Das Phantom im Netz
gefährlich.«
»Na dann schau mal, was du über die Ermittlungen herausfinden kannst«, wies man mich an.
Ich sollte dann noch früh genug herausfinden, was die Teltec-Bosse mir verschwiegen hatten: Der Detective und sein Team hatten vor ein paar Monaten eine Razzia in der Privatdetektei durchgeführt, weil diese unautorisierte Passwörter verwendet hatte, um an Kreditauskünfte der TRW zu gelangen.
Gut, dass ich nicht eingewilligt hatte, einen Bullen auszuspionieren – es mit der PacBell Security aufzunehmen, war dagegen etwas ganz anderes. Es kam mir vor wie ein Spaßtest meines Einfallsreichtums. Wie eine Herausforderung, die ich voll und ganz genießen könnte.
Einundzwanzig
Katz und Maus
4A 75 6E 67 20 6A 6E 66 20 62 68 65 20 61 76 70 78 61 6E 7A 72 20 74 76 69 72 61 20 67 62 20 47 72 65 65 6C 20 55 6E 65 71 6C 3F
D a Lewis sich deutlich weniger Zeit zum Hacken nahm, um Bonny nicht zu verärgern, kam es, dass ich bei einem seiner Kumpel landete. Terry Hardy war sicherlich kein gewöhnlicher Zeitgenosse. Er war groß, hatte eine hohe Stirn und redete so monoton wie ein Roboter. Wir nannten ihn »Klingone«, nach den Außerirdischen aus Star Trek , weil er ihnen nach unserer Ansicht ziemlich ähnlich sah. Er war so was wie ein autistischer Hochbegabter und konnte zum Beispiel eine Unterhaltung aufrechterhalten und einem dabei in die Augen schauen, während er gleichzeitig fünfundachtzig Wörter pro Minute in seinen Computer tippte. Ganz unglaublich anzusehen und wirklich beunruhigend.
Eines Tages, als Terry, Lewis und ich in Dave Harrisons Büro waren, schlug ich vor: »Mal sehen, ob wir Darrell Santos‘ Passwort für seine Mailbox knacken können.« Mit einer solchen Aktion könnte ich mich vor den Teltec-Leuten beweisen. Wenn ich es tatsächlich schaffte, den Code herauszubekommen.
Ich rief in der Vermittlungsstelle an, in der die Büros der PacBell Security verschaltet waren, und ließ den Techniker das CAT-Kabel für die von mir angegebene Telefonnummer überprüfen: die Nummer des PacBell Sicherheitsbeauftragten Darrell Santos.
Mein Ziel war, eine SAS-Verbindung zum Anschluss von Santos herzustellen, doch ich wollte dies auf besondere Art erreichen. Nach dem, was ich über SAS gelernt hatte, gab es einen sogenannten SAS-Kabelschuh, also eine physische Verbindung, die den Vorteil hatte, dass man je nach Bedarf in die Verbindung reinhören und sämtliche Anrufe überwachen konnte, die über den Anschluss getätigt oder angenommen wurden. Außerdem war bei der SAS-Methode kein Klicken in der Leitung zu hören.
Was hätte der Techniker wohl gedacht, wenn er gewusst hätte, dass die Abhöreinrichtung, die er soeben einrichtete, zu einem Anschluss der PacBell Security führte?
Mein Timing hätte besser nicht sein können. Als ich mich in die Verbindung einklinkte, hörte ich eine automatische weibliche Stimme sagen: »Bitte geben Sie Ihr Passwort ein.« Terry Hardy stand zufällig gerade neben mir. Zu seinen ungewöhnlichen Fähigkeiten gehörte auch ein absolutes Gehör oder zumindest eine Ausprägung dieser seltenen Gabe: Er konnte am Tastensignal erkennen, welche Telefonnummer eingetippt wurde.
Ich rief Lewis und Dave zu, sie sollten ruhig sein, und bat: »Terry, hör mal hin!« Er beugte sich gerade rechtzeitig über den Lautsprecher, um die Wähltöne zu hören, während Santos sein Mailbox-Passwort eingab.
Terry stand da, als sei er tief in Gedanken versunken. Bestimmt zwanzig Sekunden lang. Ich wagte nicht, ihn anzusprechen.
Und dann: »Ich glaube, es ist die 1313«, sagte er.
Während der folgenden Minuten standen wir stocksteif da, während Santos – und wir vier – seine Mailbox abhörten. Nachdem er aufgelegt hatte, rief ich seine Mailbox an und gab »1313« als Passwort ein.
Es funktionierte.
Wir waren außer uns! Dave, Lewis, Terry und ich sprangen herum und klatschten einander ab.
Terry und ich gingen das Ganze noch mal durch und gelangten so auch an Lilly Creeks Mailbox-Passwort.
Ich gewöhnte mir an, jeden Tag beide Mailboxen abzuhören, jeweils nach Büroschluss, wenn ich einigermaßen sicher sein konnte, dass sie nicht gerade selber versuchten, ihre Nachrichten abzuhören. Wenn sie gemerkt hätten, dass ihre Mailbox besetzt war, wäre das ein eindeutiges Warnsignal gewesen.
Während der folgenden Wochen hörte ich mehrere Nachrichten ab, die Detective Simon hinterlassen hatte, um Santos über seine Ermittlungen bezüglich Teltec auf dem Laufenden zu halten. Für meine
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