Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
Vom Netzwerk:
»Snoopy«, weil Techniker damit den Datenverkehr in den Kundennetzwerken überwachen konnten: Sie konnten damit herumschnüffeln, und das englische Wort dafür ist: »to snoop«.
    Es war kein Problem, eine Verbindung mit dem VMS-System der Abteilung für organische Chemie der Universität Leeds herzustellen, wo Neill Clift studierte. Aber ich hatte die Zugangsdaten für das System nicht, und mit Raten kam ich hier auch nicht weiter. In England war es schon wieder Morgen, und Neill war bereits ins System eingeloggt. Er bemerkte meine Login-Versuche und meldete dem Administrator von Snoopy per E-Mail, dass jemand versuchte, ins System der Universität zu kommen. Ich löschte die E-Mail natürlich sofort.
    In dieser Nacht schaffte ich es nicht in das System der Universität von Leeds. Aber durch die Erkenntnisse, die ich durch die Versuche gewann, fiel es mir später leichter, Clift direkt ins Visier zu nehmen.
    Lenny und ich begannen damals eine Art Hacker-Duell. Er war Systemadministrator bei einer Firma namens VPA, und ich arbeitete bei CK Technologies in Newbury Park. Wir schlossen Wetten darüber ab, ob wir in das Computersystem eindringen konnten, das der jeweils andere für seinen Arbeitgeber betreute. Wer es als Erster schaffte, sich in das VMS-System des anderen einzuhacken, hatte gewonnen. Ähnlich wie bei dem Spiel »Fahne erobern« wollten wir austesten, wer von uns beiden sein Computersystem besser gegen den anderen verteidigen konnte.
    Aber Lenny war nicht schlau genug, um mich draußen zu halten. Ich kam immer wieder in sein System rein. Wir wetteten jedes Mal um 150 Dollar, den Preis für ein Abendessen für zwei Personen im Spago, dem Restaurant des Starkochs Wolfgang Puck in Beverly Hills. Schließlich fing Lenny an, sich ernsthaft darüber zu ärgern, dass immer ich die Wette gewann.
    Bei einer unserer nächtlichen Hacker-Sitzungen beklagte sich Lenny, dass er die Wette nie gewann. Ich sagte, er könne jederzeit aussteigen. Aber er wollte gewinnen.
    An der Tür zum Computerraum seines Arbeitgebers war gerade erst ein elektronisches Schloss installiert worden. Lenny forderte mich heraus, das Schloss zu knacken, indem ich den Code erriet, weil er genau wusste, dass das praktisch unmöglich war. »Wenn du es nicht schaffst«, sagte er, »bekomme ich heute Nacht noch 150 Mäuse von dir.«
    Ich entgegnete ihm, es sei zu einfach, und ich wolle sein Geld nicht. Ich warnte ihn, dass er sich nachher nur ärgern würde, weil ich auf jeden Fall gewinnen würde. Durch meinen Spott angestachelt, bestand er nun darauf, dass ich die Wette annahm.
    Es wäre tatsächlich schwierig für mich gewesen, die Wette zu gewinnen, wenn ich nicht unverschämtes Glück gehabt hätte. Ich saß an Lennys Terminal und hackte mich in das Netzwerk von DEC, als ich plötzlich einen Geldbeutel unter dem Tisch auf dem Boden liegen sah. Ich ließ »aus Versehen« meinen Stift fallen, beugte mich hinunter, um ihn aufzuheben, und ließ dabei den Geldbeutel in meinem Strumpf verschwinden. Ich sagte Lenny, ich müsse mal austreten.
    Im Geldbeutel steckte ein Zettel mit dem Code für das elektronische Zahlenschloss. Ich konnte es kaum glauben: Der clevere Hacker Lenny konnte sich eine einfache Nummer nicht merken? Und er war dumm genug, sich die Nummer zu notieren und den Zettel im Geldbeutel aufzubewahren? Es war so absurd, dass ich erst glaubte, es sei ein Trick von ihm. Hatte er Zettel und Geldbeutel platziert, um mich reinzulegen?
    Ich ging zu seinem Platz zurück, legte den Geldbeutel wieder dahin zurück, wo ich ihn gefunden hatte, und sagte, ich wolle eine Stunde Zeit, um den Code für die Tür zu erraten. Die einzige Regel, die wir aufgestellt hatten, war, dass ich das Schloss nicht kaputt machen durfte. Alles andere war erlaubt. Dann verließ ich den Raum, und die Zeit lief.
    Wenige Minuten später ging Lenny die Treppe hinunter, um etwas zu holen. Bei seiner Rückkehr war ich verschwunden. Er suchte mich überall, bevor er die Tür zum Computerraum öffnete. Drinnen saß ich am Rechner und tippte. Ich war mit vollen Zugriffsrechten eingeloggt und grinste ihn an.
    Lenny war außer sich. »Du hast mich ausgetrickst!«, schrie er.
    Ich streckte meine Hand aus. »Du schuldest mir 150 Mäuse.« Als er sich weigerte, sagte ich: »Ich gebe dir eine Woche Zeit.« Es fühlte sich toll an, Lennys aufgeblasenes Ego ein bisschen zurechtzustutzen.
    Aber er zahlte einfach nicht. Ich verlängerte seine Frist immer wieder und kündigte

Weitere Kostenlose Bücher