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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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schwülstigen Schlagzeile, die besagte, ich sei ein wahnsinniger Stalker, der es auf Kristy McNichol abgesehen hatte. Das Gefühl in der Magengrube, als ich mich umsah und hoffte, dass kein anderer Kunde mich auf dem Cover erkannte, würde ich meinem schlimmsten Feind nicht wünschen.
    Meine Mutter arbeitete damals in Jerry’s Famous Deli, einem Res­taurant in Studio City. Einige Wochen nach dem Vorfall saß Kristy McNichol dort an einem Tisch und aß zu Mittag. Meine Mutter sprach sie an und sagte: »Kevin Mitnick ist mein Sohn.«
    McNichol entgegnete sofort: »Ja, was ist das für eine Geschichte von wegen, er hätte mein Telefon abgestellt?« Sie sagte, dass ihr so etwas nie passiert sei und sie sich fragte, wie dieses Gerücht aufgekommen war. Später bewies ein Privatdetektiv, dass das Ganze nie stattgefunden hatte.
    Wenn mich heute, Jahre später, Leute fragen, warum ich weglief, statt mich den Anklagen der Bundesbehörden zu stellen, denke ich an solche Momente zurück. Was nützte es mir, die Karten auf den Tisch zu legen, wenn meine Ankläger falschspielten? Wenn man nicht mal mehr die Hoffnung auf eine faire Behandlung hat und die Regierung kein Problem damit hat, ihre Anklagen auf Aberglauben und Gerüchten aufzubauen, dann ist die einzig kluge Reaktion darauf die Flucht.
    Als mein Pflichtverteidiger meinen Fall darlegen sollte, erzählte er der Richterin, ich sei 1984 tatsächlich in Israel gewesen, allerdings nicht auf der Flucht, sondern für einen Besuch. Ich war sprachlos. Zehn Minuten vor der Anhörung hatten wir noch über diesen Punkt diskutiert, und ich hatte ihm erklärt, dass ich das Land seit Jahren nicht verlassen hatte und den Kontinent sogar noch nie. Mutter, Oma und Bonnie sahen schockiert aus, denn sie wussten, dass er nicht die Wahrheit sagte. Wie konnte ein Anwalt nur so inkompetent sein?
    In einem letzten Versuch, der Richterin Angst einzujagen, stellte Leon Weidman eine der ungeheuerlichsten Behauptungen auf, die vermutlich jemals in einem Bundesgericht geäußert wurde: Er erzählte Richterin Tassopulos, ich könne einen nuklearen Holocaust auslösen! »Er muss nur in ein Telefon pfeifen, um eine US-Atomrakete zu starten«, sagte er. Wo nahm er nur diese lächerliche Idee her? Die Computer, mit denen die Raketen kontrolliert werden, haben noch nicht einmal eine Anbindung an den Rest der Welt. Und selbstverständlich werden die Startkommandos nicht über öffentliche Telefonleitungen gegeben.
    Seine weiteren Behauptungen, jede einzelne von ihnen falsch, waren Lügengeschichten, die wahrscheinlich aus Falschmeldungen in den Medien oder wer weiß woher stammten. Aber die mit den Atomraketen hatte ich noch nie zuvor gehört, noch nicht mal als Teil einer Science-Fiction-Geschichte. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass er die Idee aus dem Hollywoodstreifen WarGames – Kriegsspiele hat. (Später wurde verbreitet, WarGames basiere teilweise auf meinen Erlebnissen, was der Film nicht tut.)
    Der Ankläger Weidman beschrieb mich als den Lex Luthor der Computerwelt (was ihn dann wohl zu Superman machte!). Die Sache mit dem Ins-Telefon-Pfeifen war so weit hergeholt, dass ich laut loslachte in der Überzeugung, dass die Richterin dem Mann klarmachen würde, wie absurd die Vorstellung war.
    Stattdessen ordnete sie Haftfortdauer ohne Kaution für mich an, weil ich »mit einer Tastatur bewaffnet(!)« eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle.
    Sie fügte hinzu, dass ich während der Haft keinen Zugang zu einem Telefon haben durfte. In den Gefängnisbereichen für die regulären Strafgefangenen gab es Telefone, mit denen Insassen R-Gespräche führen konnten. Es gab nur einen Bereich ohne Zugang zu einem Telefon: die Einzelzelle, auch bekannt als »das Loch«.
    In der Ausgabe der Zeitschrift Time vom 9. Januar 1989 war unter der Überschrift »Technologie« zu lesen: »Sogar den gefährlichsten Strafverdächtigen wird normalerweise Zugang zu einem Telefon gewährt, aber nicht Kevin Mitnick – oder zumindest nur unter den wachsamen Augen eines Aufsehers. Und auch dann ist es ihm nur erlaubt, seine Frau, seine Mutter oder seinen Anwalt anzurufen. Der Grund dafür ist, dass Mitnick ein Telefon in die Hand zu geben so wäre, als gäbe man einem Auftragskiller ein Gewehr. Dem 25-jährigen ehemaligen College-Studenten wird von den Bundesbehörden vorgeworfen, er sei mithilfe des Telefons zu einem der gefährlichsten Einbruchskünstler aller Zeiten geworden.«
    »Als gäbe man einem

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