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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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Mutter mit ihrem damaligen Freund, dem Delikatessenhändler Arnie Fromin, waren dabei. Von Bonnies Familie kam niemand. Ihre Mutter war verständlicherweise außer sich darüber, in welche Lage ich ihre Tochter gebracht hatte.
    Es war nicht das magische Ereignis, von dem junge Mädchen träumen. Bonnie trug Hosen, ein Top und Flipflops. Sie hatte nicht einmal versucht, sich schön zu machen. Danach gingen wir alle in unsere Wohnung und aßen, was Oma mitgebracht hatte.
    Meine rechtliche Situation verschlechterte sich immer mehr. Als wäre die Strafanzeige noch nicht genug, setzte SCO noch eine Zivilklage über 1,4 Millionen Dollar Schadenersatz oben drauf. Und noch eine in derselben Höhe gegen Bonnie.
    Aber dann blitzte ein kleiner Hoffnungsschimmer auf. Es stellte sich heraus, dass die Zivilklagen nur als Druckmittel dienen sollten: Die Anwälte der Gegenseite informierten uns, dass SCO die Zivilklagen fallen lassen würden, wenn ich ihnen erzählte, wie ich mich eingehackt hatte. SCO hatte es nicht herausfinden können.
    Natürlich akzeptierte ich. Und so setzte ich mich mit einem Systemadministrator namens Stephen Marr zusammen, der so tat, als ginge es um einen Schwatz unter Kumpels. Ich ging an die Sache so ran, als wäre es eine Aussage vor Gericht: Er stellte Fragen, ich antwortete. Dabei hatte ich gar nicht so viel zu erzählen, es gab keine Hightech-Hacker-Geheimnisse zu enthüllen. Ich erzählte ihm, dass ich ganz einfach eine Sekretärin angerufen und so lange mit ihr geplaudert hätte, bis sie mir ihren Login-Namen verraten und ihr Passwort nach meinen Vorgaben geändert hatte – keine große Sache.
    Bonnies Mutter kam zwar nicht zur Hochzeit, aber sie gab für uns einen Hochzeitsempfang in ihrem Haus in San Dimas. Diesmal trug Bonnie ein Hochzeitskleid und ich einen geliehenen Smoking. Mein Vater und mein Bruder Adam waren da, und natürlich meine Mutter und Oma, ebenso Bonnies Geschwister und sogar Bonnies Exfreund. Dieser Tag war viel schöner als die tatsächliche Heirat, mit allem, was dazugehört: einer Hochzeitstorte und einem Fotografen.
    Das Strafverfahren wegen des Einbruchs bei SCO endete sogar noch glimpflicher als erhofft. Die Klage gegen Bonnie wurde fallen gelassen, und mein Anwalt, der den Ankläger, Michael Barton, kannte, handelte einen guten Deal für mich aus. Normalerweise wäre der Fall als minderschweres Delikt verhandelt worden. Offiziell war ich ein Ersttäter, denn meine Jugendakten waren ja versiegelt. Aber weil ich der berüchtigte Kevin Mitnick war, wollte mich der Staatsanwalt zunächst wegen einer Straftat anklagen – auch wenn mein Eindringen in das System von SCO laut Gesetz immer noch ein minderschweres Delikt war. Also gestand ich den Einbruch, um die Sache abzukürzen und damit die Anklagen gegen Bonnie fallen gelassen wurden. Ich wurde zu keiner Gefängnisstrafe verurteilt, sondern nur zu einer sehr geringen Geldstrafe von 216 Dollar mit einer Bewährungsfrist von 36 Monaten ohne Auflagen. Das hieß, dass ich mich bei keinem Bewährungshelfer melden musste. Die einzige Bedingung war, selbstredend, dass ich »keine weiteren Straftaten« mehr beging.
    Ein paar Tage später fuhr ich nach Santa Cruz, um unsere beschlagnahmten Sachen abzuholen. Die Beamten gaben mir meinen Computer zurück, nicht aber die Disketten, was mich ziemlich beunruhigte, weil sie Beweise für meine Hackerangriffe gegen Pacific Bell und andere interessante Ziele enthielten. Eine andere Schachtel bekamen wir wohl nur zurück, weil die Polizisten nicht richtig reingeschaut hatten oder es ihnen egal war: Sie enthielt Bonnies Vorrat an Pot und ihre Wasserpfeife. Andererseits gab es in Santa Cruz eben nur Kleinstadt-Polizisten.
    Die Santa-Cruz-Geschichte hatte ein Nachspiel. Wie ich befürchtet hatte, sah sich die Kripo in Santa Cruz meine Disketten doch noch etwas genauer an und informierte Pacific Bell darüber, was ich mit deren Systemen angestellt hatte. Diese Informationen beunruhigten die Sicherheitsleute von Pacific Bell wohl ziemlich, denn sie verfassten ein internes Memo über mich und schickten es an alle Führungskräfte. Ich selbst erfuhr auf sehr ungewöhnliche Weise von diesem Memo: Ein Angestellter bei Pacific Bell namens Bill Cook war einer der Funkamateure aus dem »Haifischbecken«. Er verlas das Memo über Funk, nur um mich zu ärgern.
    So ein Memo musste ich natürlich mit eigenen Augen sehen. Aber wie konnte ich es bekommen?
    Ich kontaktierte Lewis De Payne bei der Arbeit und

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