Das Phantom im Netz
die Nummer des Special Desk habe, sei dienstlich unterwegs, und wir bräuchten sie bitte noch einmal. Man gab sie mir ohne Umschweife.
Anschließend rief ich bei der SIS (Special Investigations Section), einer Eliteabteilung des Los Angeles Police Department an. Ich fand es nur fair, die Leutchen dort mitspielen zu lassen, denn schließlich hatten sie Lenny DiCicco und mich einige Jahre zuvor am Pierce College beschattet. Ich bat, einen Vorgesetzten zu sprechen, und I.C. Davidson kam an den Apparat. (Ich erinnere mich sehr gut an diesen Namen, da ich ihn noch eine ganze Zeit verwendete, wenn ich Informationen vom DWP benötigte.)
Ich erklärte: »Sergeant, hier ist das Special Desk im DWP«, und weiter: »Wir stellen gerade eine Datenbank zusammen, mit autorisierten Personen für Anfragen aus der Strafverfolgung. Ich rufe an, weil ich gerne wissen würde, ob Mitarbeiter Ihrer Abteilung noch Zugriff auf das Special Desk benötigen.«
Er erwiderte: »Absolut.«
Ich begann wie üblich und fragte ihn nach seinem Namen und ob er auf der Liste stünde.
»Wie viele Beamte sollen denn auf der Liste verzeichnet sein?«
Er gab mir eine Zahl an.
»Gut, dann geben Sie mir doch Ihre Namen, und ich sorge dafür, dass sie für ein weiteres Jahr autorisiert sind.« Für die Polizei war der Zugang zu den Informationen der DWP sehr wichtig, und so buchstabierte er mir geduldig jeden Namen.
Einige Monate später verlangte das Special Desk zusätzlich ein Passwort zur Datenabfrage. Kein Problem: Ich rief in der Abteilung für Organisiertes Verbrechen im Los Angeles Police Department an und bekam einen Lieutenant an den Apparat.
Ich stellte mich als »Jerry Spencer vom Special Desk« vor und wählte einen leicht abgeänderten Einstieg: »Sind Sie autorisiert, Auskünfte beim Special Desk einzuholen?«
Er bejahte.
»Gut. Wie heißen Sie?«
»Billingsley, David Billingsley.«
»Moment, ich sehe kurz auf der Liste nach.«
Ich raschelte mit Papier. Dann sagte ich: »Ach ja, hier steht es. Ihr Passwort lautet 0128.«
»Nein, das stimmt nicht. Mein Passwort ist 6E2H.«
»Ach, sicher. Jetzt sehe ich, das war ein anderer David Billingsley.« Ich konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken. Ich ließ ihn die Beamten aus der Abteilung für Organisiertes Verbrechen auflisten, die berechtigt waren, Auskünfte beim Special Desk einzuholen. Er nannte mir sämtliche Namen und Passwörter. Ab da war ich fein raus. Es würde mich nicht wundern, wenn einige dieser Passwörter auch noch heute funktionierten.
Mit Zugang zum Special Desk des Strom- und Wasserversorgers DWP brauchte ich nur fünf Minuten, um Erics neue Adresse herauszufinden: Er war in eine andere Wohnung im selben Haus gezogen. Lewis und ich waren doch bei der Adresse aufgetaucht, und drei Wochen später wohnt er nicht mehr dort, hat seine Telefonnummer gewechselt, ist aber immer noch im selben Gebäude?
Und der neue Telefonanschluss läuft unter demselben Namen wie vorher: Joseph Wernle. Falls Eric wirklich in den »Sicherheitsmodus« gewechselt hatte, wie er uns ja mitgeteilt hatte, warum benutzte er dann noch denselben Namen? Und so einer sollte der Superhacker sein? Er schien keine Ahnung zu haben, was ich alles über ihn in Erfahrung bringen konnte. Ich war noch weit davon entfernt, alle Rätsel um ihn zu lösen, aber ich wusste, dass ich nun, da ich der Wahrheit immer näher kam, auf jeden Fall weitermachen musste.
Zwanzig
Die Infos liefert die Gegenseite
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D as California Department of Motor Vehicles (DMV), die KFZ-Zulassungsstelle für Kalifornien, sollte mir zu umfangreichen Informationen verhelfen – und später dann zur Rettung in letzter Minute. Wie ich mir Zugang zur Zulassungsstelle verschaffte, ist eine Geschichte für sich.
Erster Schritt: Um herauszufinden, unter welcher Telefonnummer die Polizei offizielle Anfragen beim DMV machte, rief ich in der Polizeidienststelle von Orange County an und ließ mich mit der Zentrale verbinden. Dem Hilfssheriff, der sich dort meldete, sagte ich: »Ich bräuchte bitte mal die Nummer der Zulassungsstelle, wegen eines Soundex, das ich vor ein paar Tagen angefragt habe.« (Wenn man beim DMV eine Kopie eines Führerscheinfotos verlangte, hieß das im internen Jargon seltsamerweise »Soundex«.)
»Wer sind Sie?«
»Hier spricht Lieutenant Moore«, erwiderte ich. »Ich habe unter 916 657-8823 angerufen, aber die Nummer scheint
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