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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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beide Spaß an dem Geplänkel und das Gefühl, etwas Wichtiges zu leisten.
    Wenn wir uns je persönlich begegnet wären, hätte ich ihr als Dank für ihre wunderbare Hilfe einen Kuss gegeben. Ann, wenn du das hier liest: Das Kussangebot steht noch.
    Ich nehme an, professionelle Detektive müssen vielen verschiedenen Spuren folgen, wenn sie an einem Fall dran sind, und auf manche Hinweise muss man erst kommen. Ich hatte nicht vergessen, dass Erics Mietvertrag auf einen gewissen Joseph Wernle lautete, ich war der Spur nur noch nicht nachgegangen. Das war die Gelegenheit, mich wieder einmal an meine Sozialversicherungsfreundin Ann zu wenden.
    Sie ging ins NCS und rief eine »Alphadent«-Datei auf, mit der man die Sozialversicherungsnummer anhand von Namen und Geburtsdatum herausbekommen konnte.
    Anschließend bat ich um eine »Numident«-Suche, um an Geburtsdatum und -ort, den Namen des Vaters und den Mädchennamen der Mutter zu kommen.
    Joseph Wernle war in Philadelphia geboren, seine Eltern hießen Joseph und Mary Wernle, geborene Eberle.
    Ann ließ dann ein »DEQY«, eine »detailed earnings query« für mich durchlaufen, über die man an den beruflichen Werdegang und die Gehälter einer Person gelangte.
    Wie? Was sollte das?
    Joseph Wernle junior war vierzig Jahre alt. Laut seiner Sozialversicherungsakte hatte er nie einen Penny verdient.
    Er hatte angeblich nie gearbeitet.
    Was hätten Sie an meiner Stelle gedacht?
    Es gab diesen Mann, schließlich hatte die Sozialversicherung eine Akte zu ihm. Aber er hatte wohl noch nie einen Job und noch nie etwas verdient.
    Je mehr ich über ihn in Erfahrung brachte, desto verwirrender wurde die ganze Sache. Es ergab einfach keinen Sinn, und ich war umso entschlossener, eine Erklärung zu finden.
    Zumindest hatte ich jetzt die Namen seiner Eltern.
    Ich kam mir vor wie Sherlock Holmes.
    Joseph Wernle junior war in Philadelphia geboren. Vielleicht lebten seine Eltern noch dort oder auch in der Nähe. Ein Anruf bei der Auskunft ergab für die Vorwahl 215, die damals Philadelphia und das umliegende Gebiet in Pennsylvania umfasste, drei Teilnehmer namens Joseph Wernle.
    Ich begann, die von der Auskunft genannten Nummern abzutelefonieren. Beim zweiten Versuch meldete sich eine männliche Stimme. Ich fragte, ob ich mit Mr. Wernle verbunden sei, und er bejahte.
    »Mein Name ist Peter Browley, ich arbeite bei der Sozialversicherungsbehörde«, erklärte ich. »Haben Sie eventuell ein paar Minuten Zeit?«
    »Worum geht es?«
    »Wir haben einem Joseph Wernle Leistungen bezahlt, aber offenbar sind die Personendaten in unserem System durcheinandergeraten. Wahrscheinlich sind die Leistungen der falschen Person zugekommen.«
    Ich legte eine Pause ein, um ihn ein wenig zappeln zu lassen und zu verunsichern. Er wartete ab, ohne etwas zu sagen. Ich fuhr fort: »Ist der Name Ihrer Frau Mary Eberle?«
    »Nein«, sagte er. »Das ist meine Schwester.«
    »Und haben Sie einen Sohn, der Joseph heißt?«
    »Nein.« Kurz darauf fügte er hinzu: »Mary hat einen Sohn, er heißt Joseph Ways. Aber er kann nicht gemeint sein. Er wohnt in Kalifornien.«
    Jetzt passte es langsam zusammen, jetzt kamen wir weiter. Aber da war noch etwas: Der Mann am anderen Ende der Leitung sprach weiter.
    »Er ist FBI-Agent.«
    Dieses Arschloch!
    Es gab keinen Joseph Wernle junior. Ein FBI-Agent namens Joseph Ways hatte sich eine falsche Identität zugelegt und dazu echte Familiennamen verwendet, die er sich leicht merken konnte. Und dieser Agent gab sich nun als der Hacker Eric Heinz aus.
    Zumindest war das die naheliegende Schlussfolgerung – nach allem, was ich nun herausgefunden hatte.
    Das nächste Mal, als ich Eric auf seiner Festnetznummer erreichen wollte, war diese abgeklemmt.
    An einem früheren Punkt meiner Hackerkarriere hatte ich beschlossen, es könne bestimmt nicht schaden, sich Zugang zu den Versorgungsbetrieben für Los Angeles und Umgebung zu verschaffen. Jeder benötigt Wasser und Strom, und so war das Department of Water and Power (DWP) sicher eine extrem wertvolle Informationsquelle, wenn man an die Adresse einer Person gelangen wollte.
    Das DWP hatte eine Abteilung namens »Special Desk«, in der Anfragen von Strafverfolgungsbehörden bearbeitet wurden. Die Mitarbeiter hatten Anweisung, bei jedem Anrufer anhand einer entsprechenden Liste zu prüfen, ob dieser Befugnis hatte, Kundendaten zu erfragen.
    Ich rief in der DWP-Firmenzentrale an, gab mich als Polizeibeamter aus und erklärte, der Beamte, der

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