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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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Computerkurs am Pierce College einschreiben, meldete ich mich ebenfalls an, um ihm Gesellschaft zu leisten, trotz meiner schlechten Erinnerungen an den Dekan der Fakultät für Informatik, wegen dem ich das Studium hatte abbrechen müssen. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass mich die Verwaltung auch nicht vergessen hatte.
    Eines Tages gingen Lenny und ich in den Computerraum für Studenten, in dem eine Reihe Terminals stand, die an einem MicroVAX-VMS-System hingen, welches von DEC entwickelt worden war. Wir hackten uns schnell in das System ein und sicherten uns umfassende Benutzerrechte. Lenny hatte ein Skript geschrieben, mit dem wir ein Backup des kompletten Systems erstellen konnten. Wir hatten eigentlich keine Verwendung dafür, aber wir wollten es als eine Art Trophäe. Sobald wir im System drin waren, steckte Lenny ein Kassettenband in das Bandlaufwerk des Computers, startete sein Backup-Skript, und dann gingen wir. Ein paar Stunden später, wenn der Kopiervorgang beendet wäre, wollten wir zurückkommen und das Band holen.
    Wir schlenderten gerade über den Campus, als mich Eliot Moore, ein alter Freund, mit dem ich aber schon einige Zeit keinen Kontakt mehr gehabt hatte, auf meinem Pager anpiepste. Ich rief ihn vom nächsten Münztelefon aus zurück.
    »Bist du am Pierce College?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Hast du ein Band im Laufwerk gelassen?«
    »Oh, Scheiße. Woher weißt du das?«
    »Komm nicht in den Computerraum zurück«, warnte er mich. »Sie warten dort auf dich.« Durch einen seltsamen Zufall war Eliot im Computerpool gewesen, als der Dozent das blinkende Lämpchen am Bandlaufwerk des MicroVAX bemerkt hatte. Offensichtlich hatte jemand ein Kassettenband reingesteckt, um Dateien zu kopieren.
    Der Informatikdozent Pete Schleppenbach hatte sofort uns im Verdacht. Eliot hörte, wie Schleppenbach die Sache mit einem Kollegen besprach, und rief mich sofort an. Hätte er es nicht getan, wären wir voll in die Falle getappt.
    Die Schule meldete den Vorfall später der Polizei.
    Weil wir das Band aber nie abholten, hatten sie keine Beweise gegen uns, und wir durften an der Schule bleiben, Kurse besuchen und den Computerpool benutzen. Aber die Polizei behielt uns im Auge, postierte einige Männer auf dem Dach des Schulgebäudes und folgte uns mehrere Tage lang. Anscheinend löste der Versuch, Übungsaufgaben von Studenten zu kopieren, höchste Dringlichkeit aus. Man sollte eigentlich denken, dass es wichtigere Fälle zu knacken gab. Nachts folgten die Polizisten uns zu Lennys Arbeitsplatz, wo wir bis zum Morgengrauen in seinem Büro saßen und hackten. Sie wussten, dass wir nichts Gutes im Schilde führten, konnten uns aber nichts beweisen.
    Die Leute vom Pierce College müssen wirklich enttäuscht gewesen sein, und sie wollten die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. So kam es, dass mir ein Firmenwagen von DEC auf dem Parkplatz der Schule auffiel. Ich rief bei der Zweigstelle von DEC in Los Angeles an, gab vor, in der Buchhaltung des Pierce College zu arbeiten, und fragte, welche Arbeiten sie gerade bei uns durchführten.
    »Oh«, meinte der Typ, » wir helfen Ihnen gerade dabei, ein paar Hacker zu fangen.«
    Von einem Terminal im Computerpool des College aus überprüfte ich einen Speicherbereich, der meinem Benutzerkonto zugewiesen war, und fand heraus, dass für mein Konto die volle Sicherheitsüberwachung aktiviert war. Lenny sah daraufhin bei seinem Konto nach, und auch das wurde überwacht. Der Typ von DEC saß in einem kleinen Raum mit einem Computer und einem Drucker und beobachtete alles, was wir über unsere Studentenzugänge taten. (Das hatte ich herausgefunden, als ich eines Morgens vor dem Techniker da war und ihm zu dem Raum gefolgt war.) Ich hielt das für ziemlich übertrieben. Immerhin wurde das System nur von Studenten für ihre Übungsarbeiten benutzt, und es gab keine Anbindung an ein Netzwerk oder eine Telefonleitung. Aber ich sorgte dafür, dass der Techniker sich nicht langweilte: Ich schrieb ein sehr einfaches Skript, das eine Liste der Dateien in meinem Verzeichnis ausgab, immer und immer wieder. Die Sicherheitsüberwachung war so eingestellt, dass sie jedes Mal einen detaillierten Warnhinweis ausgab, wenn eine Datei geöffnet oder gelesen wurde. Das bedeutete, dass der Drucker des Technikers nicht mehr stillstehen würde. Ich stellte mir vor, wie der Typ sich in seinem Kämmerchen die Haare raufte, weil sein Drucker pausenlos druckte, bis ihm das Papier

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