Das Philadelphia-Komplott
sie als Erster. “Ist es nicht. Und ich bin derjenige, dem es Leid tut. Ich habe dich hierher gebracht, also verdienst du auch eine Antwort auf deine Frage.”
Vor einem kleinen Gebäude hielt er an. “Im Moment ist es mein vorrangiges Ziel, neue Mitglieder zu werben und mich eventuell mit Milizen aus anderen Bundesstaaten zusammenzutun.”
“Und was dann? Entwaffnet ihr unsere Streitkräfte? Besetzt das Pentagon? Oder das Weiße Haus?” Jake legte gerade so viel Erheiterung in seine Stimme, dass seine Frage nicht ernst gemeint klang.
“Du hast zu viel Regierungspropaganda gelesen.”
“Du nicht?”
“Ich halte mich auf dem Laufenden. Und ich muss sagen, dass mich die Art, wie wir in der Presse dargestellt werden, verletzt. Wir sind keine Barbaren. Wir ergötzen uns nicht an dem Gedanken, unser Land zu spalten, und wir wollen unsere Kräfte auch nicht dazu einsetzen, Landsmänner zu ermorden. Die Regierung will dich das glauben machen, aber sie könnte von der Wahrheit nicht weiter entfernt sein. Wir sind Patrioten. Wir glauben an die Verfassung genau so, wie sie geschrieben wurde. Und im Gegensatz zu den Milizen, die das FBI vor ein paar Jahren ausgehoben hat, vergraben wir keine Bombenteile oder schwere Artillerie auf unserem Grundstück. Und ich habe das Land auch nicht mit dem Gedanken gekauft, hier eine Strafkolonie aufzubauen.”
“Aber die Regierung glaubt das?”
“Für die Regierung sind alle Milizenführer schlechte Menschen. Sie sind mit Durchsuchungsbefehlen, Waffen und einem Dutzend Männer angerückt, weil sie dachten, einen Bunker, große Lebensmittellager, Munition, rassistische Literatur und was weiß ich noch alles zu finden. Weißt du, was sie gefunden haben? Nichts. Gar nichts.”
“Was willst du machen, wenn du dich mit den anderen Milizen zusammengetan hast?”
Victor umging die Frage mit einem Lachen. “Bis dahin ist es noch ein langer Weg, Jake. So weit kann ich noch gar nicht denken.”
Er stellte den Motor ab. “Komm mit”, sagte er, als er die Tür öffnete. “Gehen wir erst einmal auf einen Drink in mein Büro, bevor du die große Führung bekommst.”
26. KAPITEL
D afür, dass Victor ein unverbesserlicher Egomane war, machte sein Büro einen geradezu bescheidenen Eindruck. Kaum größer als das Wohnzimmer von Jakes Apartment, enthielt es doch alles Notwendige – einen Schreibtisch mit Laptop, einen Drucker, Bücherregale, ein paar Stühle und einen kleinen Kühlschrank.
“Magst du immer noch Martinis?”, fragte Victor.
“Nur, wenn sie extra trocken sind.”
“Zwei extra trockene Martinis – kommen sofort.”
Während er die Zutaten aus dem Kühlschrank nahm, warf Jake einen verstohlenen Blick auf den Laptop. Falls Victor wirklich der Mittelsmann für einen illegalen Waffenhändlerring war, würde Jake darin alle Namen und Telefonnummern der Kontaktpersonen finden. Und wie alle geheimen Dokumente wäre die Liste mit einem Passwort geschützt – das jede Woche oder sogar jeden Tag geändert wurde.
“Bitteschön.” Victor reichte ihm eines der Gläser. “Auf neue Anfänge.”
Jake erhob sein Glas zum Toast und ging hinüber zu einem offenen Bücherregal, in dem die Büsten der berühmtesten amerikanische Generäle standen. “Ich sehe, dass du deine Sammlung immer noch hast.”
Victor kam zu ihm hinüber. “Seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, sind einige dazu gekommen. Erkennst du sie?”
Jake betrachtete jede einzelne Büste. Die meisten von ihnen kannte er – Eisenhower, MacArthur, Patton, Washington, Grant, Stonewall Jackson. Doch von ein paar der Generäle wusste er den Namen nicht. “Ich fürchte, nicht.”
Mit dem Glas in der Hand deutete Victor auf die Messingköpfe. “Der da drüben ist General George Gordon Meade, der sich so tapfer in der Schlacht von Gettysburg geschlagen hat. Und dieser ist General Robert E. Lee. Interessanter Mann. Er liebte die Union, trotzdem war er dem Staat Virginia treu ergeben, als dieser abtrünnig wurde.
“Alles große Soldaten”, fuhr Victor fort. “Männer, die keine Angst davor hatten, ihre eigenen Regeln aufzustellen, wenn die Situation es verlangte.”
Wenn die Situation es verlangte.
Verglich er sich mit den Generälen? Und rechtfertigte er damit, was er im Irak getan hatte? Glaubte er in seinem verwirrten Kopf immer noch, dass es richtig gewesen war, die Befehle zu ignorieren und seine Vorgesetzten anzulügen?
Victor bedeutete Jake, ihm zu folgen. “Ich möchte dir meinen treuen
Weitere Kostenlose Bücher