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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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schließlich an, ab sofort Zinsen zu verlangen. Nichts. Schließlich rief ich, aus Jux, in der Buchhaltung seines Arbeitgebers an und gab vor, von der Vollstreckungsabteilung der Finanzbehörde zu sein. »Arbeitet bei Ihnen ein Leonard DiCicco?«, fragte ich.
    »Ja, der arbeitet hier«, sagte die Frau am anderen Ende.
    »Uns liegt ein Lohnpfändungsbeschluss für ihn vor«, sagte ich. »Wir müssen Sie bitten, seinen Lohn zurückzuhalten.« Die Frau verlangte eine schriftliche Bestätigung. Ich entgegnete: »Sie bekommen am Montag ein Fax. Aber ich weise Sie offiziell an, alle Auszahlungen an ihn zurückzuhalten, bis Sie weitere Informationen von uns erhalten.«
    Ich ging davon aus, dass Lenny dadurch vielleicht ein paar Unannehmlichkeiten haben würde, aber nicht mehr. Wenn das angekündigte Fax am Montag nicht kam, würde man ihm sein Geld einfach auszahlen.
    Als Lenny von der Buchhaltung von dem Anruf der Finanzbehörde erfuhr, wusste er sofort, wer dahintersteckte.
    Aber er war so außer sich vor Wut, dass sein Verstand aussetzte und eine große Dummheit machte: Er ging zu seinem Chef und erzählte ihm, dass wir beide uns von den Firmenbüros aus bei DEC eingehackt hatten.
    Sein Chef rief nicht die Polizei. Stattdessen rief er gemeinsam mit Lenny die Sicherheitsleute von DEC an, und sie erzählten ihnen, wer sie in den letzten Monaten immer wieder heimgesucht hatte. Schließlich wurde das FBI hinzugezogen, und die Agenten heckten einen Plan aus.
    Mitarbeiter des FBI und von DEC richteten sich in den Räumen der VPA ein, bevor Lenny und ich uns dort am späten Abend zu einer weiteren Hacker-Sitzung trafen. Sie installierten eine Überwachungssoftware auf den Computern von VPA, die alles aufzeichnete, was wir taten. Lenny wurde verwanzt, um unsere Gespräche aufnehmen zu können. Mein Ziel in der Nacht war die Universität von Leeds in England. Neill Clift war eine wichtige Informationsquelle von DEC, was Sicherheitslücken im VMS betraf. Ich wollte in das System der Abteilung für organische Chemie in Leeds, wo Clift ein Benutzerkonto hatte.
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, als wäre Lenny anders als sonst, und fragte ihn: »Ist alles okay? Du benimmst dich seltsam.« Er sagte, er sei nur müde, und ich dachte nicht weiter über sein eigenartiges Verhalten nach. Er hatte wahrscheinlich furchtbare Angst, ich könne herausfinden, was wirklich vor sich ging. Wir hackten ein paar Stunden, bevor wir beschlossen, es für heute gut sein zu lassen. Ich hätte gern weitergemacht, aber Lenny sagte, er müsse morgens früh raus.
    Einige Tage später rief Lenny mich an: »Hey, Kevin. Ich hab endlich mein Urlaubsgeld bekommen. Ich hab dein Geld. Komm vorbei.«
    Zwei Stunden später fuhr ich in das kleine ebenerdige Parkhaus des Gebäudes, in dem die Büros von VPA waren. Lenny stand dort völlig regungslos. Er sagte: »Ich brauche die VT100-Terminal-Emulator-Software. Ich will sie für einen Freund kopieren.« Er meinte damit eine Software, von der er wusste, dass ich sie auf Disketten im Auto hatte. Es war schon 5 Uhr Nachmittag. Ich erzählte ihm, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, und lud ihn sogar zum Abendessen ein. Er bestand auf den Disketten. Ich wollte einfach nur weg, irgendetwas stimmte da nicht. Aber schließlich gab ich nach und stieg bei laufendem Motor aus dem Auto, um die Disketten zu holen.
    »Kennst du das Gefühl, wenn man weiß, dass man gleich verhaftet wird?«, höhnte Lenny. »Tja, gleich wirst du es wieder haben.«
    Plötzlich heulten in der Garage etliche Motoren gleichzeitig auf. Autos rasten aus allen Richtungen auf uns zu und bildeten einen Kreis um uns. Männer in Anzügen sprangen heraus und schrien: »FBI!«
    »Sie sind verhaftet!«
    »Hände aufs Auto!«
    Ich dachte, wenn Lenny das alles arrangiert hat, um mir Angst einzujagen, bin ich echt beeindruckt.
    »Ihr Typen seid nicht vom FBI. Zeigt mir eure Ausweise!«
    Sie zogen ihre Brieftaschen heraus und klappten sie auf. Überall FBI-Marken. Und sie waren echt.
    Ich sah Lenny an. Er führte einen kleinen Freudentanz auf, als feiere er seinen Sieg über mich.
    »Lenny, warum hast du das getan?«
    Als die Agenten mir Handschellen anlegten, bat ich Lenny, meine Mutter anzurufen und ihr zu sagen, dass ich verhaftet worden war. Der Bastard erwies mir nicht einmal diesen letzten kleinen Freundschaftsdienst.
    Zwei Agenten fuhren mich zum Bundesgefängnis von Terminal Island. So etwas hatte ich bisher nur im Kino oder im Fernsehen

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