seinem Fall hatten sie tatsächlich Beweise dafür, dass er eigene Kunden beraten hatte. Schlimmer noch, er hatte es während der Arbeitszeit für das Unternehmen getan. Anscheinend scherten sie uns beide über denselben Kamm. Sie wussten, dass er gegen die Vorschriften verstoßen hatte, und gingen anscheinend davon aus, dass ich dasselbe getan hatte, obwohl sie keine Beweise dafür hatten.
Am nächsten Tag wollte ich noch mehr Informationen und überraschte Ginger mit: »Ich habe gehört, dass eine Stelle in der IT ausgeschrieben ist. Wer wird denn gefeuert?« Nur Minuten später hatte sie Elaine von meiner Frage erzählt, und knapp eine Stunde später wollte Howard Jenkins mich sofort im Büro der Personalerin, Maggie Lane, sprechen. Das war dumm, dachte ich, mein großes Maul aufzureißen.
Hätte ich im Voraus gewusst, was auf mich zukommen würde, hätte ich das Wochenende
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