Das Phantom im Netz
nicht mehr korrekt zu sein.« Drei Dinge arbeiteten zu meinem Vorteil. Zuerst einmal hatte ich den Hilfssheriff unter einer internen Nummer erreicht, die in seinen Augen sicher niemandem außerhalb der Polizeidienststelle verfügbar war. Zweitens hatte ich ihm – ein kleines, abschätzbares Risiko eingehend – eine falsche Nummer mit richtiger Vorwahl angegeben, da dem DMV, wie ich schon herausgefunden hatte, das Präfix 657 zugewiesen war. Die Nummer, unter der die Strafverfolgungsbehörden anriefen, musste also 916 657-XXXX lauten. Der Beamte am Telefon musste merken, dass ich alles richtig hatte, bis auf die vier letzten Ziffern. Drittens schließlich hatte ich mich zum Lieutenant erkoren. Auf einer Polizeiwache denkt man wie beim Militär: Niemand sagt gern Nein zu jemandem mit Streifen auf der Schulterklappe.
Er gab mir die korrekte Telefonnummer.
Als Nächstes musste ich herausfinden, auf wie vielen Telefonleitungen die Anfragen der Strafverfolgungsbehörden bearbeitet wurden und welche Nummern diese Anschlüsse hatten. Ich wusste schon, dass der Staat Kalifornien eine DMS-100 Vermittlungsstelle der Northern Telecom benutzte. Also rief ich im State of California Telecommunications Department an und bat, einen Techniker zu sprechen, der mit der DMS-100 arbeitete. Der Techniker, an den man mich weiterleitete, schluckte ohne Weiteres meine Behauptung, ich würde im Northern Telecom Technical Assistance Support Center in Dallas arbeiten, und so begann ich gleich auf ihn einzureden: »In der neuesten Softwareversion steckt ein sporadischer Fehler, durch den Anrufe an die falsche Nummer weitergeleitet werden. Wir haben ein Patch entwickelt – es ist nur ein kleines Update, das Ihnen keine großen Schwierigkeiten bereiten wird. Ich kann jedoch die Einwahlnummer Ihrer Vermittlungsstelle in unserer Datenbank nicht finden.«
Jetzt war ich am Knackpunkt angelangt. In solchen Fällen benutzte ich gern eine Formulierung, die keinen Widerspruch zuließ. Ich fragte: »Wie lautet die Einwahlnummer, und zu welcher Zeit kann ich die Fehlerbehebung am besten durchführen?«
Der Techniker war heilfroh, mir die Nummer zu geben, damit er das Update nicht selber zu machen brauchte.
Selbst damals waren einige Vermittlungsstellen, genau wie firmeninterne Computersysteme, durch ein Passwort geschützt. Auf den Standard-Kontonamen konnte man leicht kommen: »NTAS«, die Abkürzung für »Northern Telecom Assistance Support«. Ich wählte die Nummer, die der Techniker mir gegeben hatte, gab den Kontonamen ein und probierte ein paar Passwörter.
»ntas?« Nichts.
»update?« Wieder nichts.
Wie wär‘s mit »patch?« Auch nichts.
Also versuchte ich es mit einem Passwort, das meines Wissens für Northern-Telecom-Hauptverteiler anderer regionaler Telefongesellschaften, den Regional Bell Operating Companies, verwendet wurde: »helper«.
Treffer!
Weil Northern Telecom es seinen Service-Technikern einfach machen wollte, war jede Schaltstelle mit demselben Service-Passwort erreichbar. Selten blöd. Aber für mich natürlich genial.
Mit dem Kontonamen und dem Passwort hatte ich nun uneingeschränkten Zugang zum Hauptverteiler. Außerdem hatte ich Kontrolle über sämtliche Telefonnummern des DMV in Sacramento erlangt.
An meinem Computer stellte ich eine Suchanfrage nach der Telefonnummer, die man mir für den Zugang durch Strafverfolgungsbehörden gegeben hatte, und fand heraus, dass die Abteilung zwanzig Leitungen in einer »Sammelrufgruppe« zusammengefasst hatte – wenn die Nummer, die man der Polizei ausgehändigt hatte, besetzt war, wurde der nächste Anruf automatisch an die nächste freie Leitung weitergeleitet.
Ich beschloss, mich als achtzehnte Nummer auf die Liste zu setzen (so bekäme ich nur Anrufe, wenn sehr viel los sein würde, während ich mit einer niedrigeren Nummer wahrscheinlich pausenlos zu tun hätte). Ich gab die entsprechenden Befehle im Hauptverteiler ein, um eine Anrufweiterleitung zu installieren und anschließend die auf der Leitung eingehenden Anrufe auf mein geklontes Handy zu lenken.
Ich nehme an, so etwas hätte sich nicht jeder getraut. Ich bekam Anrufe vom Geheimdienst, vom Bureau of Land Management, von der Drogenbekämpfung und vom Bureau of Alcohol, Tobacco, and Firearms.
Und stellen Sie sich vor, ich nahm sogar Anrufe von FBI-Agenten entgegen – also von den Typen, die mir sofort wieder Handschellen verpassen und mich ins Gefängnis bringen könnten.
Jedes Mal, wenn jemand in dem
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