Das Philadelphia-Komplott
den Bau der Gebäude und die Unterhaltung des Camps gesteckt. Die jährliche Mitgliedsgebühr hilft natürlich auch, und zusammen mit den großzügigen Spenden einiger wohlhabender Mitglieder kommen wir gut über die Runden.”
Als sie an einer weiteren Farm vorbeifuhren, hob eine Frau in einem langen, schwarzen Kleid eine Hand zum Gruß. “Du scheinst gute Kontakte zur Bevölkerung zu haben.”
“Das war nicht immer so. Am Anfang standen sie mir sehr ablehnend gegenüber, bis sie feststellten, dass ich hier keine Kriegsspiele organisiere und auch keine wilden Saufgelage stattfinden. Die meisten Lebensmittel in unserem Camp kommen von den Farmen, die du gesehen hast. Das kommt bei den Menschen hier sehr gut an. Ich ermutige auch meine in der Nähe lebenden Soldaten, die Anwohner zu unterstützen. Solange meine Männer sich benehmen und keine Probleme verursachen, kommen wir gut miteinander aus.”
“Aber einer deiner Männer
hat
Probleme verursacht.”
Als Victor den Highway verließ, blickte er kurz zu Jake hinüber. “Du weißt davon?”
“Der Barkeeper in der Tavern on the Square hat dich von der Pressekonferenz erkannt, die du aus Anlass von Doug Averys Verhaftung gegeben hast.”
“Ich hatte große Hoffnungen in Doug gesetzt, aber er hat mich enttäuscht. Ich hatte keine andere Wahl, als seine Mitgliedschaft zu kündigen.”
“Weil er erneut inhaftiert wurde?”
“Genau. Du kennst doch den Spruch ‘Aller guten Dinge sind drei’? Nun, bei mir sind es nur zwei, und dann ist man raus. Keine Ausnahme. Zerstörerisches Verhalten und ungesetzliches Benehmen sind zwei Dinge, die ich bei meinen Männern nicht toleriere.”
“Was meinst du, wie es bei Gericht ausgehen wird?”
Victor zuckte die Schultern. “Schwer zu sagen. Diesmal hat er nur eine Pflichtverteidigerin, die einer harten Gegnerin gegenübersteht.
Darauf bedacht, einen aufrichtigen Eindruck zu machen, nickte Jake. “Du meinst Sydney Cooper.”
Victor spielte seine Überraschung gut. “Du kennst sie?”
“Sie lebt in der Wohnung gegenüber von meiner.”
“Was du nicht sagst.” Er schlug einen spielerischen Tonfall an. “Und? Wie ist sie außerhalb des Gerichtsaals? Verklemmt? Sexy? Kann sie überhaupt mal locker lassen?”
Er
hatte
sie belauscht. “Sie ist definitiv nicht verklemmt”, antwortete Jake. “Aber mehr wirst du nicht aus mir herausbekommen.”
“Das würde ich auch nicht versuchen. Ein Gentleman genießt und schweigt.” Er bremste leicht ab. “Da sind wir auch schon.”
Als Erstes fiel Jake die Flagge am Tor auf, zwei gekreuzte Bajonetts auf gelbem Grund. Die Wache im Kampfanzug salutierte und ließ sie passieren.
“Wie viele Männer leben hier im Camp?”, fragte Jake.
“Fünfzehn. Sie haben die unterschiedlichsten Berufe – es gibt Elektriker, Köche, Installateure, Computertechniker. Sie halten das Camp am Laufen und verdienen genauso viel wie draußen. Die restlichen Mitglieder aus der Gegend kommen jedes zweite Wochenende zum gemeinsamen Brainstorming.”
Eher zur Gehirnwäsche, dachte Jake. “Hast du noch Kontakt zu irgendwem aus der alten Zeit?”, fragte er im Plauderton.
Victor zögerte unmerklich, bevor er antwortete. “Nein. Und du?”
Jake schüttelte den Kopf. “Nein. Nachdem ich den Irak verlassen hatte, habe ich mit allem abgeschlossen.” Er schaute sich um. “Ich sehe keine Baracken. Wo schlafen die Wochenendkrieger denn?”
Victor lachte. “Das sind Soldaten, Jake. Die brauchen keine Baracken. Sie wissen, dass uns nicht sehr viel Geld zur Verfügung steht und bringen ihre eigenen Schlafsäcke, ihr eigenes Essen, und tun, was Soldaten am besten können – improvisieren.”
“Bringen sie auch Waffen mit?”
“Natürlich. Diese Männer sind stolz auf ihre Waffen, und es ist nichts Ungebührliches daran, sie mitzubringen, um sie zu zeigen. Sie trainieren auf dem Schießstand auch ihre Fähigkeiten als Scharfschützen. Der Stand ist ungefähr zwei Meilen von hier entfernt.”
“Du hast vorhin gesagt, dass dich Kriegsspiele nicht interessieren. Aber ist das nicht der eigentliche Sinn einer Miliz? Für den Ernstfall zu üben?”
“Nicht unbedingt.”
“Was also ist der Sinn des Ganzen?”
Victors Augen verengten sich. “Für jemanden, den das alles nicht interessiert, bist du ganz schön neugierig.”
Jake zuckte unbeteiligt die Schultern. “Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass das Thema tabu ist.”
Eine unangenehme Stille senkte sich zwischen sie. Victor brach
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