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Das Phantom von Schreckenstein

Das Phantom von Schreckenstein

Titel: Das Phantom von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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ihn an. „Wir streiken.“ Sie setzte sich auf die Treppe, die andern folgten ihrem Beispiel. Kaum saßen sie, brach ein großes Gähnen aus. Sonja lehnte in einer Fensternische und wartete ab.
    „Gut“, meinte Pummel. „Warten wir, bis die Horn zurückkommt. Und was dann?“
    Er bekam keine Antwort, nur Gähnen.
    „Ihr bringt Sonja in eine dumme Lage.“ Stephan trat für die junge Lehrerin ein.
    „Dummer Bube! Wir sagen einfach, ihr hättet die Fenster versteckt, um uns zu ärgern!“ Triumphierend streckte Ingrid ihm die Zunge heraus. Dabei überkam sie ein neuer Gähnanfall.
    „Kindergarten!“ Hans—Jürgen tippte sich an die Schläfe. „Denkt ihr, sie glaubt euch das?“
    „Klar!“ entgegnete Esther. „Von eurer Ritterehrlichkeit hält sie sowieso nichts.“
    Klaus lachte spitz. „Ihr straft euch ja selber Lügen mit eurer Gähnerei.
    „Da hat Klaus recht“, schaltete sich Sonja ein. „Unterwegs hat sie mich dauernd gefragt, woher wohl diese Müdigkeit kommt.“
    Verdutzt saßen die Mädchen auf der Treppe. Und mußten wieder gähnen. Die Ritter standen vor ihnen, auf jede nur denkbare Reaktion gefaßt.
    „Also“, brach Mücke nach einer Weile das Schweigen. „Es liegt bei euch, ob sie die Wahrheit erfährt oder nicht.“
    „Erpresser!“ knirschte seine Schwester.
    Sophie sah Ottokar an. Als er’s merkte, drehte sie den Kopf weg und tuschelte mit Beatrix. Die gab das Getuschel weiter. Einige kicherten.
    Ottokar sah Stephan an. Der erriet den Gedanken seines Freundes und sprach ihn aus. „Wenn’s Scherben gibt, seid ihr dran. Damit das klar ist.“
    Die Tuschelei hörte auf, nicht aber das Gähnen. Und noch immer rührte sich keine von ihrem Platz.
    Dampfwalze schaute auf seine Uhr. „Ich geh zur Horn und sag ihr, wir wären soweit.“ Als er sich umdrehte, schossen die Mädchen wortlos in die Höhe.
    Wie eine Herde trieben die Ritter sie die Treppe hinauf und die Stiege zum Speicher.
    „Das gibt Rache!“ flüsterte Doris.
    Klaus lachte sie aus. „Wenn ihr schon für einen Streich zu dumm seid, dann erst recht für Rache.“
    Pummel, Eugen, Walter und Dampfwalze baten die Mädchen, die Fenster nach Flügeln geordnet, paarweise zurückzubringen, wie sie sie hinaufgetragen hatten. Zuerst die vom Südflügel, die sie zuletzt ausgehängt hatten. Die Fenster des Klassentrakts ließen sich leicht unterscheiden, sie waren braun, nicht weiß gestrichen.
    Ohne Murren schleppten die Mädchen, daß ihnen das Gähnen verging. Jeder Transport wurde von Rittern begleitet.
    „Was hältst du von unseren Sklavinnen?“ fragte Mini
    Ritter Herbert den Mini—Ritter Eberhard.
    „Verdächtig willig“, antwortete der.
    Ließ irgendwo das Arbeitstempo nach, schaute Dampfwalze auf seine Uhr. „Jetzt muß ich aber rüber, sie holen!“ Und schon ging’s wieder zügig voran. Verbissen, stumm.
    „Keinen Ärger zeigen! Weitersagen!“ Die Parole stammte von Sophie. Die immer gut gelaunte Isabella fand gar etwas Positives bei der Schlepperei. „Da bleibt man wenigstens wach!“
    Zwischendurch sorgte Dieter für einen beschleunigenden Schreck, als er in eine dunkle Speicherecke rief: „Ah, Frau Doktor, da sind Sie ja!“
    Sonja schüttelte nur noch den Kopf. „Ihr seid gemein. Aber irgendwie imponiert ihr mir mächtig“, raunte sie Stephan zu.
    Sophie schaffte es sogar, Ottokar zuzulächeln, bis er, ein wenig verdutzt, gleichfalls die Mundwinkel hob.
    Immer mehr gerieten die Mädchen außer Atem. „Tut nicht so müde!“ rügte Eugen. „Ihr habt die Fenster ja auch raufgekriegt. Und runter geht’s viel leichter.“

    Ohne eine Verschnaufpause fing in den Zimmern unter Bewachung durch die gesamte Ritterschaft und der Anleitung technisch Begabter, wie Ottokar, Pummel, Andi, Eugen, Werner, Walter und Witzbold Klaus, das Einhängen, Aushängen, Umhängen, Wiederaushängen, Anderswo einhängen an.
    „Das klemmt unten! Das hat oben zuviel Luft! Das schließt überhaupt nicht!“
    Mit solchen Anmerkungen unterwiesen die Instruktoren ihre Schülerinnen in der Kunst perfekten Abdichtens. Die Mädchen keuchten, aber sie taten, was ihnen gesagt wurde. Und immer wieder fielen sie auf den Scherz herein, daß einer plötzlich rief: „Hallo, Frau Doktor! Sie werden schon sehnlichst erwartet.“
    Als sie dann wirklich kam, warnte kein Ritter, und die Mädchen erschraken erneut.
    „Was gibt’s denn da zu gähnen?“ fragte die allen bekannte Stimme.
    Ingrid fuhr hoch, Dampfwalze zog die Hände aus den Taschen.

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